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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Margarets Erbe angetreten hat - sie muss mir heute die Hand reichen, die mich damals hatte mit hinaufziehen wollen und die ich in meinem Entsetzen und in meiner Trauer nicht ergriffen hatte.
    Die Mitternacht liegt still über dem Schloss, der bleiche Mond wirft lange Schatten auf den Boden. Gedrückt sitze ich, ein Häuflein körperlose Seele, auf meinem Stammplatz in der Halle. Wann, oh, wann steig ich empor?
    Quoth the raven: »Nevermore!« 19
    Blödes Vieh!

Alberner Hotelklatsch
    Die Versuchung war ziemlich groß, durchaus. Aber dann bin ich abends trotzdem allein ins Bett gegangen. Ich weiß nicht, was mich hinderte. Ich bin kein völlig prüdes und viktorianisches Geschöpf. Auch wenn ein kleines Bettgetümmel sicher nicht Tante Henriettas Erziehungsprinzipien entspricht. Im Halbdunkel meines Zimmers schimpfte ich mich auch schon wieder eine dusselige kleine Ziege. Aber noch mal im Bademantel durch die Gänge geistern... Nein, besser wir beließen es so, wie es war.
    Es war ein netter Abend, überhaupt eigentlich ein netter Tag gewesen. Ich nährte die Hoffnung, dass meine Gefühle bei Ken auf Resonanz stießen, auch wenn ich mir noch immer nicht ganz sicher war, in welche Richtung sie sich entwickelten. Manchmal ist es eine warme Freundschaft, manchmal flattern die Schmetterlinge in meinem Bauch, manchmal steigen mir die Tränen in die Augen vor lauter Sehnsucht.
    Um mir die Laune nicht zu verderben, weigerte ich mich einfach, an die Zukunft zu denken. In sechs Tagen würden wir abreisen, jeder in eine andere Stadt, sechshundert Kilometer weit entfernt voneinander. Was würdedann noch von einem noch so gut überlegten Urlaubsflirt übrig bleiben? Tante Henrietta hatte sicher recht mit ihrer Warnung. Ob sie selbst auch so etwas durchgemacht hat? Eine unerfüllte Liebe. Komisch, darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Tante Henrietta ist und war für mich immer der Fels in der Brandung, unanfechtbar durch derartige Torheiten.
    Aber hatte ich mir je die Mühe gemacht, hinter ihre raue Schale zu schauen? In der letzten Zeit fing ich an, feine Risse darin zu entdecken. Ich sollte mir die Zeit nehmen, diese Risse ernsthaft zu erforschen.
    An Einschlafen war heute wieder nicht zu denken. Heimlich hoffte ich, dass sich der Katzengeist noch einmal einfinden würde. Zu gerne hätte ich versucht, auf irgendeine Weise mit ihm in Kontakt zu kommen. Aber vielleicht ist er in den Nächten des zunehmenden Mondes anderweitig engagiert. Man weiß so wenig über Gespenster.
    Man weiß eigentlich auch wenig über Menschen. Ich hatte mir zum Beispiel über MacDuffnet bisher wenig Gedanken gemacht. Valentine, deren überwiegender Charakterzug Neugierde ist, hatte in der kurzen Zeit, seit sie hier ist, eine ganze Menge über ihn herausgefunden. Er war kein rundum sympathischer Mann, den Eindruck hatte ich von Anfang an ebenfalls gewonnen. Sein Theater, als ich für uns die Zimmer haben wollte, die Art, wie er das Personal zusammenstauchte, ohne Rücksicht darauf, ob Gäste das mitbekamen oder nicht, seine schmierig-freundliche Art der schönen Gina gegenüber, seine Verachtung für die durchgeweichten Reisenden Val und Carl …
    Die beiden übrigens, die mit ihrem Auto beweglicher waren als Ken und ich, hatten einen Einkaufsbummel im Dorf gemacht und anschließend den Pub aufgesucht. Von dort brachten sie reichlich Klatsch und Tratsch mit.
    »Unser Herbergsvater scheint keine Punkte im örtlichen Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen«, hatte Valentine berichtet.
    »Stehen die Einwohner nicht auf rosa Tweed?«
    »Schlimm, nicht? Aber das ist wahrscheinlich nur das Tüpfelchen auf dem i. Er ist anscheinend auch nicht der Pünktlichste, wenn es ums Bezahlen geht, der alte Geizknochen. Es waren zwei Bauern in der Kneipe, die haben ganz schön über ihn geschimpft.«
    »Na komm, Val. Die übertreiben vermutlich auch, um sich wichtig zu machen. Es kann doch jedem mal passieren, dass er eine Rechnung zu begleichen vergisst. Das ist bei uns auch schon vorgekommen.«
    »Carl, einmal, ja. Aber die sprachen von ständig. Weit mehr werfen sie ihm sein schäbiges Verhalten bei den Highland Games vor, die hier im Sommer veranstaltet werden.«
    » Highland Games? Hier?«
    »Klar, jede Gemeinde, die etwas auf sich hält, veranstaltet so ein Fest. Habt ihr so was schon mal miterlebt?«
    Ken und ich schüttelten unsere Köpfe.
    »Oh, da ist euch was entgangen. Da werfen große, schöne Männer mit Baumstämmen und Steinen...«
    »Baumstämme,

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