MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
Mit dem Finger auf den Lippen bedeutete ich ihm zu schweigen. Der Katzengeist schwebte noch immer über dem Laptop, ohne mich zu bemerken.
»Neustart«, flüsterte ich.
Ken drückte die Reset-Taste, der Computer wurde erneut hochgefahren. Ich beobachtete weiter die nebelige Katzengestalt. Kaum war die Tabelle wieder aufgebaut, kam die Pfote in die Nähe des Bildschirms. Ich streckte spontan die Hand aus, um sie abzufangen.
Ein seltsames Kribbeln durchfuhr mich, die Katze drehte sich um, und glühende Augen blitzten aus dem nebelhaften Kopf. Dann löste sich der Nebel auf und verschwand.
»Was war das denn? Margita? Sieh dir das an.«
Ken standen die Härchen auf den Armen zu Berge, und selbst seine Nackenhaare sträubten sich.
»Das war des Rätsels Lösung. Du wirst es mir nicht glauben, aber die Ursache für diese seltsamen Erscheinungen ist wirklich ein Geist.«
»Ein Geist. Natürlich, was sonst.«
»Du glaubst mir nicht, was?«
»Na, sagen wir, die Erklärung ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. War es der Highlander, der mit seinem Geisterschwert die Daten zerhackt hat?«
»Nein, viel harmloser. Der Geist einer kleinen Katze.«
»Du... äh... spinnst nicht ein bisschen?«
»Ich spinne oft, aber diesmal nicht. Du hast doch auch etwas gemerkt, oder? Zumindest haben dir die Haare zu Berge gestanden.«
»N... n... - ja. Es war wie Gänsehaut. Bist du ganz sicher? Solch eine Erscheinung wie in der Ruine?«
»Etwas anders war es schon. Die vorherigen Erscheinungen waren einfach Bilder aus der Vergangenheit, aber das, was hier sein Unwesen treibt, ist ein Geist, der das Geschehen aktiv beeinflusst. Ich habe ihn schon dreimal gesehen, ob du es glaubst oder nicht.«
Ken sah mich an und schüttelte noch einmal ungläubig den Kopf.
»Als ich fünf war, habe ich aufgehört, an den Weihnachtsmann zu glauben. Drachen und Riesen habe ich etwas später aufgegeben. Und im reifen Alter von dreißig soll ich mich mit Geisterkatzen anfreunden?«
»Ist noch nicht zu spät, würde ich sagen.«
Er kicherte: »Margita, du bist ein wunderliches Geschöpf. Aber süß. Komm, erzähl mir von den beiden anderen Erscheinungen, die du vorher hattest.«
»Du nimmst mich ja doch nicht ernst.«
Er stand auf, zog mich mit auf die Bettkante und setzte sich neben mich.
»Doch, Margita. Mir fällt nämlich absolut keine andere Erklärung für die Phänomene ein, die hier aufgetreten sind. Glaubst du, die Störungen bei den Telefonverbindungen werden auch von einem spukenden Katzenschwanz verursacht?«
»Da bin ich mir ganz sicher. Also, pass auf...«
Ich erzählte ihm von den beiden Gelegenheiten, bei denen ich die Katze vor der Kuckucksuhr und in meinem Zimmer gesehen hatte.
»Sitzt um Mitternacht vor der Uhr und schimpft auf den Raben. Das ist der Heuler. Warum kannst du die Katze überhaupt sehen und ich nicht?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich habe ich, wie bei diesen Bildern aus der Vergangenheit, eine besondere Fähigkeit, solche, wie man sagt, feinstoffliche Gebilde sehen zu können. Arthur kann das übrigens auch.«
»Arthur?«
»Dougal, der Gärtner.«
»So, so, Arthur. Soll ich ein bisschen eifersüchtig werden?«
»Hättest du denn Grund dazu?«
»Man weiß nie bei diesen rüstigen alten Männern.«
»Eifersucht lohnt sich doch nur, wenn man selbst ein Interesse hat«, neckte ich ihn. Und wartete mit angehaltenem Atem auf die Antwort.
»Na ja, schließlich opfere ich für dich schon eine ganze Woche Urlaub, oder?«
»Das hatte ich nicht bedacht. Leitest du Besitzansprüche daraus ab?«
»Unbarmherzig! Schließlich hast du zugegeben, du würdest sehr überlegt mit mir flirten.«
»Reine Berechnung. Schließlich müsste ich ansonsten mit Tante Henrietta Bildung aufnehmen. Dagegen bist sogar du eine bessere Alternative.«
»Aha, das Giftzähnchen...«
Er brachte meine weitere Argumentation ziemlich schnell zum Erliegen, indem er mich an sich zog und küsste. Als ich wieder zu Atem kam, konnte ich mich aber doch nicht enthalten zu fragen: »Und, wie schmeckt das Gift?«
»Süß. Macht süchtig...«
Erst eine ganze Weile später erinnerten wir uns wieder an den Spuk.
»Also gut, wir haben es mit einer Katze zu tun, die auf irgendeine Art elektromagnetische Felder beeinflusst. Ich meine, langsam erscheint mir das glaubhaft. Es gibt verschiedene Theorien über Elektrosmog und derartig furchtbare Sachen, von denen ich auch nichts verstehe. Vielleicht sollte man Messungen vornehmen lassen.«
»Was
Weitere Kostenlose Bücher