MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
nördlicher Richtung und in einiger Entfernung von dem Anwesen der MacNabs. Die alte Fortingaller Eibe wäre ein guter Treffpunkt. Kennst du sie?«
»Aye.« Gavin nickte. Dann trat er näher und legte seine Hand fest auf Iains Schulter. »Aber als Gefolgsmann deines Bruders ist es meine Pflicht, dich an den Schatz zu erinnern, den wir bei uns führen«, sagte er, und sein besorgter Blick verriet nur allzu deutlich, wie ungern er das Thema ansprach.
Iain erstarrte und sali MacFie aus schmalen Augen an, schon halb im Glauben, der Bursche hätte genau denselben Gedanken erst Momente zuvor auf seiner eigenen Stirn geschrieben gesehen.
Gavin errötete und senkte seine Stimme. »Sollte sie tatsächlich eine Diebin sein, dann könnte sie in Versuchung geraten, wenn sie von solch kostbaren Mitbringseln erführe, und eine Bedrohung für dich darstellen ...«
»Sie stellt keine Bedrohung für mich dar.« Iain erschauderte über diese so offenkundige Unwahrheit.
Denn das gut aussehende Mädchen stellte sogar eine enorme Bedrohung für ihn dar.
Aber eine, die weder etwas mit juwelenbesetzten Reliquienkästchen noch mit goldenen Kelchen zu tun hatte.
Sie gefährdete sein Geschick darin, alle seine niedrigeren Instinkte zu beherrschen.
Gefährdete sie sehr.
»Ich werde nur einmal fragen und meine Pflicht dann als getan betrachten«, begann Gavin von neuem, und obwohl er diesmal sogar noch stärker errötete, nahm er seine Rolle als Donalls Vertrauter offenbar zu ernst, um von seinen Bemühungen abzulassen. »Vertraust du diesem Mädchen?«
»Aye, ich vertraue ihr.« Iain blinzelte, selbst erstaunt über die Promptheit seiner Antwort, aber noch viel verblüffter über die absolute Sicherheit, mit der er sprach. »Mit meinem Leben und den gesamten Schatzkammern der MacLeans.«
»Das freut mich zu hören«, sagte MacFie sichtlich erleichtert und nahm seine Hand von Iains Schulter. »Ich vertraue ihr nämlich auch, und deshalb glaube ich, dass es ein Fehler wäre, an den Gründen zu zweifeln, die sie dir vielleicht nennen wird, warum sie das Votiv an sich genommen hat... falls sie sich überhaupt dazu herablässt, es dir zu verraten.«
»Sie wird es mir schon sagen«, meinte Iain, doch mehr zu sich selbst als zu MacFie, weil das Bedürfnis, es zu wissen, plötzlich nicht weniger heftig in ihm brannte als sein sinnliches Verlangen.
Von seinen Gefühlen überwältigt, blickte er zu den Eiben hinüber, starrte sie einen langen Moment an und bemühte sich vergeblich, durch ihre Barriere aus grünen Blättern hindurchzusehen und einen tröstlichen Blick auf die cremefarbene Haut oder das schimmernde rote Haar der schönen Fremden zu erhaschen.
Was er erhaschte - es mochte Einbildung sein oder nicht -, war ein weiterer leiser Anflug ihres heidekrautartigen Dufts. Er wehte an ihm vorbei wie ein samtenes Streicheln in der spätnachmittäglichen Brise.
Nur ein winziger Hauch ihres Dufts, kaum wahrnehmbar und schon verblassend, aber immer noch betörend genug, um die unbändige sinnliche Begierde in ihm zu entflammen, die - wie er nun wusste - nie wirklich erweckt worden war, bevor er ihr begegnet war.
Und oh, wie er sich danach sehnte, diese neu entdeckten Bedürfnisse zu stillen!
Jedes einzelne von ihnen.
Die seinen und die ihren.
Insbesondere die ihren.
Ein fast schmerzhaftes Ziehen in seinen aufgewühlten Lenden, seinen wie verrückt hämmernden Puls in seinen Ohren, kehrte er zu seinem Pferd zurück und begann mit ermüdend ungeschickten Fingern die restlichen Sattelgurte aufzuschnallen.
Und da knackte plötzlich hinter ihm ein Zweig, und der Wind brachte einen weiteren Duft mit sich, der in seiner Nase kitzelte ... aber diesmal einen unverkennbar männlichen, eine ausgesprochen zweifelhafte Mischung verschiedenster Gerüche, die ihm unangenehm vertraut war. »Musst du immer so dicht an meiner Schulter herumstreichen?«, knurrte er, ohne sich auch nur umzudrehen.
»Wir müssen noch über deine Strafe sprechen«, gab Gavin ihm zur Antwort.
Iain biss die Zähne zusammen und zählte bis zehn.
Eine spöttische Entgegnung, er erinnere ihn bereits an seine vor langer Zeit verstorbene Mutter, würde diesem Tölpel nur noch mehr Stoff für seine Berichte an Donall geben.
Nicht, dass Iain das wirklich interessierte.
Nicht jetzt, wo die Küsten Doons ihm mit einem Mal viel weniger gastfreundlich erschienen als die einladenden Arme eines gewissen schönen jungen Mädchens.
Die Schultern straffend, tat er einen tiefen
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