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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Bittersohn interessierte. Aber wer würde töricht
genug sein, einem Säufer wie Bernie ein Geheimnis anzuvertrauen? Vielleicht
Lydia Ouspenska; aber was auch immer sie war oder hätte sein können, die Gräfin
war definitiv eine Frau, und Bernie hatte von einem Mann gesprochen. Was den
Rest der Anwesenden betraf, konnte es sich sowohl um Männer, Frauen oder
Zwitter handeln, soweit Sarah feststellen konnte. Keiner von ihnen schien
jedoch Bittersohn schon einmal begegnet zu sein oder ihn hier erwartet zu
haben, warum also hätten sie dem Pianisten vorher Instruktionen geben sollen?
    Sarah sah plötzlich wieder ganz
deutlich die nervösen, feingliedrigen Hände im Antiquitätenladen vor sich.
Bernie hatte dagesessen und beobachtet, wie Bill Jones etwas in Mr. Hayres Ohr
geflüstert hatte. Musiker waren daran gewöhnt, die Handbewegungen von
Dirigenten zu interpretieren, vielleicht hatte also Bernie die Gesten von Bill
genauso verstehen können wie Sarah? Vielleicht hatte Bernie Bill wissen lassen,
daß er etwas herausgefunden hatte, was nicht für seine Ohren bestimmt gewesen
war, und vielleicht war es Bill gewesen, der ihm geraten hatte, Max davon
nichts zu erzählen. Max was nicht zu erzählen? Jones war sehr bereitwillig mit
der Information über die gestohlenen Bilder herausgerückt, um die Bittersohn
ihn gebeten hatte. Vielleicht hatte er ebenso bereitwillig die andere Seite
wissen lassen, daß Bittersohn ihnen auf der Spur war?
    Vielleicht langweilte sie sich ja nur,
weil man sich so lange nicht um sie gekümmert hatte, doch plötzlich schien es
ihr schrecklich wichtig, Bittersohn sofort wissen zu lassen, was Bernie zu ihr
gesagt hatte. Sarah versuchte, sich in seine Nähe zu schlängeln, doch er war
von einer geschlossenen Phalanx aus Künstlern und deren selbsternannten Agenten
umzingelt, wobei jeder darauf aus war, unbedingt mitzumischen. Einige der
Anwesenden bestanden darauf, daß sie diese gute Fee in Männergestalt unbedingt
irgendwohin begleiten sollte, um sich dort irgend etwas anzusehen.
    »Aber ich möchte Ihnen doch die Party
nicht kaputtmachen«, protestierte er.
    »Mann, das machen Sie doch auch gar
nicht. Wir können doch woanders weitermachen.«
    Jemand schnappte sich die Bongos, ein
anderer den Weinkrug. Die Menge drängte hinunter auf die Straße und ließ den
schlafenden Bernie ganz allein auf dem Sofa zurück.
    Während des ganzen Durcheinanders
gelang es Sarah schließlich doch irgendwie, Bittersohn zu erreichen. Er packte
sie um die Taille und hielt sie fest. »Bleiben Sie ganz nah bei mir«, flüsterte
er. »Der liebe Himmel weiß, in was wir da wieder hineingeraten sind.«
    »Ich muß unbedingt mit Ihnen reden«,
sagte sie aufgeregt, »ich muß Ihnen etwas sehr Wichtiges sagen.«
    »Jetzt nicht; später.«
    Er führte sie, so gut er konnte, in ein
Treppenhaus, das noch schäbiger aussah als das erste. Sie gelangten in einen Raum,
der an eine Art Künstleratelier erinnerte. In einer Ecke befanden sich,
säuberlich aufgestapelt, echte Sears-Roebuck-Mondrians. Lupe breitete seine
Ware vor ihnen aus und zog seine Verkaufsmasche ab. Bittersohn bewunderte die
Bilder, wollte aber nichts kaufen. Eine mehr oder weniger weiblich aussehende
Person, die Mrs. Lupe hätte sein können, es höchstwahrscheinlich aber nicht
war, breitete verschiedene Werke vor ihnen aus, die aus Hemdkarton bestanden,
der mit den Resten von alten Zahnpastatuben verziert war.
    Bittersohn fragte freundlich, ob nicht
vielleicht irgend jemand eine traditionellere Kunstrichtung bevorzugte.
    »Wie wär’s mit Rembrandt?« schlug der
vielseitige Lupe vor.
    »Ah, genau danach suche ich. Kann ich
ihn mir einmal ansehen?«
    »He, Bengo, was haste mit dem Bild von
der fetten Tussie in dem Schaukelstuhl gemacht?«
    »Mensch, eh, gar nichts. Haste selbst
dem Cowboy aus Milwaukee gegeben, der ‘nen richtigen echten Toulouse-Lautrec
wollte.«
    »Ach ja, hatt’ ich glatt vergessen.
Also, hören Sie, Mann«, Lupe wandte sich wieder seinem Opfer zu, »Sie kommen
einfach in drei Tagen wieder her, und ich hab’ ‘nen absolut schrillen Rembrandt
für Sie. Sind Sie auf was Bestimmtes scharf?«
    »Tja — eh —, was würden Sie denn
vorschlagen?«
    »Wie wär’s mit ‘ner fetten alten Tussie
im Schaukelstuhl?«
    »Ich dachte, die alten Tussies im
Schaukelstuhl hätte Toulouse-Lautrec gemalt?«
    »Klar, hat er auch, aber die Idee war
von Rembrandt. Bloß gibt’s bei Rembrandt immer noch ‘ne süße kleine Mieze
dabei.«
    »He, aber

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