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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ihn dringend brauchte. »Wie ist denn Ihr Besuch in Madams
Palazzo verlaufen, Mrs. Sorpende?«
    »Höchst informativ.« Auch Mrs. Sorpende
schien heute zu strahlen. Sie hatte sich doch wohl nicht etwa in C. Edwald
verliebt? Wie konnte sie einen Mann wie ihn überhaupt ertragen, es sei denn,
sie dachte dabei an seinen Reichtum, seine soziale Stellung oder daran, daß er
als potentieller Ehemann zur Verfügung stand? Mrs. Palmerston war vor Jahren an
schierer Verzweiflung gestorben, jedenfalls hatte das Anora Protheroe
behauptet. »Natürlich«, fuhr Mrs. Sorpende fort, »gab es diverse Punkte, zu
denen ich mir sehr viel mehr Information gewünscht hätte. Glauben Sie, ich
könnte Ihren Cousin Mr. Brooks Kelling bitten, mir noch ein paar Einzelheiten
zu erklären?«
    »Ich denke, das wäre völlig in Ordnung.
Brooks weiß bestimmt sehr viel mehr als Mr. Palmerston.« Sarah bemerkte einen
Blick von Charles und nickte. »Sollen wir jetzt hineingehen?«
    Heute abend traute sie sich nicht, Mr.
Bittersohn neben sich sitzen zu lassen, und benutzte statt dessen Mrs. Gates
und Mr. Porter-Smith als Puffer. Mr. Bittersohn widmete sich daraufhin aus
Rache Miss LaValliere, Mrs. Sorpende begann mit Mrs. Gates, die sich noch gut
an die exzentrische Millionärin erinnern konnte, eine Konversation über Madam
Wilkins, und Professor Ormsby konzentrierte sich wie gewöhnlich darauf, alles
zu vertilgen, was sich innerhalb seiner Reichweite befand. Sarah war froh
darüber, daß sie sich nur mit Mr. Porter-Smith beschäftigen mußte. Mit ihm
brauchte man sich nicht zu unterhalten, es genügte schon, regelmäßig zu nicken,
und währenddessen konnte man seinen Gedanken freien Lauf lassen. Sarah wagte
allerdings nicht, ihre Gedanken zu der Szene in Mr. Bittersohns Büro
zurückschweifen zu lassen, und konzentrierte sich statt dessen auf die Sänfte.
    Warum hätte sich Witherspoons Mörder
darin verstecken sollen? Wenn es einer der Wächter gewesen war, hätte er
einfach herüberschlendern und vorgeben können, einen Blick auf die Uhr werfen
zu wollen, genau wie es Dolores Tawne vermutet hatte, oder er hätte seine
Notdurft in den Wasserfall verrichtet, wie Nick Fieringer es den Wächtern
unterstellt hatte, oder so getan, als wollte er sich ein wenig ausruhen und nur
ein paar Worte wechseln. Sarah glaubte auch nicht eine Sekunde, daß sämtliche
Wächter, den furchtsamen Melanson vielleicht einmal ausgenommen, derartig
gewissenhaft waren, daß sie ihre Posten nie verließen, wenn der Besucherandrang
nicht so stark war.
    Wenn der Mörder jemand war, den
Witherspoon nicht gekannt hatte, hätte sich diese Person doch einfach als
gewöhnlicher Besucher beziehungsweise Besucherin ausgeben können, vielleicht
den Wächter heranrufen können, um ihm eine Frage zu stellen, oder so tun
können, als wolle er etwas beschädigen, so daß Witherspoon auf der Stelle aus
dem Tizian-Saal geeilt wäre, um ihn daran zu hindern. Aber wenn es jemand
gewesen war, der Joe Witherspoon gekannt hatte und der sich um diese Zeit
normalerweise nicht im Palast aufzuhalten hatte, etwa Mr. Fitzroy, der
Museumsleiter, der sich angeblich den Tag freigenommen hatte — sie bemerkte,
daß sie vergessen hatte, an der richtigen Stelle zu nicken, und daß Mr.
Porter-Smith sie beleidigt ansah.
    »Bitte, fahren Sie doch fort«, bat sie
daher. »Sie haben so eine lebendige Art, alles zu erklären.« In Wirklichkeit
hatte sie nicht die geringste Ahnung, worüber er gerade gesprochen hatte, doch
Mr. Porter-Smith war sofort bereit, ihrem Drängen nachzugeben und sie wieder
ihren Gedanken zu überlassen.
    Wer hätte sonst noch völlig unerwartet
dort auftauchen können? Dolores Tawne? Nein, sie schien im Museum völlig freie
Hand zu haben und konnte offenbar kommen und gehen, wie es ihr gerade paßte.
Ihr Bruder Jimmy vielleicht? Er war angeblich krank gewesen, aber vielleicht
stimmte das gar nicht. Hätte er sich nicht vielleicht abgemeldet, um sich so
selbst ein Alibi zu verschaffen? Aber wie hätte er es schaffen können,
ungesehen durch das riesige große Treppenhaus bis in den zweiten Stock zu
gelangen?
    Er hätte ja die vorhergehende Nacht im
Museum verbringen können. Aber in der darauffolgenden Nacht hätte er unmöglich
dort geblieben sein können, denn das gesamte Museum war durchsucht worden. Ob
er zurück in die Sänfte geklettert war und darauf vertraut hatte, daß man ihn
in der allgemeinen Verwirrung nach Witherspoons Tod übersehen würde? Vielleicht
hatte er sich sogar

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