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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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setzte sie sich einfach hin und versuchte, möglichst flach zu
atmen. Dann bemerkte sie plötzlich, wie die übelriechende Atmosphäre von einem
regelrechten Spannungsstrom durchpulst wurde, und fragte sich, ob nicht
vielleicht zufällig Mr. Bittersohn diese Spannung verursacht hatte. Ihr
Verdacht bestätigte sich, als ein Wesen, das unmittelbar zu ihren Füßen saß, zu
dem Wesen, das man Sarahs wegen vom Sofa gedrängt hatte, sagte: »Mann, wir
haben da einen echt dicken Fisch an der Angel.«
    »Keine Ahnung, wovon du redest, Mann.«
    »Wie der Weihnachtsmann, weißte.
Taschen voller Knete, Mann. Steht auf Kunst, weißte. Bilder und so.«
    »Wer malt denn hier von uns, eh?«
    »Na, wir alle, Mensch! Leroy und Bengo
und Cynthia.«
    »Cynthia doch nicht! Die ist doch
Bildhauerin.«
    »Das weiß doch kein Schwein. Mann, ich
muß dem Kerl unbedingt meine Collagen zeigen.«
    »Mann, du hast doch gar keine!«
    »Wenn ich den Kerl erst in meine Bude
gelockt hab’, Mann, dann hab’ ich auch Collagen. Da brauchste doch bloß ‘nen
Papierkorb in ‘ne Pfütze aus Kleister kippen, Mann, und schon haste ‘ne
Collage.«
    »Mann, du hast doch gar keinen
Papierkorb.«
    »Mensch, und du hast total keinen Sinn
fürs Höhere. Weißte, was für Kunst ich besonders toll finde? Stahlstiche auf
Dollarnoten. Abraham Lincoln, Andrew Jackson und Ulysses S. Grant. Bis dann,
Mann. Ich verzieh’ mich, ich will hier unbedingt mitmischen.«
    Er oder sie rappelte sich auf und
machte sich auf die Suche nach dem Kerl mit der Knete. Durch den Höllenlärm
hindurch konnte Sarah jetzt Bittersohns sonst so angenehme Baritonstimme hören.
Er klang jetzt allerdings wie ein wichtigtuerischer, leicht angetrunkener
Schwachkopf. »Natürlich sammele ich auch Werke von bekannten Künstlern«, sagte
er gerade, als er unter der Leinwand hervorkroch, mit mindestens einem halben
Dutzend unbekannten Genies im Schlepptau.
    »Und wie würde Ihnen ein echter
Mondrian gefallen, Mann?« bestürmte ihn ein kleiner, drahtiger Mann mit einem
gewaltigen Fu-Manchu-Bocksbart.
    »Mensch, dieser Lupe ist ein Schwätzer«,
murmelte der Zyniker, der es sich jetzt auf Sarahs linkem Fuß bequem gemacht
hatte. »Der kopiert die Mondrians vom Linoleum bei Sears und Sawbuck. Mann, ich
finde, ein richtiger Künstler sollte sich seine eigenen Mondrians ausdenken.«
    »Lupe ist kein Künstler, der ist ein
raffinierter Hund«, sagte das Wesen, das jetzt auf Sarahs rechtem Fuß lag. »Der
kann ‘n gutes Geschäft von hier bis Charlestown riechen. Der geht zum Beispiel
in einen dieser Billigsupermärkte, verstehst du, und kauft ‘ne Kiste Oregano,
trocknet das Zeug im Backofen von ‘nem Freund, bis es total braun ist, und
verscheuert es dann als Grass.«
    »Ganz schön gemein.« Die Person, die
Sarahs linken Fuß belagerte, nahm den Rest einer offenbar selbstgedrehten
Zigarette aus ihrem oder seinem Mund und betrachtete traurig den Stummel.
»Mensch, wo ich doch gerade dabei war, high zu werden.«
    Niemand nahm auch nur die geringste
Notiz von Sarah. Lydia hatte sich an irgendeinen anderen Ort begeben, und
Bernie döste mit einem Glas in der Hand, das sich gefährlich in die Richtung
von Sarahs Schoß neigte, vor sich hin. Als sie versuchte, es ihm fortzunehmen,
damit er kein Unheil damit anrichten konnte, öffnete er ein rotgerändertes
Auge: »Wer bis’ denn du?«
    »Ich bin Maxies Alte, die vornehme
Tussie«, erwiderte sie. »Erinnern Sie sich nicht? Sie haben mich doch eben
unten Lydia vorgestellt.«
    »Ach ja, stimmt. Aber ich sag’ nichts.«
    »Das sehe ich.«
    »Du bis’ wohl ‘ne besonders clevere
Tussie, wie? Aber ich sag’ kein Wort, damit du’s weißt. Kein einziges Wort«,
grölte er.
    »Ich habe Sie ja auch gar nichts
gefragt«, erwiderte Sarah etwas beunruhigt.
    »Hat er mir gesagt. Er hat gesagt, bloß
nich’ Max erzähln.«
    »Ich bin ja auch nicht Max.«
    »Was meinste damit, dasse nich’ Max
bist?« Bernie rieb sich die Augen und sah sich seine Nachbarin genauer an. »He,
du bis’ ja wirklich nich’ Max. Du bis’ Maxies Alte. Ich muß Max suchen gehn.«
    »Wer sagt das?«
    »Wer sach’ was?«
    »Daß Sie Max suchen sollen?«
    »Stimmt haargenau. Such nach Max.«
Bernie ließ das Glas fallen und schlief wieder ein.
    Sarah rückte so weit wie möglich von
der Stelle weg, an der er seinen Drink verschüttet hatte, und zerbrach sich den
Kopf über diese mysteriöse Enthüllung. Wenn Bernie Max nichts sagen durfte,
mußte Bernie etwas wissen, das

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