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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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unbeholfen eingemeißelt, doch für mich war es überdeutlich. Eine geöffnete Silberdistel.
    Ein Rosenzweig schwankte im Wind und nahm mir die Sicht. Ein vollkommener Zweig, dunkelgrün belaubt und zwischen den glänzenden Blättern voller schwellender Knospen. Zwei von ihnen waren eben aufgebrochen und zeigten ihr samtiges Rot. Dunkles Rot, blutiges Rot tropfte aus der Blüte, tropfte auf den Boden, tropfte auf den Stein. Und das bleiche Mädchen, das in dem Rosenbusch stand, sah mit entsetzten Augen zum Schloss hinüber. Ich spürte seine Angst, das Grauen, das sie gepackt hielt. Unglauben vor dem Furchtbaren, das geschah - das ihr geschehen würde. Es näherte sich, unaufhaltsam, unabwendbar. Es nahm mir den Atem, ließ meinen Herzschlag aussetzen.
    »Margita!«, rief es. »Helfen Sie mir, sie fällt.«
    Ich fühlte mich plötzlich festgehalten, umfangen von starken Armen, mein Kopf lehnte an einem groben Hemd.
    »Kommt auf die Bank. Es ist alles gut, mein Kind. Nichts, was geschehen ist, kann Euch heute verletzen.«
    Ich blinzelte, zwinkerte. Die grummelnde Stimme besänftigte mich. Arthur hielt mich noch immer gestützt, verdeckte mit seinem Körper die Sicht auf den blutenden Rosenbusch. Valentine, blass vor Schrecken, setzte sich an meine Seite und nahm meine Hand.
    »Was hast du denn? Ist dir schwindelig geworden? Sollen wir Hilfe holen?«
    »Nein, nein. Es geht schon wieder. Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Hast du das öfter?«
    »Mein Kreislauf ist nicht besonders stabil, scheint’s.«
    »Kreislauf? Du sahst aus, als ob dich irgendetwas zu Tode erschrecken würde.«
    »Was habt Ihr gesehen, Kind? Ihr scheint Dinge wahrzunehmen, die anderen verborgen sind.«
    Ich schwankte zwischen der Angst, mich lächerlich zu machen, und dem dringenden Bedürfnis, einem verständnisvollen Menschen von dieser furchterregenden Entwicklung meiner Visionen zu erzählen. Dann fasste ich mir ein Herz. Arthur Dougal war alt und erschien mir seltsam genug, um mich zu verstehen. Und warum sollte ich Valentine nicht vertrauen? Wenn sie mich auslachte - na gut, in zwei Tagen war sie wieder weg.
    »Ich habe schon immer Bilder gesehen, die andere Menschen nicht wahrnehmen konnten. Aber das ist schwer zu erklären. Es kam in der Vergangenheit nicht so häufig vor, aber hier passiert es mir ständig. Es fing damit an, dass ich in der Ruine dort drüben ein junges Paar entdeckt habe. Die beiden gleichen Personen tauchten auch in dem Steinkreis noch mal auf. Es... es war eigentlich sehr schön. Ich denke, es war ein Liebespaar. Und dann hatte ich neulich nachts die erste grausige Vision. Es sah aus, als ob der Boden der Halle blutbefleckt war. Eine Gestalt lag vor dem Kamin, aber ich konnte sie nicht erkennen. Und dann habe ich zusammen mit Ken noch einmal einen wütenden alten Mann in der Ruine gesehen. Die Vision war so stark, selbst Ken hat seine Wut gespürt. Aber das hat mir alles noch nicht so viel Angst gemacht wie dieses Bild. Da stand ein Mädchen im Rosenbusch. Es fühlte etwas Entsetzliches auf sich zukommen. Und ich war sie in diesem Moment. Es war, als beträfe es mich.«
    Ich schauderte noch einmal bei der Erinnerung an die Todesangst der jungen Frau.
    »Nichts, was war, müsst Ihr befürchten. Ihr habt dort an einem alten Grab gestanden. Ich vermute, es ist das Grab des Mädchens, das Ihr gesehen habt. Es hieß Margaret und ist vor langer Zeit gestorben.«
    »Sie hat ein schreckliches Ende gefunden.«
    »Das mag wohl sein. Ihr seid um diese Gabe nicht zu beneiden, Kind. Aber Ihr tragt sie nicht allein. Auch ich sehe oft Dinge, die anderen verborgen sind. Wenn sie auch nicht so weit in die Vergangenheit reichen.«
    »Früher war das nicht so schlimm. Bei den anderen Malen war ich distanzierter. Das hier - ich fühle mich so betroffen davon.«
    »Vielleicht bist du es, Margita. Hast du Vorfahren, die aus dieser Gegend stammen?«
    Valentine lachte mich nicht aus.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Völlig abwegig, diese Idee?«
    »Nein, natürlich nicht. Meine Großmutter war Engländerin. Wer weiß, wo sie ihre Wurzeln hat. Aber ich habe mich nie dafür interessiert. Und die Familie meines Vaters kenne ich nicht. Also - möglich ist alles.«
    »Mich würde das brennend interessieren.« Valentine sprühte geradezu vor Neugier und Unternehmungslust.
    »Na ja, ein bisschen habe ich nachgeforscht. Nachdem ich zum zweiten Mal das Liebespaar gesehen habe.«
    »Und zu welchem Ergebnis seid Ihr gekommen?«
    »Sie müssen irgendwann

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