MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
dieses vertrackte Computerproblem zu lösen. Das blöde Ding ist gestern vollständig ausgerastet. Wir haben alles Mögliche versucht, konnten aber nichts finden. Es ist zum Verrücktwerden. Und als ich dann auf die Uhr sah, war es schon halb eins. Ich dachte mir, du wärst wahrscheinlich ziemlich sauer zu Bett gegangen.«
»Ach, eigentlich nicht übertrieben sauer. Obwohl du eventuell ein Wörtchen hättest fallen lassen können, als du mit deiner Freundin auf dem Weg durch die Halle beinahe über mich gestolpert bist.«
»Freundin? Oh, du meinst Gina. Asche auf mein Haupt. Kann ich das überhaupt wiedergutmachen?«
»Ich denke darüber nach.«
Ich bemühte mich, ein richtig grimmiges und unversöhnliches Gesicht aufzusetzen, aber leider bin ich keine begnadete Schauspielerin, und ich freute mich viel zu sehr, dass Ken sich doch wieder an mich erinnert hatte. Trotz der eleganten Gina.
»Dein langes Schweigen macht mich zittern, Margita. Ist es das Breitschwert?«
»Hervorragende Idee. Und da ich nicht so viel Kraft besitze wie die alten Kämpen, die das mit leichter Hand geschwungen haben, wird es eine ziemliche Metzgerarbeit werden.«
»Ich entdecke einen interessanten Zug an dir. Bist du immer so blutrünstig?«
»Oh, mindestens zweimal in der Woche.«
»Dann solltest du statt Marmeladentoast besser rohes Fleisch zum Frühstück essen.«
»Grrrrr.«
»Hübsche, spitze Zähnchen.«
»Wir sind albern, Ken. Die Damen Fitzgerald mustern uns schon sehr ungehalten.«
»Dann wollen wir sie von unserer Gegenwart befreien. Was hast du heute vor, Margita? Irgendeine Tantenbetreuung?«
Wir schlenderten durch die Halle und blieben am Kamin stehen.
»Meine Tante hat sich selbstständig gemacht. Sie will mit ein paar anderen Gästen nach Inverness fahren und dort vermutlich die Urlaubskasse verprassen. Da vorn an der Rezeption stehen sie.«
»Und tauschen gerade ihre letzten Euros um. Mach dich darauf gefasst, die nächsten Tage von trockenem Toast leben zu müssen.«
»Dann werde ich dich mit meinem berühmten Blick ›junger Hund, seit Tagen ohne Futter‹ anbetteln.«
Den Jammerblick hatte ich, wie man mir schon mehrfach versichert hatte, perfektioniert. Ich riss meine Augen weit auf und zog eine hungrige Miene.
»Um Himmels willen, Margita, hör auf damit. Ich leg dir gleich den Inhalt meiner Brieftasche zu Füßen.«
Tante Henrietta drehte sich um und erblickte mich. Ich winkte ihr lächelnd zu, aber sie sandte mir einen warnenden Blick. Ihre Meinung zu Urlaubsflirts hatte sie mir schon früher ausreichend zur Kenntnis gegeben. Aber umkehren und mich von Ken wegzerren konnte sie auch nicht mehr. Also hob sie kurz die Hand und nickte mir steif zu. Dann schloss sie sich den Hendersons an.
»Endlich frei!«, seufzte Ken theatralisch. »Und, was hast du heute vor? Ich meine, neben der netten Beschäftigung, mich mit dem Breitschwert zu verstümmeln? Darf ich dir das Instrument deiner Rache reichen?«
Ken wies auf das mächtige Schwert, das über dem Kamin hing. Es war ungefähr so lang, wie ich groß war, und schartig vom Alter und wahrscheinlich auch Gebrauch. Den Griff zierten zwei kämpfende Wölfe, ansonsten war es schmucklos.
»Wem mag das einst gehört haben?«
»Einem grauhaarigen Hünen von aufbrausendem Gemüt.«
»Und er hat nicht die Zwiebeln damit gehackt.«
»Nein, eher harmlose Reisende, die er dann anschließend beraubte.«
»Na, dann können wir nur hoffen, dass er nicht zum Clan der MacDuffnets gehörte.«
»Da wäre ich mir nicht sicher. Wegen des aufbrausenden Gemüts... Du liebe Zeit, kann der sich aufregen.«
Wegen irgendetwas, vermutlich einer Kleinigkeit, putzte unser Hotelier soeben die junge Frau an der Rezeption runter, was das Zeug hielt.
»...habe Ihnen verboten, an die Kasse zu gehen. Sie wissen genau, dass ich das Geld zum Wechseln...«
»Die Farbe lässt auf einen bedenklich hohen Blutdruck schließen.«
»Mh. Komm, wir verschwinden. Dem Mädel ist das sicher peinlich.«
»Ja, in Ordnung.«
Wir konnten ungesehen nur durch die Tür in den Gang zu den Zimmern verschwinden, darum standen wir plötzlich wieder vor der Nummer vierzehn.
»Soll ich mir noch mal deinen Laptop ansehen, Ken?«
»Glaubst du, du könntest mehr bewirken als wir?«
»Vielleicht. Ich meine, beim ersten Mal hab ich den Fehler doch auch gefunden, nicht?«
»Jetzt, wo du es sagst... Tut mir leid, ich war ausgesprochen unfreundlich zu dir. Aber diese Programmfehler zerrütten langsam meine
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