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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mußte Sarah entsetzt feststellen, daß es beinahe schon
Viertel vor fünf war.
    »Mariposa wird außer sich sein!«
    »Im Büro gibt es ein Telefon. Sollten
wir jemals dort ankommen, rufen Sie einfach zu Hause an und erzählen ihr, daß
Sie unerwartet aufgehalten worden sind. Kann sie mit dem Abendessen nicht auch
ohne Sie anfangen?«
    »Doch, ich habe schon alles
vorbereitet, aber was soll ich ihr denn bloß sagen? Sie kauft mir bestimmt
nicht ab, daß ich unerwartet aufgehalten worden bin.«
    »Dann sagen Sie ihr eben, Sie wären in
einer Drehtür steckengeblieben und stundenlang im Kreis herumgewirbelt.«
    »Genauso fühle ich mich auch. Ich
hoffe, Sie haben genug Cold Cream in dem Schminkköfferchen, das bei den
Kostümen war.«
    »Wieso?«
    »Damit wir diese ekelhafte Schminke
wieder abbekommen, natürlich.«
    »Geht das nicht ganz einfach mit Wasser
und Seife?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Ach du meine Güte!«
    Glücklicherweise hielten sie bald vor
dem Little Building. Da es in der Gegend viele Theater gab, fanden sie in einem
Drugstore ganz in der Nähe alles, was sie brauchten. Sarah kaufte außerdem eine
Schachtel mit Papiertüchern und ließ Bittersohn mit grimmiger Genugtuung
zahlen. Dann gingen sie hinauf in sein deprimierendes kleines Büro, wo ihre
Kleidungsstücke überall verstreut auf dem Schreibtisch und dem Stuhl lagen.
    Sarah erledigte ihren Anruf,
informierte Mariposa, daß sie im Anwaltsbüro aufgehalten worden sei, und bat
sie, doch ohne sie anzufangen. »Ich komme so schnell wie möglich«, fügte sie
hinzu, bevor Mariposa ihren Gefühlen Ausdruck geben konnte, und legte auf.
    Bittersohn piekste vorsichtig mit einem
Finger in die Cold Cream und fand sie höchst unangenehm. »Was zum Teufel sollen
wir denn mit dem Zeug anfangen?«
    »Aufs Gesicht schmieren und wieder
abwischen. Mit ein bißchen Glück kommt dann das Make-up auch herunter.«
    »Zeigen Sie mal.«
    Sarah bedeckte ihre Wangen mit der
weißen Fettcreme und schmierte energisch auch sein Gesicht ein. Sie rieben und
wischten, bis sie beide mehr oder weniger wieder ihre normale Farbe angenommen
hatten.
    »Jetzt müssen wir uns aber umziehen.
Wollen Sie zuerst nach draußen gehen oder soll ich?«
    »Warum drehen wir uns nicht einfach um
und benehmen uns wie erwachsene Menschen?«
    »In Ordnung. Es ist ja auch schon
schrecklich spät.« Und Cousine Mabel war ziemlich weit weg. Sarah ließ die
schmutzige Jalousie herunter, zog sich hinter den Schreibtisch zurück, um
wenigstens den Anflug von Privatsphäre zu bewahren, und wickelte sich aus ihrem
Sari. Dann wurde es allerdings problematisch. Als sie nämlich versuchte, die
Bluse auszuziehen, blieb sie buchstäblich stecken. Sie schaffte es nur, das
Kleidungsstück gerade so weit hochzuzwängen, daß sie ihre Schultergelenke nicht
mehr bewegen konnte und über ihre Arme jede Kontrolle verlor. Sie drehte und
wand sich und kämpfte gegen das tückische Kleidungsstück, jedoch ohne jeden
Erfolg. Schließlich stieß sie hervor: »Sie müssen mir helfen!«
    »Wie um Himmels willen sind Sie denn
überhaupt in dieses Ding hineingekommen?« Bittersohn zog mit aller Kraft. Die
Bluse gab nach, und Sarah kam zum Vorschein.
    Das war es natürlich. Sie hatte gewußt,
daß es früher oder später einmal so kommen würde. Doch sie hatte nicht
erwartet, daß es ausgerechnet in einem schäbigen kleinen Büro an der Windy
Corner passieren würde, daß Bittersohn nur ein Unterhemd und Sarah selbst
lediglich eine Nylonstrumpfhose anhaben würde und daß ihre beiden Gesichter vor
billiger Fettcreme glänzen würden. Und Mr. Porter-Smith war wahrscheinlich
schon in seinem weinroten Smoking mit den burgunderroten Satinaufschlägen auf
dem Weg in die Bibliothek, und erwartete, sie dort anzutreffen, um von ihr
einen Sherry eingeschenkt zu bekommen. Ausgerechnet so hätte es wirklich nicht
passieren dürfen. Es hätte eigentlich gar nicht passieren dürfen, wo ihr
geliebter Alexander doch erst fünf Monate tot war. Aber sie hatte selbst
gewollt, daß es passierte. Sie wünschte sich, daß es nicht aufhörte zu
passieren, bis alles passiert war, was überhaupt passieren konnte, doch das
durfte nicht sein. Sie riß sich also los und begann, sich anzuziehen.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte
Bittersohn heiser. »Das war unverzeihlich von mir.«
    »Ich weiß«, antwortete sie mit
abgewandtem Gesicht. »Darum habe ich dich ja auch die ganze Zeit geohrfeigt und
gesagt, du solltest aufhören. Oh Max, ich — « Sie

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