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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hinter dem Stein direkt neben mir trat eine Uralte hervor. Weiß war ihr Gesicht, weiß wogten ihre Haare, ihr Umhang war schwarz, schwarz waren ihre Augen, dunkel und unergründlich. Sie stütze sich auf einen knorrigen Stab, und doch, das war keine hilflose Greisin. Das war eine mächtige Weise. Majestätisch umwandelte sie den Henge und verweilte im Zentrum des Kreises. Zu ihren Füßen glänzte silbrig die sternenförmige Distel. Dann breitete sie die Arme aus, darin sie das ganze Rund einschloss - das kleine Mädchen, Margaret, mich, Mutter, Flora, Henrietta und Großmutter.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war. Ewigkeiten? Sekunden?
    Ich tauchte erst wieder aus meiner Verzückung auf, als mich Arthurs brummige Stimme ansprach.
    »Gut, dass Ihr hier gewartet habt, Margita. Die Nebel sind tückisch und führen den Wanderer in die Irre, der ohne Kenntnis der Wege durch das Moor läuft.«
    »Arthur! Sie scheinen diese Wege gut zu kennen.«
    »Einige, Kind. Nun kommt, Ihr habt lange Zeit im Kalten gesessen. Ich habe Euch eine warme Decke mitgebracht.«
    Er hatte recht, ich fühlte mich wie erstarrt. Er hüllte mich in das grobe Wollplaid ein und hielt mich fest in seinen Armen. Ich empfand eine wunderbare Geborgenheit und musste mit den aufsteigenden Tränen kämpfen.
    »Weint, Kind, wenn Ihr müsst. Es ist einsam im Nebel und unheimlich an den Stätten der Alten.«
    »Nein, nicht unheimlich, Arthur. Und nicht einsam. Ich habe viele gesehen, die zu mir gehören.«
    »So, die habt Ihr gesehen? Wollt Ihr mir davon berichten?«
    Ich erzählte ihm von den Frauen, die aus den Steinen kamen. »Nur zwei kannte ich nicht. Das rothaarige Kind und die weise Alte.«
    »Nein? Nun, das rothaarige Kind, das kenne auch ich noch nicht. Doch die Alte, die hat man im Hain schon oft gesehen.«
    »Wer ist sie?«
    »Wer weiß?«
    »Arthur?«
    »Kommt, steht auf und bewegt Euch ein wenig. Wir müssen nach Hause gehen.«
    Wie schon häufiger kam mir der Gedanke, dass Arthur Dougal viel mehr wusste, als er sagen wollte.
    Wir wanderten zurück, immer nahe beieinander, denn der Nebel machte wahrhaft orientierungslos. Doch selbst in den dichtesten Schwaden war mir, als könne ich einige Wegmarken erkennen. Hier ein Brombeergestrüpp, über die Feldsteinmauer kriechend wie eine bösartige Spinne, da ein Steinhaufen, geformt wie ein geduckter Riese, ein bizarrer Strauch, der wie ein jammerndes Skelett die Arme flehend himmelwärts streckte, die eingefallenen Mauern einer alten Kate, die wie ein archaisches Ungeheuer im Dunst lauerte.
    »Wie haben Sie mich hier gefunden, Arthur?«
    »Eure Tante hat sich Sorgen gemacht und hat mir den Zettel gezeigt.«
    »Oh.«
    »Sie hat Euch von unserer lange zurückliegenden Freundschaft erzählt?«
    »Ja, das hat sie. Ich freue mich, dass ihr euch wiedergefunden habt. Tante Henrietta war gestern Nachmittag bei Ihnen, nicht wahr? Kurz bevor ich gekommen bin.«
    »Das war sie. Woher wisst Ihr das?«
    »Die zwei Becher.«
    Arthur lachte leise.
    »Scharfe Augen habt Ihr, Margita.«
    Die Eibenhecke tauchte auf, und Arthur nahm mir die Decke ab. Ich bedankte mich noch einmal bei ihm, dass er sich die Mühe gemacht hatte, die verirrte Wanderin aus dem Nebel zu fischen. Er winkte ab und wandte sich seinem Häuschen zu.

Überraschte Besucher
    Heute in der Hotelrezeption
    »So, so, und das ist der junge Sohn und Erbe?«
    Valentine beugt sich interessiert über das Kinderbettchen, in dem Alasdair leise im Schlaf gurgelt. »Niedlich, wenn man dafür etwas übrighat.«
    »Wir müssen eben an die Erbfolge denken«, kichere ich, und Valentine lächelt weise.
    »Mehr, als du denkst. Wart ab, bis du erfahren hast, was ich herausgefunden habe.«
    »Was, noch mehr, als in Arthurs Aufzeichnungen stand?«
    »Ja, Margita, noch eine unwesentliche Kleinigkeit mehr.«
    »Mach es nicht so spannend, Val. Meine Güte, du weidest dich ja förmlich an meinen Qualen. Himmel, grins nicht so. Sag’s!«
    »Das Gemetzel hat jemand überlebt, Margita.«
    »Nein...«
    »Doch. Die kleine Schwester von Margaret, Mary. Eine alte Kinderfrau hat sie gerettet und später als ihr eigenes Kind aufgezogen. Sie sind aus der zerstörten Burg geflohen.«
    »Valentine, mir wird ganz anders... Du meinst...«
    »Wir haben Aufzeichnungen in einem alten Kirchenbuch gefunden, die...«
    Sie taucht aus einer Tasche auf und wedelt mir mit einem Päckchen vor der Nase herum.
    »Das ist es - die Überraschung.«
    Sie reicht mir eine in buntes Geschenkpapier

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