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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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geklatscht, als sie wußte, besonders jetzt, wo sie so oft mit
Mr. Bittersohn in der Öffentlichkeit erschien?
    Doch wie konnte jemand, der Sarah
kannte, gleichzeitig mit Lydia Ouspenska befreundet sein? Auf Mr. Palmerston
etwa traf dies zu, doch er kannte Sarah nur flüchtig, und was für eine Art von
Liaison ihn auch mit der Gräfin verbunden haben mochte, sie gehörte zweifellos
längst der Vergangenheit an. Dolores Tawne hätte wohl kaum derart vorschnelle
Schlüsse ziehen können, denn sie hatte Max und Sarah Sonntag nacht zum ersten
Mal gesehen, und das in einem Rahmen, der schwerlich als kompromittierend
bezeichnet werden konnte.
    Aber Nick Fieringer hatte sie
getroffen. Lind er hatte gestern abend mit ihnen zusammen hier gesessen und
vielsagende Bemerkungen über schöne Frauen gemacht. Außerdem konnte man kaum
abstreiten, daß sie sich in einer gemütlichen Privatwohnung befunden hatten und
Sarahs Schlafzimmer auf der anderen Seite einer Verbindungstür lag; vielleicht
war diese Tür zufällig nicht ganz geschlossen gewesen. Und Nick hatte Lydia
offenbar einmal recht nahe gestanden. Doch auch Nick war nicht mehr der
Jüngste, und er hatte gesagt, daß er sich in aller Herrgottsfrühe ein
Tubavorspiel anhören müßte. Sicher wäre er dann nicht gestern nacht danach noch
zur Ipswich Street gehastet, um die Gräfin darüber zu informieren, daß Max
Bittersohn, den sie offenbar hauptsächlich aus ihren Wunschträumen kannte,
vielleicht oder vielleicht auch nicht ein kleines Techtelmechtel mit der Witwe
Kelling hatte, die Lydia erst heute nachmittag kennengelernt hatte.
    Natürlich hätte Nick Lydia auch
irgendwann heute begegnen können. Und heute war ja auch Brown, der Wächter,
gestorben, weil er ein Abbeizmittel getrunken hatte, das bestimmt kein normaler
Mensch freiwillig zu sich genommen hätte. Und Lydia Ouspenska war Malerin. Und
ein Abbeizmittel war etwas, was einem Künstler vertraut war. Und sie war
außerdem eine hervorragende Kopistin. Und was hatte Brooks herausgefunden, das
ihn veranlaßt hatte, sie schon so bald wieder aufzusuchen?
    Vielleicht war es aber auch nichts so
Dringendes, denn Brooks hatte es nicht besonders eilig, Mrs. Sorpende zu
verlassen. Sarah und der umwerfende Max hatten jedenfalls genügend Zeit, sich
in den beiden Lehnsesseln häuslich niederzulassen, bis die Stille reichlich
ungemütlich wurde.
    Schließlich sagte Bittersohn: »Ich mag
dieses Zimmer.«
    »Es ist aber ziemlich klein.«
    »Vielleicht ist es deshalb so nett
hier.«
    Er hatte wirklich einen sensiblen,
angenehm geschwungenen Mund für einen Mann, dessen Gesicht ihr zunächst im
Vergleich mit dem ihres verstorbenen Mannes eher grob erschienen war. Sie
versuchte, sich an Alexanders Gesicht zu erinnern, und stellte zu ihrem
heimlichen Entsetzen fest, daß er ihr am deutlichsten als zwei lange Beine in
makellosen grauen Flanellhosen präsent war, als er sie als kleines Mädchen zum
Entenfüttern in den Park mitgenommen hatte. Aber sie hatte Alexander doch von
ganzem Herzen geliebt. Nun ja, vielleicht nicht wirklich von ganzem Herzen,
immerhin hatte sie ja auch noch ihre Eltern geliebt — so nahm sie jedenfalls an
— und Tante Emma und die liebe alte Anora Protheroe, Onkel Jem und vielleicht
auch ein ganz klein wenig seinen treuen alten Kammerdiener Egbert, und sie war
gerade dabei, sehr zärtliche Gefühle für Cousine Mary zu entwickeln und sogar
nach all der Zeit für Cousin Dolph. Sicher gab es verschiedene Arten von Liebe,
und die Geheimnisse des Herzens ließen sich wohl kaum quantitativ erforschen.
Und was um alles in der Welt hielt Brooks so lange auf?
    Endlich kam er hereinkurbettiert,
geschmeidig und schlank wie ein angegrautes Streifenhörnchen. »Schönen guten
Abend, Kinder.«
    »Hallo, Kelling«, sagte Bittersohn.
»Haben Sie noch ein paar neue Leichen gefunden?«
    »Noch nicht, aber zeigen Sie mir nur
die genaue Richtung, und ich mache mich gern wieder auf die Suche. Ich wollte
mir übrigens weitere Anweisungen von Ihnen holen.«
    »Nett von Ihnen. Ich vermute, es
besteht keine Möglichkeit, die Flasche zu finden, aus der Brown tatsächlich
getrunken hat?«
    »Ich habe natürlich die ganze Umgebung
sorgfältig abgesucht, aber nichts finden können. Was wohl Bände spricht, finden
Sie nicht? Ich glaube, die Flasche wurde in die Backbay Fens geworfen. Eine
leere Whiskeyflasche mehr oder weniger fällt da nicht auf. Ich habe mich beim Christian
Science Monitor schon häufiger schriftlich über das

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