MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
zwischen Anfang und Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gelebt haben. Es muss mit dem Verfall dieser beiden Burgen zu tun haben.«
»Rrrichtig«, bestätigte Arthur Dougal. »Nach dem Sieg über die Schotten fiel das Land an die englische Krone. Von den MacLeods hat - soweit die Aufzeichnungen es berichten - keiner überlebt. Das Land war karg, es fand sich viele Jahre niemand, der es bewirtschaften konnte. Wenn Ihr also vor einem intakten Blair Rath Castle das Paar gesehen habt, so wird es dort vor 1745 gestanden haben.«
»Sie kennen sich in der hiesigen Geschichte gut aus, Mr. Dougal.«
Der weißbärtige Gärtner trug wieder dieses vielsagende Lächeln auf seinem Gesicht, das Weisheit und Güte in seine Augenwinkel zauberte.
»Nennt mich Arthur, wie es alle hier tun. Ich kenne mich in der Geschichte gut aus, denn auch ich bin auf der Suche nach meinen Vorfahren.«
»Haben Sie denn schon etwas gefunden?«
»Valentine, legst du uns gleich auch deine Vergangenheit offen?«
»Soll ich? Aber ich warne dich, ich kann dann nicht mehr aufhören.«
Eine Gruppe Neuankömmlinge tauchte im Garten auf und tat lauthals ihre Bewunderung kund. Die Gegenwart hatte uns wieder. Ich erinnerte mich an unser eigentliches Interesse.
»Lassen wir die Vergangenheit erst mal ruhen. Arthur, wir haben Sie eigentlich gesucht, um uns nach dem Kätzchen zu erkundigen, das wir Ihnen gebracht haben.«
»Oh, Silver geht es besser. Sie hatte großen Hunger und ein verletztes Bein. Wahrscheinlich liegt sie mit einem dicken Bäuchlein am Fenster in der Sonne und schläft sich gesund. Besucht sie, wenn Ihr wollt. Die Tür ist offen.«
Wir fanden das Kätzchen namens Silver auf der steinernen Fensterbank liegen und behaglich schnurren.
»Erstaunlich, wie schnell diese Tiere sich erholen. Sie sieht heute schon viel gesünder aus.«
»Ich habe meine beiden auch in einem total verwahrlosten Zustand gefunden. Sie reagieren auf Fürsorge wirklich rasch. Sieh mal, was für schöne goldene Augen sie hat.«
»Dann kann sie nicht von unserem Schlossgeist abstammen, der hat nämlich rot glühende Augen.«
»Was hat eine kleine weiße Katze denn mit dem Schlossgeist zu tun? Glaubst du, der gefürchtete Spuk ist auf diese Katze zurückzuführen? So etwas hab ich schon mal gehört. Wahrscheinlich würde ich mich auch zu Tode erschrecken, wenn nachts plötzlich eine weiße Gestalt aus dem Kamin geschlichen käme. Außerdem können Katzen erschreckende Töne von sich geben.«
»Sicher eine weitere Erklärung neben Nebelschwaden, schwankenden Bäumen und dem Wind, der hohl um die Zinnen heult. Aber unser Schlossgespenst ist real. Ich habe es gesehen.«
»Echt? Ernsthaft? Eine Vision wie die vorhin? Los, erzähl. Mensch, das ist absolut der Hit. So etwas habe ich noch nicht erlebt.«
»Du glaubst nicht, dass ich spinne, wenn ich dir solche Sachen erzähle?«
»Nein, ganz bestimmt nicht. Ich habe zwar selbst noch keine Geister gesehen, aber, na ja, ich habe manchmal sehr beeindruckende Träume. Ein paarmal habe ich dabei Ereignisse vorausgeahnt. Aber du hast recht, das binde ich auch nicht jedem auf die Nase.«
»Sollten wir doch verwandt sein? Okay, also das Schlossgespenst ist ein Katzengeist. Sehr ulkig und irgendwie niedlich. Ich hab es schon zweimal getroffen.«
Ich berichtete einer hingerissen lauschenden Valentine von dem kätzischen Spuk, während die Mittagssonne meinen Rücken wärmte.
Mein Gott, so wohl hatte ich mich seit Jahren nicht mehr gefühlt.
Das nackte Grauen
Ich war dermaßen von den Pfoten, nachdem ich die Gewandnadel gefunden hatte, dass ich meine überschüssige Energie irgendwie loswerden musste. Wie ein Wilder sauste ich also durch das Hotel, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was um mich herum geschah. Nur so nebenbei bemerkte ich die Probleme, die das Hausmädchen mit dem Staubsauger hatte. Das überdrehte Gerät hatte eine Gardine halb verschluckt und heulte dabei wie ein hungriger Wolf. Ein alter Herr mit Hörgerät bekam plötzlich einen verklärten Gesichtsausdruck. Ein Gesprächsfetzen aus dem kleinen rosa Ding hinter seinem Ohr erreichte mich, und was ich hörte, bestätigte mir mal wieder, was für absurde Wesen diese Menschen sind. Was bringt einen alten Knacker nur zu einem solchen lustvollen Glupschen, wenn eine heisere Frauenstimme haucht: »... und mache ganz langsam den Reißverschluss auf...«?
Der Kopierer hinter der Rezeption rumpelte kurz und produzierte dann eine Masse geschwärzter Blätter, die
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