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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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haben mich Schränke, Truhen, Kisten und Kästen ungemein angezogen. Einer der wenigen Vorteile meiner jetzigen Existenzform ist es, mit Leichtigkeit in solche Behältnisse eindringen zu können. Ich durchsuchte also den Kleiderschrank. Im Gegensatz zur Nichte sehr ordentlich, die Tante. Alles sauber auf Bügeln oder in Stapeln zusammengefaltet. Auch die Pullover. Und plötzlich spürte ich ein wundersames Ziehen. Es zog mich, ja, es riss mich geradezu in Richtung eines dunkelblauen Kaschmirpullis, an dessen Ausschnitt eine Brosche steckte.
    Alle Mäuse! Heilige Bastet! Ich wollte meiner Wahrnehmung erst nicht trauen, aber - kein Zweifel - es war die Gewandnadel. Die Silberdistel, die ich zuletzt vor über zweihundertfünfzig Jahren gesehen hatte. Nicht der Hauch eines Zweifels bestand da. Denn als ich mich auf sie konzentrierte, fing sie im Dunkel des Schranks an zu schimmern und zu leuchten.
    Wie kam die Gewandnadel meiner alten Freundin Margaret MacIain an den Pullover dieser Frau?
    Ich war so erschüttert, ich geisterte wie verrückt in dem Raum hin und her, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Peinlicherweise überraschte mich dabei das Zimmermädchen, gerade als sich durch meine Aufregung die Gardinen vor dem geschlossenen Fenster blähten. Sie sah mit schreckensstarrem Blick auf die Vorhänge, die sich plötzlich vor ihrer Nasenhöhe befanden. Dann kreischte sie und rannte jaulend auf den Flur.
    »Der Geist geht um!«, quakte sie. »Hilfe, es spukt!«
    Dumme Ente.
    Warum nimmt sie’s nicht mit Humor?’Tis the wind, and nothing more! 17

Blutige Rosen
    »Eine Katze? Ich liebe Katzen. Wir haben zwei. Ach, wie ich die vermisse. Sie sind bei den Nachbarn, und ich weiß, die sorgen gut für sie. Aber das ist wie eine Sucht. Carl lästert schon immer, ich würde im Urlaub mit jeder streunenden Katze flirten.«
    »Er soll froh sein. Besser als mit jedem herumstreunenden Mann.«
    »Ich bin auch froh darüber, auch wenn ich anschließend von Flohbissen übersät bin. Guten Morgen allerseits.«
    »Das ist Carl. Dein angeheirateter Cousin, Margita.«
    »Die Verwandtschaft mit Valentine scheint zwangsläufig. Ich erkenne eine nahe charakterliche Ähnlichkeit.«
    »Wie hässlich, Carl. Meinen Charakter reißt er nämlich so häufig in Fetzen, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob ich überhaupt noch einen habe.«
    »Valentine, ich bezog das auf die eine erfreuliche Seite deines Wesens - die spontane Hilfsbereitschaft.«
    »Merci. Die eine erfreuliche Seite.«
    Auch Carl hatte sein Aussehen verbessert. Es erinnerte nichts mehr an die Nacht in einem feuchten Zelt.
    »Ja, aber was ist denn mit dem Kätzchen passiert?«
    »Ich wollte mich heute Morgen danach erkundigen. Wir haben es dem Gärtner gebracht. Möchtest du mitkommen, wenn wir ihn besuchen?«
    »Klar. Wo ist das?«
    »Geht ihr zwei allein, Arthur Dougal wird sich bedanken, wenn ihm vier Hotelgäste die Bude stürmen. Kommen Sie, wir gehen zur Anlegestelle hinunter.«
    Ken verschwand mit Carl, und Val begleitete mich zu dem Feldsteinhaus hinter der Hecke. Arthur öffnete nicht auf unser Klopfen.
    »Vielleicht ist er unterwegs?«
    »Oder weiter hinten im Garten. Es gibt eine Stelle, wo wundervolle Rosen wachsen. Mir scheint, das sind seine Lieblinge. Ich hörte ihn neulich mit meiner Tante fachsimpeln. Dabei schwang so etwas wie unterdrückte Leidenschaft mit.«
    »Na, dann wehe dem Gast, der unbedarft eine Blüte bricht. Am nächsten Tag wird er vermisst, und Jahre später findet man seine Gebeine unter dem Busch blutroter ›Grandhotel‹, wo er verscharrt wurde. Dann bewahrheitet es sich - der Mörder war wieder der Gärtner.«
    »Du hast eine schrille Fantasie, Valentine.«
    »Wieso? Das ist die Strauchrose ›Grandhotel‹, und ich nehme an, die Gestalt, die darunter im Boden wühlt, ist der Gärtner.«
    Ich musste ihr recht geben, Arthur Dougal kniete, halb verdeckt von den ausladenden Zweigen des dunkelrot blühenden Rosenbusches, auf dem Boden und betrachtete irgendetwas vor sich. Wir näherten uns neugierig und grüßten ihn. Arthur Dougal sah auf und nickte uns freundlich zu.
    Ich lugte über seine Schulter und erkannte einen flachen Stein, den er halb von Moos und Erde befreit hatte. »Was haben Sie denn da entdeckt? Einen alten Grabstein?«
    Ich beugte mich vor, um besser sehen zu können. Ein flacher grauer Stein, auf dem halb freigelegt einige Buchstaben standen. Ich konnte sie nicht entziffern, aber unter ihnen erkannte ich ein Motiv. Es wirkte

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