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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sir.
Aber alle Verwandten von Mariposa wohnen in Jamaica Plain und Umgebung, und es
gibt Momente, wo wir Theatermenschen die Freiheit brauchen, uns ungestört zu
entfalten. Wenn ich für Sie hier nicht mehr von Nutzen sein kann, dürfte ich
mich dann mit Ihrer Erlaubnis wieder in mein Quartier zurückziehen?«
    »Sie haben unsere gnädige Erlaubnis,
sich zurückzuziehen. Auf Ihrem Weg nach unten könnten Sie vielleicht versuchen,
sich zu erinnern, ob Lydia jemals etwas über Madams Palazzo zu Ihnen gesagt
hat?«
    »Ich werde mein Bestes tun. Hasta la
vista. Señor, Señora.«
    »Mariposa bringt ihm neuerdings
Spanisch bei, obwohl ich nicht verstehe, warum sie sich all die Mühe macht. Mir
scheint es ganz so, als ob sie sowieso den größten Teil ihrer Konversation in
Zeichensprache erledigen.« Sarah lachte und errötete. »Ich habe wohl ein wenig
zu viel Zeit mit Gräfin Ouspenska verbracht. Um auf ihre finanzielle Situation
zurückzukommen, Mr. Bittersohn, wußten Sie, daß sie sich heute über Wasser
hält, indem sie antike Ikonen herstellt?«
    »Sind sie gut?«
    »Hervorragend, würde ich sagen. Sie hat
mir eine gezeigt, die fast fertig war, und ich wette, sogar Sie hätten nur
schwer den Unterschied zwischen Kopie und Original feststellen können.«
    »Woher hat sie denn die Ikonen, die sie
kopiert?«
    »Sie besitzt ein Dutzend verschiedene
Ikonen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob sie alle echt sind, aber sie sahen
alle schrecklich wertvoll aus. Sie sagte, sie würde sich unter keinen Umständen
von ihnen trennen, denn sie bewahrten sie davor, in der Gosse zu landen und zu
verhungern. Eins verstehe ich allerdings nicht. Wenn sie nämlich wirklich eine
so hervorragende Kopistin ist, sollte man doch annehmen — «
    »Sollte man, nicht wahr? Sie denken
dabei sicher an den Romney und vielleicht ein paar Dutzend andere Bilder. Das
erklärt allerdings weder Brown noch Witherspoon, oder? Ich kann mir irgendwie
nicht vorstellen, daß Lydia einen Mann aus dem Weg räumt.«
    »Sie würde sie höchstens durch zuviel
Hingabe umbringen, nehme ich an.«
    »Aber Mrs. Kelling! Für ein braves
kleines Mädchen von Beacon Hill reden Sie plötzlich sehr freizügig.«
    »Das muß an der ausschweifenden
Gesellschaft liegen, mit der ich mich umgebe. Möchten Sie, daß ich die Gräfin
Ouspenska nochmals aufsuche und sie nach Madam ausfrage?«
    »Nein, ich möchte, daß Sie sich von ihr
und auch vom Palazzo fernhalten. Ich werde morgen einen meiner Geheimagenten
auf den Fall ansetzen.«
    »Wie beeindruckend. Wer ist es denn?«
    »Am liebsten läßt er sich Bill Jones
nennen. Bill kennt jedes heiße Bild, das innerhalb der letzten 30 Jahre nach
Boston und aus Boston heraus transportiert wurde.«
    »Stiehlt er sie etwa selbst?«
    »Nein, er weiß nur gern Bescheid. Man
könnte es als sein Hobby bezeichnen. Bill ist ein sehr erfolgreicher
kommerzieller Künstler. Sie würden ihn sicher mögen.«
    »Warum bringen Sie ihn denn nicht
einfach mal zum Abendessen mit?«
    »Vielleicht werde ich das wirklich. Was
gibt es denn jetzt schon wieder, Charles? Ich dachte, Sie hätten sich in Ihr
Quartier zurückgezogen?«
    Der Butler, der im Türrahmen erschienen
war, stand stramm. »Mr. Brooks Kelling ist gerade eingetroffen. Er wünscht
angemeldet zu werden.«
    »Ist Mrs. Tawne bei ihm?« fragte Sarah
ängstlich.
    »Nein, gnädige Frau. Er ist bei Mrs.
Sorpende in der Bibliothek.«
    »Teufel auch! Dann gönnen wir ihm am
besten noch ein paar Minuten Turtel- und Balzzeit, während Mr. Bittersohn sein
Abendessen zu Ende ißt, und anschließend bringen Sie meinen Cousin nach oben in
mein Arbeitszimmer. Ist das auch in Ihrem Sinne, Mr. Bittersohn?«
    »Vollkommen.« Er verspeiste hastig die
letzten Essensreste. »Darf ich bitten?«
    Als sie die Hintertreppe hinaufstiegen,
wurde Sarah bewußt, daß ihren anderen Pensionsgästen in der Zwischenzeit
eigentlich hätte auffallen müssen, wieviel Zeit Mr. Bittersohn neuerdings in
ihrem kleinen Wohnzimmer verbrachte.
    Sie fragte sich, wo wohl die soi-disant
Gräfin Ouspenska gehört hatte, daß sie und Bittersohn etwas miteinander
verband, das man delikat umschrieben als eine vertrauliche Beziehung bezeichnen
könnte.
    Jennifer LaValliere und Eugene
Porter-Smith gingen oft zusammen aus. Hatte möglicherweise einer von ihnen
zufällig in einem der Cafés, die sie häufiger aufsuchten, eine Bemerkung
fallengelassen, die der Gräfin irgendwie zugetragen worden war? Oder wurde über
Sarah selbst mehr

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