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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zwischen ihnen spannen sich leuchtende Fäden. Einige dünn wie Seide, einige dichter und fester. Sie wuchsen und verwebten sich, bildeten ein Netz, lösten sich hier, verbanden sich dort, spannen mich ein in das Muster der Beziehungen, zogen mich, fesselten mich, ließen mich los, umgarnten mich. Und ich fühlte mich verbunden mit ihnen allen, durch Liebe, durch Angst, durch Hoffnung, durch Vertrauen und - Gefahr.
    Ich hatte anscheinend die Katze, ohne es zu wollen, zu heftig angefasst, sie sprang mit einem Maunzer von meinem Schoß, ich war wieder in Arthurs Zimmer. Er saß am Kamin und strich sacht über die Saiten der Harfe. Die Töne schienen den Raum zu füllen, auch wenn sie kaum hörbar waren.
    »Ihr wandert auch, Margita. Ihr wandert in den Weiten und in den Tiefen. Das ist wichtig und gut, mein Kind. Doch auf den Wanderungen erwartet einen zuzeiten Erschreckendes.« Sehr leise sprach der alte Barde, und über meinen Rücken zog ein kalter Schauder.
    »Aber wenn Ihr den Schrecken auf Euren Wanderungen durch Eure eigenen Tiefen überwunden habt, werdet Ihr stärker daraus hervorgehen. Ihr werdet dann in der Lage sein, anderen zu helfen.«
    »Ich habe aber Angst, Arthur...«, flüsterte ich. »Ich habe zweimal das Grauen erlebt.«
    »Angst kann man überwinden, denn auch wenn Ihr es nicht merkt, auch wenn Ihr es nicht seht, Ihr werdet geführt auf Eurem Weg. Vertraut mir, ich weiß, wovon ich spreche. Und glaubt mir, Ihr habt die Kraft für alles das, was Euch zu tun geboten werden wird.«
    Die Harfe klang lauter, beinahe beschwörend. Und mich erfüllte plötzlich ein wundersames Gefühl von Zuversicht und - seltsamerweise große Zärtlichkeit für den Mann am Kamin.
    »Geht nun zurück ins Hotel, Kind. Es ist schon Mitternacht vorbei, der Rabe hat sein ›Nevermore‹ gekrächzt, Eure Tante ruht und träumt von einer glücklicheren Zeit, Eure Freunde vergessen ihre Sorgen in den ersten Wogen des Schlummers, und MacTiger harrt Eurer auf dem Kaminsims über der silbernen Distel. Geht, Kind, der Regen ist vorüber.«

Hochenergie-Spuk
    Ich wartete auf sie auf dem Kaminsims über der Silberdistel. Ungeduldig. Endlich trat sie in den Raum, und auf ihrem Gesicht lag ein seltsamer Schein. Sie sah sehr hübsch aus. Doch dann …
    »Hallo, MacTiger...«
    Mehr bekam ich nicht mehr mit. Ich war derartig erschrocken, meinen Namen zu hören, dass ich spornstreichs in die Höhe fuhr. In der Etage darüber ließ ich eine kreischende Jungmaid im Himmelbett hinter mir, im obersten Stockwerk die arme Peggy mit ihren gesträubten Haaren und unter den Dachsparren die verschreckten Fledermäuse, als ich vorbeischoss wie ein Komet mit rot glühenden Augen. Ich kam erst wieder zum Halten, als ich gut fünfzig Meter über dem Schloss schwebte.
    »MacTiger« hatte sie gesagt. Meinen Namen hatte sie ausgesprochen. Woher wusste sie ihn? Als ich ihn hörte, wurde ich ganz ungeheuerlich sichtbar, als ob ich einen Energiestoß bekommen hätte. Meine Bastet, so konnte ich doch nicht zurück ins Hotel. Dort würde das blanke Chaos ausbrechen. Das aber war erst für morgen geplant. Gerade heute wollte ich nicht spuken. Wie absolut grässlich.
    Ich überlegte, während ich mich langsam in Richtung Schornstein sinken ließ, wie ich so unauffällig wie möglich zu Margita zurück ins Zimmer käme. Bloß nicht wieder Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht ging es hier durch diesen schwarzen Schlund? Mich ekelte es, durch diesen verrußten Schacht zu gleiten, aber ein Fell, das verschmutzen konnte, hatte ich ja nicht mehr. Also auf. Oder besser ab.
    Margita lag inzwischen in ihrem Bett, als ich bei ihr landete. Sie hatte die Augen geschlossen. Schlief sie schon? Vorsichtig näherte ich mich. Ah, war das gestern schön, auf ihrem Bauch zu liegen. Ob ich noch mal …
    Kaum hatte ich mich niedergelassen, blinzelte sie mir zu. Sehr feinfühlig, die Kleine.
    »Du bist doch MacTiger, nicht wahr?«, flüsterte sie.
    Ich rückte näher zu ihr heran. Wie vereinbart, kratzte ich mich am Ohr.
    »Fein, alter Freund. Schön, dass du wieder da bist. Wie bist du nur zum Geist geworden? Aber das kannst du mir sicher nicht erzählen. Wir werden das schon herausfinden. Möchtest du noch mal gekrault werden?«
    Ich schnurrte schon in Vorfreude. Sie schien das zu verstehen.
    Doch bald schlief sie ein, und ich traute mich einfach nicht, ihre Frage nach dem Beginn meiner Geisterkarriere zu beantworten. Ich ließ sie stattdessen davon träumen, wie ich zu meinem Namen

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