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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an der Stille der Nacht, dem Bann der Sterne?
    »Sie war mit Freunden ausgegangen, das hat sie oft gemacht. Mutter hatte viele Freunde, es war immer lustig bei uns. Aber in dieser Nacht kam sie nicht nach Hause. Sie hatte auch nicht angerufen. Ich war ganz allein im Haus, die Nachbarn waren im Urlaub. Auch am nächsten Tag kam sie nicht. Ich wartete lange, entsetzlich lange. Bis dann... bis dann Tante Henrietta eintraf. Und mich holte. Der Fahrer war betrunken gewesen. Sie war zu ihm ins Auto gestiegen. Er kam von einer Brücke ab, und sie stürzten in den Fluss. Man hat mir gesagt, sie sei gleich tot gewesen...«
    »Kind«, sagte der Alte und legte seine Hand auf meine. Es war mehr Trost, als ich je zuvor von einem Menschen erhalten hatte.
    Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, und er teilte das Leid, das noch immer nicht aus meiner Seele gewichen war. Schließlich aber schüttelte ich die Trauer und den sanften Trost ab und bemerkte, wie die nächtliche Kälte langsam in meine Glieder stieg. Ich begann mich zu bewegen. Er nickte und sagte mit seiner tiefen, klingenden Stimme: »Ja, es wird kalt, auch in den Sommernächten. Kommt, ich helfe Euch aufstehen. Wir wollen gemeinsam zurückgehen.«
    »Ja, und... danke. Ich heiße übrigens Margita May.«
    »Ich bin Arthur Dougal. Und ich freue mich, Euch kennengelernt zu haben. Vielleicht nur für diese kurze Weile. Aber manchmal geht das Schicksal eigenartige Wege, um uns zum Ziel zu führen.«
    Wir wanderten die kurze Strecke zum Hotel nebeneinander her. Vor der Einfahrt zum Hof verabschiedete er sich von mir mit den Worten: »Glaubt mir, Kind, wenn diese Nacht auch dunkel ist, so wird sich doch in zwei Wochen der Mond wieder runden, und sein silbernes Licht wird auch Eure Seele erhellen.«
    »Manchmal, Mr. Dougal, manchmal bezweifle ich das.«
    »Geht zu Bett, schlaft und träumt, Kind.«
     
    Es war ein freundlicher Wunsch gewesen, aber leider keiner, der in Erfüllung ging. Ich litt seit vielen Jahren unter Schlaflosigkeit. Aber daran hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ich ging zwar zu Bett, aber statt in einen Traum zu gleiten, drängten sich mir die Szenen des Tages noch einmal auf.
    Eine halbe Stunde vor Mitternacht war ich noch immer hellwach, darum versuchte ich es mit Schäfchenzählen. Ich versuchte es auch mit der Vorstellung eines sanft rauschenden Meeres, ich versuchte es damit, die Wurzel aus 74 569 zu ziehen. Und wurde immer wacher. Das Laken verdrehte sich knotig, die Matratze schien mit steinharten Erbsen gefüllt zu sein, das Kopfkissen verwandelte sich in matschige Kleie.
    Dagegen gab es nur ein Mittel - wach bleiben, wenn nötig bis zum nächsten Morgen. Also stand ich auf und zog mich warm an, um meine Karriere als Schlossgespenst zu beginnen. Um diese Stunde würde ich zumindest niemandem mehr begegnen, hoffte ich. Ich streifte durch die kaum erleuchteten Gänge, fand ein paar abgelegene Salons, vermied es, dem Hinweis auf die Bar im alten Turm zu folgen, denn von dort klangen noch Geräusche herüber, warf einen Blick in die leere Küche und landete schließlich in der Halle, wo im Kamin noch immer das Torffeuer gloste.
    Dort setzte ich mich in einen Sessel und starrte eine Weile in die Glut. Ohne das künstliche Licht verschwammen die grellen Farben der Einrichtung in mildernde Grautöne, und das Ganze machte einen sehr urtümlichen Eindruck. So ähnlich musste das alte Castle gewirkt haben, als weder viktorianische noch moderne Elemente ihren Weg hinein gefunden hatten.
    Wie ich so dasaß und vor mich hin sinnierte, passierte es. Nein, es erschien kein Gespenst, sondern ich hatte, wie schon am Nachmittag, den seltsamen Eindruck, ungeheuer vertraut mit der Umgebung zu sein. Intensiver als zuvor sah ich die alte, düstere Schlosshalle. Nicht Teppich lag mehr auf dem Boden, sondern Stroh, rohe Holzbänke und Tische standen dort. Manche umgeworfen, wie nach einem heftigen Gelage. Meine Fantasie ging so weit mit mir durch, dass ich beinahe meinte, Gestalten in altertümlichen Kilts, mit Schwertern bewaffnet, wahrzunehmen.
    Doch bevor meine Einbildung überhandnehmen konnte, weckte mich ein seltsamer Laut aus meiner Träumerei. Es klang wie ein Surren und kam von der Wand neben mir. Ich zuckte zusammen und sah auf. Irritiert erkannte ich eine komische, reich verschnörkelte Kuckucksuhr, die, wie ich gerade erst bemerkte, über einer schweren, alten Kommode hing. Wie dieses geschmacklose Exemplar seinen Weg in die Highlands gefunden hatte,

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