MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
ausging.
Wäre sie nicht so überwältigt, so erstaunt gewesen über die Verwandlung, hätte sie gelächelt, denn es gab keinen Mann auf dieser Erde, der des Titels, den sie ihm verliehen hatte, würdiger gewesen wäre.
Aber sie konnte ihn nur anstarren, zu beeindruckt, um irgendetwas anderes zu tun.
Der Mann - wer immer er auch war - war einfach unwiderstehlich.
Er strahlte einen Elan aus, eine lebendige Intensität, wie Madeline sie noch nie bei keinem Mann gesehen hatte, und seine bloße Anwesenheit erfüllte den ganzen kleinen Kirchhof, betörte ihre Sinne und drückte zweifellos auch jedem anderen weiblichen Wesen innerhalb von hundert Meilen seinen Stempel auf.
Falls er daran interessiert sein sollte, Anspruch auf sie zu erheben.
Für einen lähmenden Moment schien Madelines wild pochendes Herz vollkommen aus dem Rhythmus zu geraten, und ihre Hände wurden kalt und feucht, als ihre verwünschte Gabe seine Worte noch einmal leise in ihr widerhallen ließ.
Sie für sich beanspruchte, hatte er gesagt oder gedacht... und Madeline hatte mitbekommen, was er fühlte. Sie hatte sein glutvolles Verlangen bis in ihre Seele hinein gespürt ... und sich inständig gewünscht, es möge ihr gelten und nicht der Frau, deren Herz er innerhalb des seinen trug.
Sie hatte gewünscht, sie könnte ihre Enttäuschung abschütteln, sich frei fühlen von dem Bann, in den er sie geschlagen hatte, und weitergehen, um ihn - ihren Herrn der Highlands - richtig zu begrüßen, statt sich im Hintergrund zu halten und einem Mann schöne Augen zu machen, den sie sich zwar verzweifelt wünschte, den sie aber nie den ihren würde nennen können.
Fest entschlossen, Gavins prüfenden Blick zu ignorieren, stieß Iain einen tief empfundenen, frustrierten Seufzer aus und tat so, als ordnete er die Falten seines feinen, wollenen Plaids, bis er sich so weit beruhigt hatte, um seine Satteltaschen nach seiner leider unauffindbaren Brosche zu durchsuchen.
Auch das ging ihm auf die Nerven, und deswegen gab er der Versuchung nach, den dünnen Lederriemen wegzuwerfen, den er auf Gavins Drängen hin dazu benutzte, sein langes Haar zusammenzubinden. MacFie war der Ansicht, ein Mann mit Haaren, die ihm bis zum Hintern reichten, könnte niemals einen glaubwürdigen Pilger abgeben.
Das Gefühl seines nun wieder ungehindert über seinen Rücken fallenden Haars genießend, warf Iain den Kopf zurück und widerstand dem unwiderstehlichen Bedürfnis, laut aufzujubeln vor Freude über diese kleine, für ihn aber wichtige Wiedererlangung seiner Freiheit.
Er warf allerdings ganz bewusst einen verdrossenen Blick auf Gavin und rechnete schon halb damit, dass der gaffende Tölpel sich den Blickkontakt zu Nutze machen würde, um ihn dazu zu ermahnen, dem Mädchen seine Sünden in ihrer ganzen beschämenden Gesamtheit zu gestehen. Aber der Insulaner räusperte sich nur.
Mehr als einmal nur, und ausgesprochen affektiert.
So übertrieben, dass Iain absolut nicht überrascht war, als sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten und er, als er herumfuhr, zwei klare grüne Augen auf sich gerichtet sah.
Sie stand nur wenige Schritte vor den hohen Eiben, ihre Freundin dicht an ihrer Seite, und er war zu beschäftigt gewesen mit dem Gedanken, sie zu verführen und sich MacFie zu widersetzen, um ihr Näherkommen zu bemerken!
Und das Beschämendste von allem war, dass der Blick ihrer grüngoldenen Augen geradewegs von ihm zu den soeben erst abgelegten äußeren Zeichen seiner vorgetäuschten Pilgerschaft glitt. Und dann kehrte er zu ihm zurück, strich über sein Plaid und sein offenes Haar, und die Art, wie sich ihre Augen weiteten, und das jähe Erblassen ihrer zarten, cremefarbenen Haut waren unübersehbare Anzeichen dafür, dass sie alles längst erraten hatte.
Dass sie schon alles wusste, bevor er sie darüber aufklären konnte, dass er kein gewöhnlicher Pilger war, der ein Wunder suchte.
Eine höchst bedauerliche Wende der Ereignisse, wie er es auch drehte und wendete, aber eine, die er problemlos hätte regeln können, wäre da nicht dieser grimmige Ausdruck auf ihrem bezaubernden Gesicht gewesen, dieser Anflug von Enttäuschung, der plötzlich ihre schönen, klaren Augen trübte.
Maßloser Enttäuschung - sofern er nicht zusammen mit seiner beschmutzten Ehre und seinem arg vernachlässigten Stolz auch überdies noch seine Fähigkeit verloren hatte, die Gedanken einer Frau zu lesen.
In der Hoffnung, dass dem nicht so war, straffte er seine Schultern,
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