MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
sie sich damit Bequemlichkeit erkaufen kann. Und die Reise hatte sie mir ebenfalls bezahlt.
MacDuffnet und ich wickelten das Geschäft zur beiderseitigen Zufriedenheit ab, und ich verließ einigermaßen beruhigt das Büro.
In der Empfangshalle türmte sich das Gepäck, und die Reiseleiterin umrundete aufmerksam ihre Herde.
»Es fehlen die Damen May. Hat sie jemand gesehen?«
»Henrietta ging es gestern Abend schlecht. Zu viel Schaffleisch gegessen. Wahrscheinlich BSE.«
Ich sah Frau Liebmann giftig an, holte tief Luft und sprudelte hervor: »Meiner Tante geht es in der Tat nicht besonders gut. Sie hat sich den Magen verdorben. Wir werden die nächsten zwei Wochen hier im Hotel bleiben und auf der Rückreise wieder zusteigen. Ich habe mit dem Besitzer schon alles geklärt.«
Die Reiseleiterin sah mich an, als ob eine Spitzmaus sie gerade wütend angebellt hätte. Ich war gut in Fahrt. Ich ließ sie gar nicht zu Wort kommen.
»Sie brauchen sich wegen der Haftung keine Gedanken zu machen. Wenn ich etwas unterschreiben soll, dann geben Sie es nur her.«
Schließlich bin ich dank Tante Henrietta eine erfahrene Bildungsreisende.
Hilde Liebmann zeigte zumindest jetzt einen Hauch Mitgefühl. Sie bot sich an, ebenfalls dazubleiben und mir bei der Pflege der Patientin zu helfen.
»Ich werde eben bei ihr hereinschauen und fragen, wie es ihr geht.«
»Tun Sie das, Frau Liebmann. Aber möglicherweise ist sie nicht sehr gesprächig«, antwortete ich ihr. Ich hoffte allerdings, Tante Henrietta möge jegliche Unterstützung durch Frau Liebmann ablehnen. Was sie auch erwartungsgemäß tat. Frau Liebmann war zwar deswegen beleidigt, aber da konnte ich ihr auch nicht helfen.
Endlich war der Bus hinter der ersten Kurve verschwunden, und ich wünschte allen eine angenehme Verdauung.
Ein böser Geist geht um
Es ist ganz besonders langweilig, wenn alle Gäste schlafen. Erst lange nach der Morgendämmerung machte ich meinen täglichen Rundgang im Schloss. Diesmal hegte ich eine vage Hoffnung. Vielleicht war bei der Gruppe älterer Damen eine spiritistisch gebildete dabei, die ich ein wenig in Hysterie versetzen konnte. Manchmal findet man solche Exemplare auch heutzutage noch. Dann heißt es endlich wieder, ein böser Geist gehe um in Drumnadruid Castle. Hah!
Ich bin richtig böse geworden. Ein böser Geist mit rot glühenden Augen - so bezeichnen sie mich. Kein Wunder also, dass man mir die schlimmsten Dinge zuschreibt. Krankheit und Siechtum, plötzlichen Kindstod, Mord und Wahnsinn. In Ermangelung anderer Freuden genieße ich es, böse zu sein. Richtig böse, böse, böse!
Ich durchdrang mühelos die geschlossene Tür zu dem ersten Zimmer im Erdgeschoss und sah mich interessiert nach dem Bewohner um.
Eine richtige Pleite war das. Genau der Typ Mensch, der mit mir überhaupt nichts anfangen kann. Ein junger Mann, mittelgroß, schwarzhaarig, hatte sich einen Arbeitsplatz auf dem Tisch eingerichtet und spielte auf der Tastatur seines kleinen Computers herum. Auf dem Bildschirm kämpfte sich ein Ritter durch ein Burgverlies. Wie albern.
Ich machte einen weiten Bogen um dieses moderne Gerät. Die Abstrahlung macht mich so kribbelig. Laptop nennen sie diese Dinger. Oder Fax und Handy. Ich sah mich weiter um. Auf dem Nachttisch lag ein Buch mit einer Pistole auf dem Titelblatt - auch noch Mord und Totschlag zur Entspannung. Den schreckte gar nichts mehr. Er würde überhaupt keine Augen für mich haben. Murrend schwebte ich über ihn hinweg, verspürte dieses hässliche Kribbeln an der linken Hinterpfote und nahm den Weg durch die Wand zum Nachbarzimmer.
Ich blieb mittendrin stecken, denn der junge Mann gab ziemlich unflätige Worte von sich. Eine nähere Überprüfung allerdings zeigte, dass er nicht mich meinte, sondern das Gerät auf dem Tisch, das ein komisches Flimmern aufwies. Na gut, das war sein Problem.
In den Nebenzimmern hielten sich weitere Exemplare dieser Spezies auf. Sechs Stück gab es davon. Richtig smart, die Kerlchen. Die früheren Bewohner des Schlosses hätten diese Jungchen vermutlich zum Frühstück verspeist. Total verweichlicht, keine Schwielen, keine rauen Hände, keine Muskeln. Die beiden Frauen, die zu ihnen gehörten, waren auch keine dankbaren Opfer. Besonders nicht die Blonde. Die hatte so einen kühlen, berechnenden Blick. Sie war gerade dabei, ihre Haare zu frisieren, und wenn ich etwas noch mehr hasse als Computer und Handy, dann ist es ein Föhn. Der macht mich schier verrückt.
Ich
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