MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
hält er sich lieber an diesen gefälschten Geldscheinen fest. Und das Spiel mag ich nicht mitspielen. Also - aus die Maus.«
»Arme Margita. Aber ich finde die Spinnerei gar nicht so verrückt. Deine Idee mit dem Aufschreiben hat was für sich. Weißt du, ich habe hin und wieder für Familienchroniken recherchiert. Mich würde es reizen, diese historischen Zusammenhänge der MacLeods und MacIains auszuarbeiten.«
»Dann tu es. Wir haben eine Menge Material zusammenbekommen. Und dies hier kannst du auch noch verwenden.«
Ich erzählte ihr von der Brosche in Form der Silberdistel. Es munterte mich merklich auf, eine so hingerissene Zuhörerin zu haben.
Sie war genauso hingerissen wie Tante Henrietta zuvor, als ich ihr von dem geisternden Kater berichtet hatte. Es war erstaunlich, wie kritiklos meine Tante das alles hingenommen hatte. Ja, sogar nicht den geringsten Zweifel geäußert hatte. Zum Ende meines Berichts hatte sie sogar geschmunzelt und gemeint: »Na, wir sind noch bis Ende der Woche hier. Vielleicht habe ich auch noch das Vergnügen.«
Viel besser gelaunt liefen Valentine und ich anschließend in mein Zimmer hinunter und sahen uns die Brosche an. Diesmal konnte ich sie ohne Probleme anfassen. Es war ein hübsches Stück, eine etwa acht Zentimeter große, runde Silberscheibe, in der Mitte ein Bernstein, der den Blütenkorb darstellte, außen herum die Blütenblätter und die zackigen Distelblätter ausgearbeitet.
»Man trug sie, um das Plaid an der Schulter zusammenzuhalten oder als Schmuck am Gewand«, erklärte ich Valentine.
»Also müsstest du nur noch herausfinden, wie sie in deine Familie gekommen ist, nicht wahr? Interessiert dich das nicht?«
»Doch, aber ich weiß keinen Ansatzpunkt. Wenn die MacIains ausgerottet worden sind, wie man annehmen kann, dann könnte jeder Plünderer diesen Schmuck an sich genommen haben. Wenn die schon angesengte Spinnräder aus der Ruine geklaut haben, dann werden sie auch vor Leichenfledderei nicht haltgemacht haben.«
»Du bist grässlich ernüchternd.«
»Sagte Tante Henrietta auch schon«, musste ich kichern. »Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen.«
Ein wundervoller Abend
Valentines Interesse an der Ahnenforschung hatte mich auf eine Idee gebracht. Mir war etwas eingefallen, das ich ihr unbedingt noch mitgeben musste. Darum hatte ich mich nach dem Abendessen bei den anderen entschuldigt und war durch den nassen Garten gelaufen. Der Regen hatte etwas nachgelassen, aber es tröpfelte noch immer heftig von den Büschen und Bäumen. Und natürlich landete ich mit einem Fuß auch in einer knöcheltiefen Pfütze. Aber wenigstens war der Weg nicht umsonst gewesen. In der Hütte des Gärtners brannte noch Licht.
Arthur machte auf mein Klopfen auf, und Silver sprang vom Sessel, humpelte auf mich zu und strich mir um die Beine.
»Na, dir geht es wieder richtig gut, Silver. Es sieht ja sogar so aus, als hätte sie sich inzwischen ein Bäuchlein angefuttert?«
Arthur lachte und nahm das Kätzchen auf die Arme.
»Nachdem sie mir das Abendessen vom Teller geklaut hat, kann das wohl sein. Kommt herein, es ist nass draußen.«
In dem heimeligen Raum brannte ein lustiges Feuerchen im Kamin, und ich setzte mich auf den Cordsessel, auf dem Silver gelegen hatte. Vermutlich war ich nachher voller weißer Katzenhaare, aber das machte mir im Moment nichts aus.
»Gemütlich ist es hier. Viel netter als in der schrecklichen lila Halle.«
Braune Wollteppiche lagen auf dem Boden, ein paar schlichte Regale, die wie selbst gezimmert aussahen, zogen sich an den Wänden entlang, darin Reihen von Büchern, nicht akkurat ausgerichtet, sondern so, als würden sie oft herausgezogen und gelesen. In einer Ecke stand die Harfe, auf dem Tisch ein Tonkrug und zwei Becher.
Zwei? Ich wunderte mich. Aber dann fragte Arthur mich: »Mögt Ihr einen Becher von meinem Holunderwein trinken?«
»Wenn ich davon nicht sofort unter den Tisch sinke.«
»Nein, gewiss nicht.«
Er nahm einen weiteren Becher von dem Bord über dem Kamin und schenkte mir ein. Silver klagte ihren Platz ein und hüpfte auf meinen Schoß.
»Sie liebt es, sich am Feuer zu wärmen. Euch stört es doch nicht, wenn sie dort liegt?«
»Nein, ich mag Katzen.«
Und wie schön war es, die Hände in dem weichen Pelz zu vergraben. Ganz plötzlich dachte ich an den Geisterkater. Ob er sich auch danach sehnte, wieder ein Fell zu haben, das man kraulen konnte? Wenn meine Vermutung stimmte, dann war der Arme nun schon
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