MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Ohren als die ihren von dem Sturm etwas bemerkt haben konnten.
Noch immer ganz durchfroren von dem eisigen Wind, warf sie Nella einen Blick zu und sah, dass ihre Freundin zwar recht beeindruckt zu sein schien, aber keineswegs beunruhigt oder ängstlich.
Sie wirkte nicht mal überrascht.
Kein bisschen.
Und auch der Freund ihres Schattenmanns schien weder verwundert noch besorgt zu sein.
Vielmehr kam der Mann, der Gavin MacFie genannt wurde, bereits mit großen Schritten über das Gras auf Nella zu, ein ganz normales Lächeln auf seinem offenen, bärtigen Gesicht.
Nur er trug Spuren dessen, was sie gesehen hatte, denn die Falten seines Plaids waren verrutscht, als wäre ein starker Wind hineingefahren, und sein wundervolles Haar war so zerzaust und durcheinander, als hätte es gerade einen wilden, ausgelassenen Tanz mit den Elementen hinter sich.
Dann fuhr er herum, und sein dunkler Blick suchte den ihren, während er auf sie zukam, und Madeline Drummond - obwohl vermutlich kaum geeignet für den Eintritt in ein Nonnenkloster und ohne große Sympathie für Kirchendiener - verspürte plötzlich ein geradezu überwältigendes Bedürfnis, sich zu bekreuzigen.
Er überbrückte die Entfernung zwischen ihnen erstaunlich schnell und griff nach ihr, bevor sie Atem holen geschweige sich wieder sammeln konnte. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen und bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen. Grundgütiger, aber er überragte sie um Längen ... und sie war schon eine relativ große Frau, größer als die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen.
Sie legte den Kopf zurück, um zu ihm aufzuschauen, während ihr Herz schmerzhaft hart gegen ihre Rippen pochte und die Emotionen, die sie in diesem Augenblick durchfluteten, ganz allein die ihren waren und niemand anderem gehörten.
Nach einem tiefen Atemzug erwiderte sie seinen Blick, doch falls ihre verfluchte Gabe versuchte, die Gedanken zu absorbieren, die sich hinter dem entschlossenen Glitzern seiner braunen Augen verbargen, so hatte ihr Herr der Highlands undurchdringliche Barrieren vor ihnen errichtet und ließ ihr keine andere Wahl, als zu erraten, was er vorhatte.
Und das war auch schon alles, was sie erkennen konnte - dass er etwas vorhatte ... und sich durch nichts davon abbringen lassen würde.
Madeline, die sich unter seinem eindringlichen Blick ziemlich unbehaglich fühlte, hob die Hand an die emaillierte Brosche, die sie sich von seinem Umhang ausgeliehen hatte, und legte ihre Fingerspitzen auf ihre kühle, glatte Oberfläche.
Mit der anderen Hand zog sie den warmen Umhang noch ein wenig fester um ihren Körper, als könnte sie durch den abgetragenen, von der Reise vollkommen verschmutzten Stoff etwas von seiner Kraft und Tapferkeit absorbieren.
Kraft und Tapferkeit, die sie unbedingt benötigte, denn ihre eigene schien sie im Stich gelassen zu haben.
Sie warf einen Blick auf Nella, die auf einer nicht weit entfernten Mauer saß, in eine angeregte Unterhaltung mit dem rothaarigen MacFie vertieft, und beide erweckten den Anschein, als hätten sie nur noch Augen füreinander.
Madeline runzelte die Stirn.
Der Herr der Highlands lächelte ... sofern man das leichte Heben seines linken Mundwinkels als Lächeln bezeichnen konnte.
»Gnädiges Fräulein«, richtete er das Wort an sie, und seine angenehme, wie geschmolzenes Gold klingende Stimme nahm ihren Beinen alle Kraft, und ihre Knie drohten nachzugeben. »Es sieht ganz so aus, als würden unsere Begleiter gute ... Freunde.«
Madeline räusperte sich, aus Angst, dass ihre Stimme ihr den Dienst versagen könnte. »Nella erwärmt sich gewöhnlich nicht sehr schnell für Fremde, und schon gar nicht für Männer. Gavin MacFie muss ein vorbildlicher Mann sein, um derart schnell ihr Vertrauen zu gewinne n .«
»Mein Bruder würde Euch aus ganzem Herzen zustimmen«, erwiderte ihr Schattenmann mit einem raschen Seitenblick auf ihre beiden Begleiter. »Ich bin sehr erleichtert, dass sie sich so gut verstehen.«
Erleichtert?
Madeline pustete sich eine lose Haarsträhne von der Wange und betrachtete ihn prüfend, um herauszufinden, was sich hinter seinem unergründlichen Gesichtsausdruck verbarg. Er hatte es so klingen lassen, als sei es von enormer Wichtigkeit, dass Nella und sein Freund sich gut verstanden.
Und auch die Erwähnung eines Bruders weckte Madelines Neugier.
Doch bevor sie ihn dazu befragen konnte, ließ eine leichte Veränderung in seinem Ausdruck, etwas in der Art, wie er sie ansah, ihren Atem
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