MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Votivdiebin und Postulantin - hatte ihm soeben direkt ins Gesicht gesehen.
Und sich dies eingestehen zu müssen war ein harter Schlag für ihn.
Etwa zu derselben Zeit, weit entfernt von der prachtvollen Glasgower Kathedrale, zauberte eine finsterere, sehr viel ältere Magie als die von heiligen Reliquien und gregorianischen Gesängen ausgehende ein Lächeln auf die Lippen der alten Devorgilla.
In der anheimelnden Behaglichkeit der dicken, weiß getünchten Mauern ihrer strohgedeckten Bauernkate saß Doons Zauberin und summte fröhlich, wenn auch etwas falsch, ein Liedchen, während sie ihre kostbare Auswahl an Feenfeuersteinen betrachtete.
Die ansehnliche Sammlung dieser zauberkräftigen Steine füllte fast die große hölzerne Schüssel, die sie auf dem kleinen Eichentisch neben ihrem Kamin aufbewahrte. Und obwohl jeder Stein seinen eigenen unschätzbaren Wert besaß, waren es nur zwei von ihnen, die Devorgillas Aufmerksamkeit fesselten.
Sein Stein - Iain MacLeans - und der, der für seine Herzensdame stand.
Seine neue Herzensdame.
Die Frau, die ihm quasi von Geburt an vorbestimmt gewesen war.
Die Alte schnalzte mit der Zunge und schüttelte ihr graues Haupt. Viel Kummer wäre ihnen allen erspart geblieben, wenn die Männer, mit ihren dummen Einmischungen in Dinge, die man besser ihren eigenen Lauf nehmen ließ, für Iain den Zweifler keine politische Heirat arrangiert hätten, die mehr dem Clan zugute kam als den Bedürfnissen seines eigenen tapferen Herzens.
Denn so sanftmütig und hübsch Lileas Mac Lean s auch gewesen war, so war sie doch schlicht und einfach nicht Die Eine gewesen.
Und keiner der damaligen Machthaber hatte Devorgillas diskrete Hinweise auf den Ruin der MacLeans, die Legende der Familie, beherzigt. Weder Iains verstorbener Vater noch sein Altestenrat. Nicht einer dieser besserwisserischen Graubärte hatte auf sie hören wollen.
Selbst ihre ernsteren Warnungen waren auf taube Ohren gestoßen.
Es waren sogar Drohungen laut geworden, sie von der Insel zu verbannen, wenn sie nicht mit dem aufhörte, was diese Narren ihr törichtes Geschwafel nannten.
Die Alte runzelte die Stirn über diese Dummheit und verbannte sie alle miteinander in den entferntesten Winkel ihres Gedächtnisses. Eine größere Macht als die ihre würde vonnöten sein, um die falschen Entscheidungen der Vergangenheit ungeschehen zu machen.
Ein klügerer Schachzug wäre es sicherlich, der Zukunft etwas nachzuhelfen.
Und dazu legte die alte Hexerin ihre knotigen Finger um den Rand der hölzernen Schale und zog sie über die groben Planken des Tischs, bis sie ganz an dessen Rand stand.
Dann beugte sie sich vor und hielt ihr Gesicht ganz nah an die Schale.
Nur um sicherzugehen, dass ihre Augen sie nicht getäuscht hatten.
Sie hatten es nicht.
Die beiden Steine aus glattem, glitzerndem Highlandquarz glimmerten intensiver als je zuvor.
Es war zwar noch nicht das auffallende Leuchten, das sie sich erhofft hatte, aber sie hatten doch schon wesentlich mehr Glanz und inneres Feuer, als sie heute zu sehen erwartet hatte. Und sie vibrierten ... Devorgilla glaubte sogar ein schwaches, aus ihrem Inneren kommendes Summen zu vernehmen.
Diese Wahrnehmungen erfüllten sie mit überwältigender Freude. Mit einer Schwindel erregenden, atemlosen Freude, die besser zu einem blauäugigen jungen Mädchen gepasst hätte, das in der Blüte seines Leben stand.
Aber diese herrlich warme Fröhlichkeit belebte ihre alten Knochen. Und da außer ihrem vor sich hin dösenden Enkel Lugh und ihrer dreifarbigen Katze Mab, niemand da war, der ihre vorübergehende Würdelosigkeit hätte mit ansehen können, gackerte sie in hemmungslosem Entzücken'los und klatschte begeistert mit ihren gichtgekrümmten Händen.
Dann gönnte sie sich das Vergnügen, mit der Fingerspitze zuerst über ihren und dann über seinen zu streichen. Der männliche Stein hatte endlich etwas von seiner eisig blauen Verfärbung verloren und ließ nun, wie der weibliche, einen langsam größer werdenden, pulsierenden, rotgoldenen Punkt in seiner Mitte erkennen.
Ebenso erfreute sie, dass seine makellose Oberfläche mittlerweile wärmer geworden war.
Mehr als zufrieden, nahm die Alte ihre Hand von der Holzschale, richtete sich auf und beklagte sich ausnahmsweise einmal nicht über das Knacken ihrer alten Knochen.
Dann setzte sie eine ernstere Miene auf und sprach die magischen Worte. »Der eine steht für dich, der andere steht für sie. Wenn das Herz deiner Dame Feiler
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