MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
fängt, wirst du sie erkennen.«
Augenblicklich - und zum ersten Mal - schien das leise Glühen in dem weiblichen Stein zunächst ein wenig nachzulassen, aber dann loderte es wieder auf und sandte dünne, rotgoldene Strahlen aus, von denen einige die Oberfläche des Steins überzogen, bevor sie wieder erloschen.
Keine Feuersbrunst, das ganz sicher nicht, aber deutlich erkennbar.
Die Zeit war gekommen, sie waren sich begegnet.
Daran bestand nicht der geringste Zweifel, denn ihre Feenfeuersteine sprachen stets die Wahrheit.
Blinzelnd, um ihre Tränen zu verdrängen, denn eine gute Hexe weinte nicht, strich Devorgilla sich über ihr dichtes, graues Haar und gestattete sich ein kleines Lächeln.
Ihr Zauber wirkte.
Iain der Zweifler war kein Zweifler mehr.
Kapitel 4
G ütiger Himmel, aber ich kann keinen einzigen Schritt mehr C tun!« Nellas Wangen waren rot vor Anstrengung, als sie sich auf das grasbewachsene Ufer des schnell dahin fließenden Molendinar Burn fallen ließ. Sie war so atemlos, dass Madeline ein leises Schuldbewusstsein beschlich, als sie ihre Freundin einen leidenden Blick über die Schulter zu dem mit Ginster bestandenen Abteiberg, der sich hinter ihnen steil erhob, werfen sa h . »Ich werde keinen weiteren Schritt mehr tun«, berichtigte sie sich. »Meine Füße würden mir den Dienst versagen, wenn ich es auch nur versuchen würde.«
»Verzeih mir«, sagte Madeline und hob bedauernd ihre Hände. »Wir werden hier rasten, bis du wieder zu Atem gekommen bist. Eine kurze Erholungspause wird uns sicher beiden gut tun.«
»Mir geht es gut. Ich sorge mich vielmehr um Euch«, keuchte Nella, während sie ihre Kalbslederstiefel abstreifte. »So eindrucksvoll ein Reliquienschrein vielleicht auch sein mag, Mylady, er enthält letztendlich nichts als alten Knochenstaub«, erklärte sie und begann nun auch noch ihre Strümpfe hinabzurollen.
Dann warf sie Madeline einen scharfen Blick zu. »Würdet Ihr vielleicht gern über den Anlass Eurer überstürzten Flucht sprechen?«
»Nein.« Diese brüske Absage ihrer Freundin ließ sie die Stirn runzeln.
Bevor Nella noch mehr in den hastigen Aufbruch von Sankt Kentigerns Grabstätte und ihre wilde Jagd den sanft abfallenden Hang hinunter hineininterpretieren konnte, richtete Madeline den Blick auf die dicht beieinander stehenden Birken und Wacholderbäume, die das Ufer säumten.
Erklärungen konnten warten, bis ihr Herz aufhörte, wie verrückt zu hämmern, und ihr Blut sich abkühlte.
Falls das überhaupt noch möglich war.
Eine weitere Welle der Frustration begann ihren Nacken hinaufzukriechen, und so schlug sie wütend nach den kleinen Zweigen und Farnblättern, die an ihrem Umhang klebten ... hartnäckig an ihr haftendes Treibgut, das sie an ihre törichte Flucht erinnerte und ihre vergebliche Hoffnung, dass die innere Anspannung, die sie beherrschte, sich dadurch verringern würde.
Tausend Tage würden nicht für ein solches Wunder ausreichen.
Nicht, so lange die einschmeichelnde Stimme ihres Schattenmannes seine Macht über sie nicht aufgab und aufhörte, ihr Herz auf solch verführerische Weise mit ihrer wundervollen Wärme zu durchfluten.
»Herrgott noch mal!« Sie rümpfte die Nase und verlor allmählich die Geduld mit sich. Schon halb im Glauben, irgendeine zahnlose alte Hexe habe sie verzaubert - und das zu seinem Vorteil schüttelte sie energisch ihre Röcke aus, musste aber zu ihrem Verdruss feststellen, dass die Zweige und das Farnkraut hängen blieben. Sie klebten mit der gleichen Beharrlichkeit an ihr, mit der das Bild des großen, breitschultrigen Pilgers in ihrem Bewusstseins haften blieb.
Nein, überall, denn nun schien sein gut aussehendes Gesicht sogar in den grünen Schatten des Wäldchens am Bachufer aufzutauchen, und seine gequälten, dunkelbraunen Augen betörten sie aus dem Schutz der Bäume. Hielten sie im Bann seiner angenehmen Stimme, so fest, als stünde er direkt neben ihr, umfassten ihr Kinn mit starken Fingern und überließen es dem glutvollen Blick in seinen Augen, sie seinem Willen zu unterwerfen.
Madeline schluckte, und ein wohliges Prickeln lief über ihren
Rücken. Ein ungemein verführerisches Prickeln, das jede Faser ihres Körpers zu erfassen schien ... einschließlich ihrer intimsten Körperstellen. Von diesen aufregenden Gefühlen nahezu vollkommen überwältigt, blickte sie zum bewölkten Himmel auf und biss sich auf die Unterlippe, bis sie blutete.
Von ihrem Schattenmann zu träumen war ... wunderbar
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