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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Alte wirklich ist, wo er herkommt oder warum er hier ist.
    Aber Neugier gehört zur Katze, und heute fand ich mich mutig genug, ihn noch einmal aufzusuchen.
    Arthur saß an seinem Küchentisch und schrieb in ein dickes Heft. Wenigstens klampfte er nicht auf der Harfe herum, das beruhigte mich. Ich sah mich ein wenig um. Besonders groß war das alte Feldsteinhaus nicht. Vor langer Zeit hatte dort einmal ein herrlich schreckhafter Kutscher gewohnt. Es gab nur zwei Räume, die spärlich möbliert waren. Aber an den Wänden standen Regale mit alten Büchern, und er hatte auch ein klapperiges Radio. Nichts, an dem es sich zu manipulieren gelohnt hätte.
    Ich drehte meine Runde und kehrte zu Arthur zurück, um ihm vorsichtig über die Schulter zu linsen. Was schrieb er da so sorgfältig auf?
    Bevor ich mich an das Entziffern seiner altmodischen Handschrift machen konnte, hob er allerdings den Kopf. Ich war alarmiert und levitierte schleunigst an die Decke.
    Mäusedreck. Er sah nach oben.
    Dann murmelte er etwas mit seiner heiseren, tiefen Stimme, die mich zu einem zitternden Häufchen Ektoplasma werden ließ.
    »Mein alter Freund, ach, fürcht’ dich nicht.
Es wird für dich die Zeit bald kommen,
dann kehrst auch du zurück ins Licht,
dein Wunsch, er wurde längst vernommen.
Du musst, wenn sie in höchster Not,
entschlossen ihr zu Hilfe eilen,
so siegst du über Zeit und Tod.
Und ihre Hand, sie wird mit Liebe heilen,
was vor Jahrhunderten begann.
Und deine Seele wird befreit
aus diesem Reich im Schattenbann.
Es ist die Zeit dafür bereit.«
    Hätte ich Zähne, sie würden klappern wie eine alte Kutsche über Kopfsteinpflaster.
    Das war unfair, das war gemein. Man erschreckt Gespenster nicht. Völlig falsches Rollenverständnis, total verkehrte Welt. Und Arthur saß da unten und lächelte mich an.
    Mir war jede Lust vergangen, mir sein Geschreibsel anzusehen. Ich machte, dass ich ins Schloss zurückkam.
    Als ich in der leeren Halle landete, hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst. Über diese seltsamen Worte würde ich ein wenig nachdenken müssen, aber nun war es gerade kurz vor Mitternacht, und ich war bereit, mir meine übliche Portion Frust abzuholen.
    Sitzend auf dem Sofa wart ich stur auf den Raben aus der Uhr, thinking what this omnious bird of yore - meant in croaking »Nevermore«. 13

Eine noch peinlichere Entdeckung
    Die Zeiger der Kuckucksuhr rückten immer näher auf die Zwölf zu, und ich setzte mich gemütlich auf das plüschige Sofa, um den Auftritt des Raben »Nevermore« zu erwarten.
    Dann passierte es.
    Ich nahm es zuerst aus den Augenwinkeln wahr. Ein unwirkliches Leuchten materialisierte sich auf dem Platz neben mir. Eine Erscheinung, hier? Nicht ausgeschlossen, es war ja der älteste Teil des Schlosses. Ich sah genauer hin, damit ich erkennen konnte, worum es sich handelte. Halb und halb erwartete ich wieder das junge Paar, doch ich wurde enttäuscht. Die schimmernde Gestalt war klein, etwa so groß wie ein dickes Sofakissen. Und je genauer ich hinsah, desto mehr wurde es - eine Katze.
    Wie ein grauer Nebel hockte sie auf dem Polster, etwas heller leuchtend an den Pfoten und dem Schnäuzchen, die Augen starr auf die Kuckucksuhr gerichtet.
    Es rasselte, es quietschte, das Törchen tat sich auf, der Rabe nickte uns zu, krächzte sein desperates »Nevermore«, und die Geisterkatze, ganz wie ich es an den lebenden Tieren auch schon beobachtet hatte, zitterte mit dem Mäulchen und schnatterte frustriert den Vogel an.
    Ich war hingerissen. Das hatte ich bislang nun wirklich noch nicht erlebt. Die Erscheinungen, die ich bisher wahrgenommen hatte, waren flüchtige Gestalten aus einer anderen Zeit, ohne Bezug zum Hier und Jetzt. Dieser Katzengeist allerdings schien sehr wohl genau jetzt und hier neben mir zu sitzen. Ich musste noch mehr grinsen, als ich mir ausmalte, dass er dieses niedliche Gespenst war, das die Damen Fitzgerald so entsetzlich erschreckt hatte.
    Ich liebte Katzen. Als meine Mutter noch lebte, hatten wir immer zwei. Aber bei Tante Henrietta... Ich hingegen lebte allein in einer winzigen Zweizimmerwohnung, war den ganzen Tag berufstätig. Das mochte ich keiner Katze antun.
    Aber später einmal, vielleicht. Man hat ja seine Träume. Und dann erfüllte sich der Wunsch nach einem richtig schönen, großen Haus, am liebsten irgendwo auf dem Land, auch für mich einmal. Nahe am Wald, zwischen Wiesen und Weiden. Zwei, drei Katzen, zwei, drei Kinder, Mann reichte einer, häufig Gäste... Ein

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