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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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gemischte Menge von Heilung Suchenden, die am Grab des Heiligen beten wollten.
    Und alle auf ein Wunder hofften.
    Oder auf ein Almosen.
    Ein alter Mann, der nur noch ein Bein hatte, humpelte an ihm vorbei, und ein Schwann von Fliegen umschwirrte die offenen wunden Stellen an den Armen und am Hals des Unglücklichen. Von jäher Übelkeit erfasst, sprang Iain zur Seite, dem Mann aus dem Weg, nur um unmittelbar darauf von völlig verdreckten Kindern und einem Schwärm sichtlich geistesgestörter Frauen angerempelt zu werden. Sinnlose Worte und unzusammenhängende Gebete vor sich hinmurmelnd, folgten sie einem jungen Mann mit einem verkrüppelten Arm und einem von Pockennarben grauenhaft gezeichneten Gesicht.
    Kurz davor, sein spärliches Frühstück wieder von sich zu geben, suchte Iain die überfüllten Domhöfe und Gassen, die von der belebten High Street abgingen, nach einem Fluchtweg ab. Aber so angestrengt er sich auch umsah, er fand nicht einen einzigen.
    Es sei denn, er wäre bereit, über die gut bewachten Mauern der nahen Wohnstätte der Kanoniker zu steigen und eine wilde Flucht durch ihre abgeschiedenen Gärten zu riskieren. Iain runzelte die Stirn und verwarf die Idee genauso schnell wieder, wie sie ihm gekommen war.
    Mit einer solchen Aktion würde er MacFie nur einen neuen Anlass bieten, sich über ihn bei seinem Bruder zu beschweren.
    Nein, eine Flucht würde gar nicht einfach sein.
    Dennoch veranlasste ihn sein ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb, sich weiter nach einem Ausweg umzusehen. Doch leider sah er zu seinem ungeheuren Bedauern nichts als Chaos.
    Es wimmelte nur so von Klerikern und Ordensbrüdern, die den Lahmen und Bedürftigen so gut sie konnten zu Hilfe kamen. Allerdings wurden ihre gut gemeinten Bemühungen aber immer wieder von Spitzbuben und Scharlatanen behindert, die in der Hoffnun g auf ein Almosen die schreckli chsten Gebrechen vortäuschten.
    Einige von ihnen wälzten sich sogar auf dem Kopfsteinpflaster, und der widerliche Schaum, den sie dabei auf den Lippen hatten, roch mehr nach scharf riechender Seife als dem Schaum der wirklich Kranken.
    Iain presste seinen Handrücken gegen Mund und Nase. Es würde nicht mehr lange dauern, und auch er würde krank sein - von blankem, hochgradigem Wahnsinn befallen sollte er nicht auf der Stelle einen Weg finden, dieser grauenhaften Ansammlung von Kranken, Bettlern und Verbrechern zu entkommen.
    »Nein, nein, nein. Tausendmal nein.« Er nahm eine herausfordernde Haltung ein, verschränkte seine Arme vor der Brust und richtete seinen gebieterischsten Blick - in dem aber auch eine eindeutige Weigerung lag - auf seinen Begleiter. »Nicht einmal ein Dutzend bösartiger, Peitschen schwingender Fischweiber könnte mich dazu bewegen, auch nur einen einzigen weiteren Schritt zu machen. Und es interessiert mich kein bisschen, was du Donall berichtest, oder wie heilig der gute Sankt Kenti...«
    »Dein Bruder legte ganz besonderen Wert darauf, dass du Sankt Kentigern gebührend huldigst«, unterbrach Gavin ihn mit irritierend ruhiger Stimme. Und dann, mit einer nicht minder eisernen Entschlossenheit als Iains, warf er einen viel sagenden Blick auf den zweiten jungen Seemann ... der die Packpferde und deren kostbare Fracht bewachte.
    Der geistig zwar ein wenig schwerfällig sein mochte, aber den an sich schon sehr großen MacFie sogar noch um einige Zentimeter überragte - und mehr Muskeln hatte als Iain, Donall und Gavin zusammen.
    »Es ist deine Entscheidung, mein Freund.« Gavin beobachtete ihn, und sein sonst immer so fröhliches Gesicht war jetzt von Ernsthaftigkeit geprägt.
    Langsam streckte er die Arme über den Kopf und ließ seine Knöchel knacken ... und war geschmacklos genug, dabei auch noch so unbefangen auszusehen, als stünden sie mitten auf einer süß duftenden Frühlingswiese und nicht in unmittelbarer Nähe des stinkenden, ungewaschenen Pöbels. »Geh in Frieden, wie es deinem Stand und deiner Aufgabe hier gebührt, oder ...« Gavin zog die breiten Schultern hoch, in einer schlichten Geste, die beredter war als jede weitere Drohung.
    Ob er sie nun aussprach oder nicht.
    Iain starrte ihn finster an, dann warf er dem jungen Seemann einen aufgebrachten Blick zu. Insgeheim verdächtigte er MacFie, den Kerl mit Süßigkeiten oder womöglich gar mit diensteifrigen jungen Mädchen zu bestechen, damit dieser tat, was ihm aufgetragen wurde.
    Und er es bedingungslos und ohne Fragen zu stellen tat.
    Zu erbost, um - jetzt schon - nachzugeben,

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