Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Museums in New York, der
sich zufällig wegen einer anderen Angelegenheit in Boston aufhielt, eine
Fotokopie dieser Liste gegeben. Er hat daraufhin mehrere Stunden im
Wilkins-Palazzo verbracht und ist bereit zu bezeugen, daß mindestens 25 der
aufgeführten Bilder moderne Kopien sind. Er hatte nicht genug Zeit, die ganze
Liste durchzugehen, aber er sagte, er sei gern bereit, zurückzukommen und es
noch einmal zu versuchen.«
    »Aber — aber, um Gottes willen! Um
Gottes willen!«
    »Am besten, Sie trinken noch eine Tasse
Tee, Mr. Palmerston«, meinte Sarah.
    »Tee? Mein Gott, ich — «
    »Vielleicht einen Brandy?« schlug Mrs.
Sorpende vor.
    »Ja, ja. Unbedingt einen Brandy.
Normalerweise trinke ich nie, aber — ja, Brandy. Ja, bitte.«
    Palmerstons Gesicht hatte inzwischen
eine grauenvolle Farbe angenommen. Er lehnte sich zurück gegen die Sofapolster,
als ob seine Wirbelsäule plötzlich nachgegeben hätte, und nippte an dem Drink,
den Sarah ihm gereicht hatte. Nach etwa einer Minute hatte er sich wieder etwas
erholt.
    »Ein Kurator vom Metropolitan, sagten
Sie?«
    »Richtig«, erwiderte Bittersohn und
nannte einen Namen. »Kennen Sie ihn vielleicht zufällig?«
    »Nicht persönlich, aber seine Position
weist ihn wohl als — eh — absolut zuverlässig aus. Ich werde unverzüglich den
Treuhandausschuß einberufen müssen. Oder sollte ich es besser doch nicht tun?
In einer derart delikaten Angelegenheit ist es vielleicht am angebrachtesten,
möglichst Stillschweigen zu bewahren. Die Öffentlichkeit sollte vor dieser
schrecklichen Behauptung geschützt werden. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir
müssen einander hier und jetzt höchste Verschwiegenheit geloben, und wir müssen
vor allem davon absehen, die Polizei zu informieren, damit die Übeltäter nicht
gewarnt werden. Was wir jetzt brauchen, ist ein Privatdetektiv! Jemanden mit
absoluter Diskretion und vollendetem Takt. Wer war doch noch dieser Mann, von
dem mir meine alte Freundin Mrs. Forbot neulich erzählt hat? Er hat sich als
sehr fähig erwiesen, als es um den falschen Bellini im Cotman-Club ging. Lassen
Sie mich nachdenken!«
    Er schnippte verzweifelt mit seinen langen,
knochigen Fingern. »Es war ein recht ungewöhnlicher, ausländisch klingender
Name.«
    »Bittersohn?« soufflierte Sarah.
    »Das ist es. Mein Gott, das müssen
demnach ja Sie gewesen sein, Doktor Bittersohn. Bei Philippi sahen sie sich
wieder, um es frei nach Shakespeare zu sagen, was? Wunderbar! Kein Wunder, daß
Sie sich so für die Sache interessiert haben, und wie recht Sie hatten, mich
darauf aufmerksam zu machen. Ich lege die ganze Angelegenheit also in Ihre
bewährten Hände. Sie werden sie rasch und, ich brauche es sicher nicht eigens
hinzuzufügen, diskret erledigen, nicht wahr?«
    Die alte Anora Protheroe hatte einmal
von der hiesigen Bevölkerung gesagt: »Äußerlich mögen wir zwar im großen und
ganzen nicht viel hermachen, aber dafür sind wir zäh.« Mit der Unverwüstlichkeit
eines Bostoners, der mit Emerson, Porridge, Kabeljaupastete und Bohnen in
Tomatensauce großgeworden war, sprang C. Edwald Palmerston auf die Füße,
schüttelte allen Anwesenden die Hände, widmete sich dabei allerdings ganz
besonders intensiv Mrs. Sorpende, dankte Sarah für ihre Gastfreundschaft, bat
Bittersohn dringend, keine Mühe zu scheuen, und entfernte sich.
    Mariposa trug die Tassen in die Küche.
Mrs. Sorpende zog sich nach oben zurück, um ihr elegantes Nachmittagsgewand
gegen ein noch eleganteres Dinnerkleid einzutauschen, und Sarah öffnete die
Fenster der Bibliothek, um die letzten Spuren von C. Edwald Palmerston zu
tilgen.
    »Nun, Mr. Bittersohn, ich hoffe, es ist
alles zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen?«
    Er kam zu ihr herüber, um ihr mit den
Fenstern behilflich zu sein. »Das ist es allerdings. Wissen Sie was? Sie waren
so ein artiges Mädchen, daß ich Sie heute abend ausführen und Ihnen draußen die
Ziegenmelker zeigen möchte.«
    »Die habe ich bereits gesehen, vielen
Dank.«
    »Dann kommen Sie doch aus rein
sportlichen Gründen mit. Es wird Ihnen bestimmt guttun.«
    »Vielleicht haben Sie recht.«
    Sarah ging schließlich tatsächlich mit,
obwohl ihr Mr. Bittersohns Vorstellungen von einem ruhigen Abendspaziergang
reichlich ungewöhnlich erschienen. Er führte sie durch kleine Seitenstraßen
hinter dem Park Square zu einem Lokal, in dem sie noch nie zuvor gewesen war.
Dolph hätte es sicher als »Spelunke« bezeichnet, und soweit Sarah von diesen
Dingen überhaupt etwas

Weitere Kostenlose Bücher