MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Locken seien derart widerspenstig, dass sie nicht einmal mit einem Kamm aus eisernen Zinken zu bändigen sein würden.
Lippen, breit wie der Tay River.
Und am beschämendsten von allem: ganz passabel als Bettgefährtin, wenn ein Mann nur an den Reichtum ihres Erzeugers dachte.
Einer nach dem anderen hatte ihr Selbstvertrauen Stück für Stück zerstört und war erbarmungslos auf ihrer Weiblichkeit herumgetrampelt, bis sie nichts anderes mehr gewollt hatte, als in Ruhe gelassen zu werden... oder vielleicht sogar die Einsamkeit und den gesegneten Frieden eines Lebens hinter Klostermauern anzustreben.
Und nun, ob sie es wollte oder nicht, blieb ihr auch gar nichts anderes mehr übrig.
Madeline blinzelte, verärgert darüber, dass sie die Erinnerung an die Beleidigungen noch immer derart aufwühlte, und reagierte noch viel irritierter, als sie Nellas einfühlsamen Blick bemerkte.
»Ihr seid nicht bestimmt für ein Leben in klösterlicher Abgeschiedenheit, Mylady«, bemerkte Nella mit jenem ruhigen
Selbstvertrauen, an dem es Madeline selbst so mangelte und das sie an ihrer Freundin so bewunderte.
»Nein, fürwahr, das bin ich nicht«, stimmte Madeline ihr zu, den Blick auf eine Reihe schäumender Stromschnellen gerichtet. »Und es ist nicht einmal annähernd das, was ich mir einst vom Leben versprochen hatte.«
Sie seufzte und wünschte, das reißende Wasser könnte auch die gehässigen Spötteleien aus ihrer Erinnerung wegspülen.
Und ihre Träume, denn an sie zu denken schmerzte noch viel mehr.
Vor allem jetzt, nachdem sie dem Mann, der ihr in diesen Träumen erschienen war, unmittelbar gegenüber gestanden hatte.
Sie wandte sich wieder Nella zu. »Ich habe nie etwas anderes gewollt, als geliebt zu werden, aufrichtig und leidenschaftlich geliebt zu werden, und dies um meiner selbst willen«, sagte sie, und das Eingeständnis tat ihr auf der Zunge weh. »Nicht heuchlerisch und nur der prachtvollen Burg und vollen Schatztruhen meines Vaters wegen.«
»Und Ihr glaubt, Ihr findet hinter Klostermauern einen solchen Mann?«
»Du weißt, warum ich den Schleier nehmen werde«, sagte Madeline und schlang beim Sprechen die Arme fest um ihren Oberkörper. »Und es ist im Grande auch egal, denn Männer, die zu einer solchen Liebe fähig sind, findet man sowieso nur in den Liedern der Barden.«
Nella legte ihren Kopf zur Seite. »Oder in Träumen, Mylady?«
»Aye, in Träumen auch«, räumte Madelin'e ein und wandte rasch den Blick ab.
In Träumen ... oder an der Seite der Glücklichen, die ihre Herzen besaßen.
So wie das Herz ihres Schattenmanns, das auch schon verschenkt war.
Uneingeschränkt und unwiderruflich, so wie sie das ihre an seins verschenkt hatte.
Gefesselt an das seine durch unsichtbare goldene Seidenkordeln.
Dieses seltsame Band löste eine dumpfe, pochende Sehnsucht in ihr aus nach etwas, von dem sie instinktiv erkannte, wie unendlich teuer es ihr hätte werden können, wenn sie sich zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort begegnet wären.
Madeline nahm ihre Arme v o n ihrer Brust, drückte ihre Hände in ihr schmerzendes Kreuz und stieß einen tiefen, müden Seufzer aus. Solch aufwühlenden Gedanken gab sie sich besser zu einem späteren Zeitpunkt hin, wenn sie nicht mehr ganz so müde, hungrig und entmutigt war.
Nachdem sie sich an Silberbein gerächt hatte vielleicht, und wenn sie schon sicher und behütet hinter den beschützenden Mauern eines abgeschiedenen Nonnenklosters weilte.
Doch während sie ihren Umhang ablegte und ihre Röcke raffte, um sich zu Nella in das eisig kalte Wasser zu begeben, begann tief in ihrem Innersten eine leise Stimme laut über die Fadenscheinigkeit all ihrer guten Vorsätze zu lachen.
In einer anderen, aber nicht allzu weit entfernten Ecke derselben von Menschen wimmelnden Bischofsresidenz, begann eine immer stärker werdende Frustration an Iains ohnehin schon nachlassender Geduld zu nagen. Zähneknirschend wünschte er, er wäre irgendwo, nur nicht inmitten dieser lärmenden Menge, die sich durch den bogenförmigen Durchgang von Glasgows geschäftigem Trongate drängte.
Ein undefinierbarer Geruch haftete der Menschenmenge an, ein unangenehmer Gestank, der von den einander stoßenden und schubsenden Pilgern aufstieg und unter der niedrigen, gewölbten Decke hängen blieb. Dieser widerwärtige Geruch verpestete die Luft in dem Durchgang so gründlich, wie das mit Unrat übersäte Kopfsteinpflaster selbst für die trittsicheren Highland-Pferde eine
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