Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
eigenem Antrieb gekommen ist oder ob ihn jemand geschickt hat.
Ich nehme an, er würde gegen Bezahlung schon bereit sein, jemandem einen
Gefallen zu tun. Nick hat zwar jede Menge Kontakte, aber was seine finanzielle
Lage angeht, muß es ziemlich düster aussehen.«
    »Denken Sie etwa, daß er sogar zwei
Wächter umbringen würde, um einem Freund einen Gefallen zu tun?«
    »Das könnte Nick gar nicht. Dazu ist er
viel zu dick und ungeschickt.«
    »Hätte er denn möglicherweise Bernie
den Auftrag geben können?«
    »Wie hätte Bernie es schaffen können,
im zweiten Stock Joe Witherspoon vom Balkon zu stoßen, wenn er gleichzeitig
sofort nach seinem Auftritt in den Tintoretto-Saal gehen und sich von
irgendeiner musikliebenden Großtante das Händchen halten lassen mußte?«
Bittersohn umschloß geistesabwesend Sarahs Hand noch etwas fester. »Außerdem
kann ich mir nicht vorstellen, daß Nick Bernie damit betraut haben könnte,
Browns Flasche zu präparieren. Bernie wäre sicher in Versuchung gekommen, die
Mordwaffe selbst zu trinken.«
    »Aber Mr. Fieringer hätte die Sache mit
den Flaschen doch ganz leicht selbst erledigen können, oder? Und Witherspoon
hatte außerdem eine Vorliebe für angemalte Damen.«
    »Nicht in der Art von Lydia Ouspenska,
falls Sie auf diese Dame anspielen. Ihr Cousin Brooks hätte sie sicherlich
bemerkt und sich an sie erinnert. Lydia ist immerhin eine recht ungewöhnliche
Person.«
    »Aber wenn sie nun schon oben war, als
Brown den Dienst antrat, und er sie also nicht gesehen hat? Mr. Fieringer hätte
sie schließlich hereinlassen können, oder? Wahrscheinlich hat er auch Zutritt
zum Museum, wenn es geschlossen ist, weil er Vorbereitungen für die Konzerte
treffen muß, meinen Sie nicht? Dann hätte sie schnell durch die Kapelle gehen
und irgendwie das Gebäude verlassen können, während wir uns unten im Hof
befanden und alle durcheinanderliefen. Brown hat einen Raubüberfall
vorgespiegelt, damit es so aussah, als ob er sie nicht verdächtigte, wurde dann
aber trotzdem umgebracht, eben weil er sie gesehen hat. Oh je, ich wollte, der
Gedanke wäre mir nicht gekommen.«
    Bittersohn befand sich in einer
strategisch günstigen Position, um beruhigend auf sie einzuwirken, und handelte
dementsprechend. »Sie dürfen jetzt nicht anfangen, persönliche Vorlieben zu
entwickeln. Ich kann die alte Lydia auch gut leiden, aber was Sie da gerade
gesagt haben, ergibt durchaus Sinn. Sie haben mir schließlich erzählt, wie
perfekt sie die Ikone kopiert hat. Da Sie selbst Künstlerin sind, sind Sie in
der Lage, das objektiv zu beurteilen. Wenn sie eine derart gute Kopie anfertigen
kann, dürfen wir nicht ausschließen, daß sie die Bilder gefälscht hat. Bill
sagt, die Arbeiten stammen alle von ein und demselben Künstler, und Lydia hält
sich schon seit einer Ewigkeit hier auf. Vielleicht ist sie auf Ikonen
umgestiegen, weil es im Palazzo nichts mehr gibt, was es wert wäre, kopiert zu
werden.«
    Sarah rieb ihre Wange an dem eleganten
grauen Kammgarnmantel, gegen den sie gedrückt wurde. Sie war noch nie in einem
Taxi von einem attraktiven Mann umarmt worden. Alexander war immer nur U-Bahn
mit ihr gefahren und hätte außerdem davor zurückgeschreckt, seine Gefühle in
aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Es war zu schade, daß sie sich nicht
entspannen und die neue Erfahrung genießen konnte, doch deswegen saß sie
selbstverständlich nicht in diesem Taxi.
    »Ich vermute, die Gräfin hätte sich mit
Hilfe von Mr. Palmerston durchaus einen Nachschlüssel für das Museum besorgen
können, als die beiden eine Affäre hatten oder was auch immer es war.«
    »Können Sie das bitte noch einmal ganz
langsam wiederholen?«
    »Ich hatte Ihnen doch schon gesagt, daß
sie ihn früher einmal sehr gut gekannt hat. Haben Sie nicht gehört, was sie
heute abend über den alten Bock gesagt hat, der ihr Kaviar und was weiß ich
geschickt hat - in Erinnerung an alte Zeiten? Sie hat mir damals, als ich bei
ihr im Atelier war, ziemlich deutlich erklärt, daß sie mit ihm früher einmal —
Sie wissen schon.«
    »Wie sollte ich das?« sagte Bittersohn
tugendhaft. »Wollen Sie damit etwa andeuten, daß es Leute gibt, die so etwas
mit anderen Leuten tun, ohne mit ihnen verheiratet zu sein?«
    »In Taxis jedenfalls nicht.« Sarah
richtete sich auf und zog den Rock über die Knie. Da sie nicht genau wußte, wie
man sich in einer derartigen Situation verhielt, war sie sich ihrer Sache nicht
ganz sicher, aber ihr schien die

Weitere Kostenlose Bücher