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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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gewesen.
    Dem dunkeläugigen Fremden außerhalb der Grenzen ihrer Träume nahe zu sein, erwies sich dagegen als ausnehmend gefährlich.
    Selbst wenn sie die Verlockung seines stattlichen Körperbaus und seiner beeindruckenden Größe ignorierte, verbarg sich eine natürliche Aura der Macht und Tiefe unter seinem guten Aussehen, eine Intensität, die sie ungemein ansprechend fand und deren Magie sie bis in jeden unerforschten Winkel ihrer Weiblichkeit bezauberte.
    Einfach alles an ihm stand in krassem Gegensatz zu den Gestalten der an ihren Wanderstöcken dahinschlurfenden Pilgern, an deren Anblick sie sich inzwischen schon gewöhnt hatte.
    Ihr gut aussehender Schattenmann - denn er konnte niemand anderer sein - erwies sich als so grundlegend anders als jeder Mann, dem sie in ihrem Leben bisher begegnet war.
    Ob Pilger, Gemeine oder Edelleute.
    Und dieses Wissen deprimierte sie, denn nie hatte es einen ungünstigeren Moment gegeben, um ihr Interesse für einen Mann zu wecken ... und den brennenden Wunsch nach einem Wiedersehen.
    Schließlich schloss sie die Augen und atmete tief die kühle, feuchte, reinigende Luft ein. Und dann noch einmal und noch einmal, bis ihre Lungen zum Bersten voll mit dem belebenden Duft von Stechginster, Kiefernholz und rasch dahinfließendem Wasser waren.
    Aber auch diese Maßnahme half überhaupt nichts.
    All die reine, waldige Luft ganz Schottlands hätte nicht ausgereicht, um die verzweifelte Sehnsucht, die er in ihr entfacht hatte, zu verdrängen. Ein heftiges, über alle Maßen tief empfundenes Bedürfnis durchströmte sie wie eine alles verschlingende Feuersbrunst. Und war dieses Begehren erst einmal geweckt, dann würde nichts ihr Verlangen stillen können, fürchtete sie, diese Art unbändiger, unsterblicher Liebe zu erfahren, die so unauslöschlich in den Wänden seines Herzens eingemeißelt war.
    Ihr eigenes Herz verkrampfte sich in unerfüllbarer Leidenschaft.
    Sie hatte die grenzenlose Fülle seiner Emotionen gespürt, wenn ihre verfluchten hellseherischen Fähigkeiten ihn Nacht für Nacht in ihre Träume brachten und ihr nicht nur seinen Schmerz, sondern auch seine untrennbare Verbindung zu einer ganz bestimmten Frau enthüllten.
    Einer Frau ohne Gesicht, die er aber sehr liebte und die genau aus diesem Grund von Madeline nun für einen kurzen, gedankenlosen Augenblick beneidet wurde.
    Madeline wollte sie sein.
    Sie wünschte sich das so inbrünstig, dass ein schmerzliches Sehnen sie erfasste und ein unverkennbar sinnliches Verlangen, das sie bis in ihre Zehenspitzen spürte, sie durchrieselte.
    »Ihr seid ja ganz blass geworden, Mylady, und Ihr zittert!« Nellas besorgte Stimme erhob sich über das Rauschen des vorbeifließenden Bachs. »Die Pest soll diese schimmeligen Reliquien und Gebete murmelnden Mönche holen, wenn ihr Anblick Euch so strapaziert.«
    Madeline blinzelte, und die Macht des Pilgers über sie ließ augenblicklich nach, und sein schönes Gesicht verblasste in den Schatten, bis nur noch das harte Pochen ihres eigenen Herzens blieb.
    Eines verwundeten Herzens, das vollständig auf den Kopf gestellt worden war, und das beunruhigende Gefühl, dass etwas unendlich Begehrenswertes und Kostbares sich ihrer Reichweite entzog.
    »Ich würde nicht einmal vor einer ganzen Phalanx blassgesichtiger kirchlicher Würdenträger davonlaufen«, erwiderte sie beleidigt, während sie wieder den Staub von ihren Röcken klopfte und den wahren Anlass ihres Elends fest in ihrem Herz verschloss. »Und auch vermodernde Knochen machen mir keine Angst. Weder die von Heiligen noch von sonst irgend-wem.«
    Nella machte ein skeptisches Gesicht. »War es die Not eines bedauernswerten, auf ein Wunder hoffenden Pilgers, die Euch so fluchtartig aus der Kathedrale getrieben hat?« Von einer flachen Stelle des Bachs, wo sie mit hochgezogenen Röcken im weiß schäumenden Wasser stand, blickte sie prüfend zu Madeline hinüber, und ihre braunen Augen funkelten neugierig. »Madeline von Abereairn würde doch gewiss nicht...«
    »Lady Abereairn gibt es nicht mehr«, sagte Madeline, während sie ihre abgebrochenen Fingernägel betrachtete. »Sie wurde auf demselben Scheiterhaufen vernichtet, auf dem heute die Asche meines Vaters liegt. Seine und die der Unschuldigen, die sich nicht gegen die mörderischen Schwerter eines abtrünnigen Schotten und seiner plündernden Gefolgsleute wehren konnten.«
    Eine gänzlich andere Art von Leidenschaft als die vor wenigen Augenblicken noch verspürte - eine

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