MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
begleiten.«
»Schön. Mit Stäbchen essen kannst du ja.«
»Ich sehe schon, dich interessiert das alles nicht mehr. Schade, Ken. Ich hatte mir von unserer Beziehung mehr erhofft. Aber du hast inzwischen eine völlig neue Naturverbundenheit entdeckt. Und du kannst deinen Beschützerinstinkt kräftig ausleben, was?«
Sie sah mich mit einem schiefen Lächeln an.
»Bleiben Sie hübsch weiblich, meine Liebe«, riet sie mir, gab Ken einen kühlen Kuss auf die Wange und stolzierte zum Jeep.
Ken sah ihr mit einem Kopfschütteln nach und meinte: »Nicht der einzige Giftzahn hier.«
»Tut mir leid, Ken. Ich weiß, wie das ist, wenn Beziehungen auseinandergehen.«
»Du brauchst mich weder zu trösten noch zu bemitleiden, Margita. Ich hatte mit ihr heute früh eine kleine Aussprache. Wir haben beide nicht so viel Gefühl investiert, dass es wehtun könnte. Was sie eben gezeigt hat, war der erste Anflug eines gekränkten Stolzes, den ich je bei ihr festgestellt habe. Aber sie verliert eben nicht gerne.«
»Wer tut das schon?«
John-Tom sah uns und winkte uns heran.
»Hast du noch mal von hier aus telefoniert, Ken?«, fragte er, ohne mich zu grüßen oder überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
»Ja, warum?«
»Ich hab alle möglichen Verbindungen reinbekommen, die ich nicht gewählt habe. Es war entsetzlich.«
»Sagte ich dir doch. Glaubst du mir jetzt endlich? Flugpläne, Zeitansage und so Sachen.«
»Zeitansage… Ken, in Französisch, und…«, der Ärmste schüttelte sich vor Grauen, »rückwärts!«
»Na, seien Sie froh, dass es nicht im Zeitraffer vorwärtslief, sonst stünden Sie jetzt als Greis vor uns«, konnte ich mir nicht verkneifen.
Ihm fehlte jeder Sinn für Humor.
»Auf diesem Schloss liegt ein Fluch«, flüsterte er und sank auf der Rücksitzbank des Jeeps zusammen.
»Scheint ein guter Tag für spinnende Computer zu werden. Ich bin schon richtig gespannt, Ken. Ich komme nachher zu dir. Verabschiede du dich inzwischen von deinen Leuten.«
Ich gestehe, eine gewisse Schadenfreude über die elektronischen Missgeschicke köchelte in mir. Wenn meine Idee sich als richtig erweisen würde, musste mir unbedingt etwas einfallen, wie ich diese Geisterkatze für ihren wertvollen Einsatz belohnen konnte.
Ich ließ mir ein Tablett mit einem Imbiss auf mein Zimmer bringen und blätterte beim Essen noch ein wenig in den Unterlagen über die schottische Geschichte nach. Das Grauen, das ich an dem Grabstein verspürt hatte, war verflogen, geblieben war die Neugier. Könnte Margaret identisch mit der jungen Frau sein, die ich schon zuvor gesehen hatte? Leider war mir ihr Gesicht nie deutlich erschienen. Ich überlegte, ob ich mich noch an irgendetwas anderes erinnern konnte - Kleidung, Schmuck, Frisur? Aber die erschreckenden Gefühle hatten mich von solchen Feinheiten abgelenkt. Nur - ja, sie war auch blond gewesen, mit langen, goldenen Zöpfen. Ich versuchte, mir das Bild noch einmal vor Augen zu führen, wie sie dort zwischen den roten Rosen stand, aber es wollte mir nicht gelingen. Resigniert stellte ich den Teller auf das Tablett und sah zur Uhr. Ja, ich sollte mich endlich der erheiternden Seite der Erscheinungen widmen und prüfen, ob meine Vermutung über den störenden Einfluss des Schlossgeistes auf die Elektronik stimmte.
Also klopfte ich kurz darauf an die Tür von Nummer vierzehn. Ich bekam keine Antwort. Entweder war Ken nicht da, oder er rang schon wieder verbissen mit den Mächten der Datenverarbeitung. Ich drückte die Klinke herunter, und die Tür öffnete sich.
Ken saß mit dem Rücken zu mir an dem Tisch und bearbeitete wirklich den Laptop. Gerade wollte ich ihn ansprechen, als ich sah, wie sich ganz vage dieser helle Nebel über ihm bildete. Angestrengt blinzelnd, konzentrierte ich mich darauf. Er wurde dichter und eindeutig kätzischer. Na also! Ich verhielt mich ganz still, um das Geschehen nicht zu beeinflussen. Die Geisterkatze schwebte über dem Laptop, sie war dabei ganz deutlich für mich zu erkennen. Der Schwanz schwang animiert hin und her, wie bei einer Katze auf der Lauer. Und dann schoss eine Pfote nach vorn und berührte das Gerät.
»Verdammt noch mal«, zischte Ken und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Ein schlürfendes Geräusch, als ob eine Waschmaschine Lauge abpumpt, war zu hören, und die Tabelle auf dem Bildschirm verschwand strudelnd in der Dunkelheit. Ich glitt lautlos zu Ken und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen und sah zu mir auf.
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