Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
der Zettel eine
Fälschung ist. Ich denke, Brown hatte eine Whiskeyflasche in seinem Spind, und
jemand hat sie vergiftet. Nachdem er die Besinnung verloren hatte, hat man die
Flasche fortgenommen und durch eine halbe Flasche Abbeizmittel ersetzt, so daß
man das Etikett gut sehen konnte, und seine Fingerabdrücke geschickt auf dem
Glas verteilt. Sehr gute Arbeit. Allerdings auch ein sehr unangenehmer Abschied
von dieser Welt, sollte man meinen. Es hat sicher eine ganze Weile gedauert,
bis er wirklich tot war, es sei denn, das Abbeizmittel enthielt eine Prise
Strychnin oder etwas Ähnliches.«
    »Wird man eine Autopsie vornehmen?«
    »Das wird man wohl müssen, denke ich.
Wie ist denn Ihr Besuch bei Mrs. Tawne verlaufen?«
    Sarah verstand nur zu gut, warum er das
Thema wechseln wollte. »Eigentlich ganz interessant«, meinte sie. »C. Edwald
Palmerston ist unerwartet hereingeschneit. Mrs. Tawne schien überglücklich, ihn
zu sehen. Außerdem habe ich eine Ihrer Bewunderinnen getroffen.«
    »Wie interessant. Welche denn?«
    »Die Gräfin Ouspenska
höchstpersönlich.«
    »Ouspenska?« Er nahm noch einen Löffel
Suppe. »Wie sieht sie denn aus?«
    »Mit einem Wort: unglaublich. Slawisch
und leidend. Obwohl ich glaube, daß sie bestimmt einmal atemberaubend schön
gewesen sein muß, als sie noch sehr viel jünger und in besserer Verfassung
war.«
    »Oh, jetzt weiß ich, wen Sie meinen.
Die gute alte Lydia. Sie war früher mal Nick Fieringers Freundin.«
    »Sie war auch einmal C. Edwald
Palmerstons Freundin.«
    »Die Welt ist klein. Weiß Mrs. Tawne
davon?«
    »Schwer zu sagen. Die Gräfin begrüßte
ihn wie einen alten Bekannten, gegen den sie einen Groll hegte, aber sie hat
ihr Herz erst ausgeschüttet, als wir allein in ihrem Atelier waren. Und dann
hat sie hauptsächlich über Sie geredet.«
    »Was gibt es über mich schon zu sagen?
Mein Gott, Mrs. Kelling, Sie glauben doch wohl hoffentlich nicht, daß Lydia und
ich jemals — «
    »Nein, das glaube ich nicht. Darin bestand
ja ihr großer Kummer. Daß Sie nicht mit ihr, wollte ich sagen. Sie«, Sarah
errötete, »schien zu denken, daß wir — «
    Glücklicherweise steckte Charles genau
in diesem Moment den Kopf in die Küche. »Oh, Mr. Bittersohn. Ich habe Geräusche
in der Küche gehört und dachte, daß Sie vielleicht dabei wären, sich einen
kleinen Imbiß zuzubereiten, da Sie ja beim Dinner nicht da waren. Ich wollte
Ihnen nur meine Hilfe anbieten, aber ich sehe, daß bereits bestens für Sie
gesorgt ist. Darf ich Ihnen vielleicht ein Gläschen Sherry holen? Oder ein
kaltes Bier? Mariposa und ich haben immer ein oder zwei Sechserpackungen für
unseren persönlichen Bedarf vorrätig.«
    »Nein, danke, Charlie. Heute steht mir
der Sinn irgendwie nicht nach Alkohol. Kennen Sie übrigens zufällig eine
ehemalige Schauspielerin namens Lydia Ouspenska?«
    Charles schloß vorsichtig die Tür zum
Souterrain, spitzte die Ohren, um sicherzugehen, daß Mariposa nicht gerade auf
dem Weg nach oben war, und murmelte dann: »Die Gräfin Ouspenska ist mir
allerdings bekannt, Sir.«
    »Sie ist leidenschaftlich in Mr.
Bittersohn verliebt«, konnte sich Sarah nicht verkneifen zu sagen.
    »Ich kenne sie nur als Dame von
ausnehmend gutem Geschmack und ausgezeichnetem Urteilsvermögen, Mrs. Kelling.
Sie stammt aus einer vornehmen russischen Familie.«
    »Sie ist die Tochter eines polnischen
Schildermalers aus Chelsea«, sagte Bittersohn. »Soweit ich gehört habe, hat sie
diese Gräfin-Ouspenska-Masche aus einem Theaterstück, in dem sie mitgewirkt
hat, das war damals während des Zweiten Weltkrieges, als alle richtigen
Schauspielerinnen ihren Beitrag zur Truppenbetreuung an der Front leisteten.
Lydia hat es im Theater nie sehr weit gebracht. Ihre eigentliche Stärke bestand
darin, dafür zu sorgen, daß die Jungs im Hinterzimmer auf ihre Kosten kamen.
Wie geht es ihr denn jetzt, Mrs. Kelling?«
    »Nicht allzu gut. Alle ihre ehemaligen
Einnahmequellen haben sie offenbar verlassen. Charles, wie konnten Sie bloß so
ein Schuft sein?«
    »Gnädige Frau, in diesem Punkt muß ich
höflichst protestieren. Meine Verbindung mit Gräfin Ouspenska war auf eine
kurze Spielzeit am Charles Street Playhouse beschränkt, wo wir beide
Statistenrollen bekleideten, und seitdem haben wir höchstens Höflichkeiten über
einem Drink bei Irving’s ausgetauscht.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie sich in
Coolidge Corner herumtreiben, Charlie«, sagte Bittersohn.
    »Offiziell tue ich das auch nicht,

Weitere Kostenlose Bücher