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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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verstand, hätte er damit durchaus recht haben können.
Sie saßen in einer Ecke und lauschten drei nicht mehr ganz jungen Damen, die
sich mit großem Elan einem Saxophon, einem Schlagzeug und einem Kontrabaß
widmeten, als sich jemand zu ihnen gesellte.
    »Ach du lieber Gott, der schöne Max und
sein anbetungswürdiges Liebchen!«
    »Hallo, Lydia«, sagte der schöne Max.
»Können wir dir einen Drink spendieren?«
    »Aber gewiß doch.« Gräfin Ouspenska
zwängte sich neben Sarah. »Ich setze mich neben Kleine hier, damit du uns beide
kannst sehen. In so schummrigem Licht ich bin noch ganz passabel. Doppelten
Wodka, bitte, Giovanni, von Flasche, die du nicht verwässert hast.«
    Lydia bekam ihren Drink, nahm einen
kräftigen Schluck und stöhnte: »Einfach toll! Heute ich habe mein echt antikes
Meisterwerk beendet und wunderschönes Geschenk von einem alten Bock bekommen,
und jetzt spendiert mir umwerfender Max doppelten Wodka. Steckt wohl immer noch
Leben in alte Schlampe, was?«
    »Ich finde Sie wunderbar«, erwiderte
Sarah aufrichtig.
    »Oh Darling, Sie sind einfach süß!«
Gräfin Ouspenska umarmte ihre Tischnachbarin mit slawischer Inbrunst, wobei sie
eine dicke Schicht Puder auf Sarahs makelloser Wange zurückließ. »Hören Sie
bloß mal, was alter Bock Palmerston getan hat! Er hat mir Korb mit
Köstlichkeiten geschickt, der war soo groß« — sie breitete ihre Arme aus, wobei
ihre Armbänder wild klirrten —, »mit Kärtchen in freundlicher Erinnerung. Ist
erstes Mal, daß alter Lustmolch je was geschrieben hat. Nur zu schade, daß er
nicht hat unterschrieben.« Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Drink.
»Jedenfalls jetzt es gibt diese Woche zu essen.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Du sagst es, mein Täubchen. Ich
verhandele über Verkauf von meine wundervolle Ikone, und einen Monat lang ich
kann gut leben. Ist wie in Lied, wo man in Himmel hineintanzt.«
    »Was hast du denn da gerade über deine
Ikone gesagt?« fragte Bittersohn so ganz nebenbei.
    Die Gräfin kicherte. »Ist mein
Geheimnis. Vielleicht du kommst in mein Atelier ohne hübschen kleinen Wachhund
und fragst mich ganz nett, ja?«
    »Klingt nicht schlecht. Möchtest du
noch einen Drink?«
    »Leider nicht. Ich muß behalten klaren
Kopf und bleiben hellwach. Ist für wichtiges geschäftliches Treffen.« Die
Gräfin unterdrückte einen kleinen Schluckauf mit einer aristokratischen
Handbewegung und arrangierte ihre diversen Schals und Ketten. »Ich gehe jetzt.«
    »Können wir dich irgendwo absetzen?«
    »Nein, ist sicherer für mich, wenn ich
gehe allein. Bitte kundschafte Kneipe aus, ob jemand mir folgt.«
    Bittersohn zog seinen Mantelkragen
höher ins Gesicht und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. »Pst, Lydia!« Sein
Flüstern übertönte mühelos das Saxophon, das Schlagzeug und den Kontrabaß. »Die
Luft ist rein.«
    »Gut. In meinem neuen Beruf man muß
sehr vorsichtig sein. In altem Beruf man mußte auch. Au revoir, kleine
Waldtaube. Kommen Sie mich doch besuchen. Ich kann Sie malen als Madonna mit
Kind in echt byzantinischem Stil.«
    Gräfin Ouspenska zog einen ihrer Schals
tiefer ins Gesicht, setzte eine dunkle Sonnenbrille auf und glitt hinaus.
Bittersohn kam zurück zum Tisch und half Sarah in den Mantel.
    »Kommen Sie, wir folgen ihr still und
heimlich. Sie wäre zu Tode beleidigt, wenn wir es nicht täten. Versuchen Sie,
unauffällig auszusehen.«
    Es war nicht schwierig, die Gräfin
nicht aus den Augen zu verlieren. Sie mußte schon woanders getrunken haben,
bevor sie zu ihnen gestoßen war, denn sie schwankte recht heftig und kam immer
wieder von ihrem Kurs ab, steuerte jedoch mehr oder weniger in Richtung Charles
Street und Beacon Street.
    »Ich wette, sie will zu diesem
Antiquitätenladen«, murmelte Sarah.
    »Was für ein Antiquitätenladen?«
    »Der, in dem ich heute nachmittag Ihren
Freund Bill Jones gesehen habe.«
    »Was? Welcher Laden war es denn?«
    »Der mit den Porzellanhunden im
Fenster. Er gehört einem gewissen Mr. Hayre, der mich mit dem chinesischen
Teeservice so gemein übers Ohr gehauen hat.«
    »Was hat Bill da gewollt?«
    »Hat etwas über die Gemälde von Madam
in Mr. Hayres Ohr geflüstert.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das habe ich an seinen Handbewegungen
ablesen können. Der Klavierspieler von Mr. Fieringer war auch da.«
    »Bernie? Was zum Teufel wollte der denn
dort? Hat man Sie gesehen?«
    »Ich glaube nicht. Ich war draußen und
habe durchs Fenster geguckt.«
    »Warum?«
    »Wohl aus Masochismus.

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