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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mich
höchstpersönlich für die Vertretung bezahlen, und zwar aus eigener Tasche —
oder wahrscheinlich eher aus der Tasche seiner Schwester. Jimmy hat bisher
sämtliche Krankmeldungen dazu genutzt, seine diversen Kater auszukurieren.
Warum glaubst du denn, daß er nicht krank gewesen ist?«
    »Ich dachte nur so.« Sie erklärte
genauer, was sie gedacht hatte. »Ergibt das für dich irgendeinen Sinn? Hätte
Jimmy Agnew beispielsweise an einem Tag, an dem er eigentlich hätte abwesend
sein sollen, unbemerkt in den zweiten Stock hochgehen und wieder herunterkommen
können?«
    Brooks überlegte. »Ich kann nicht
behaupten, daß es völlig unmöglich gewesen wäre«, meinte er schließlich,
»immerhin gewöhnt man sich so sehr daran, einen Wächter in Uniform zu sehen,
daß sogar ganz normale Zivilkleidung eine ausreichende Tarnung bedeuten kann.
Außerdem darf man nicht vergessen, wie wenige Wächter dort arbeiten, wenn man
die riesige Menge von Ausstellungsstücken bedenkt, auf die sie achtgeben
sollen. Es wäre nicht schwierig gewesen, in diese Sänfte zu steigen, ohne
gesehen zu werden, genau wie du es heute nachmittag auch getan hast, Sarah,
obwohl sich ganz in der Nähe ziemlich viele Leute befanden. Und jetzt zu dem,
was Joe Witherspoon aus dem Tizian-Saal hätte locken können. Hier muß ich
leider zugeben, daß die anrüchige Theorie von Mr. Fieringer nicht völlig aus
der Luft gegriffen ist. Joes schwache Blase hat im Umkleideraum schon zu recht
derben Witzen Anlaß gegeben. Die Person in der Sänfte hätte nur auf der Lauer
liegen und den richtigen Moment abwarten müssen, um Joe über den Balkon zu
stoßen, als er gerade dort vorbeiging, und dann schnell zurück in die Sänfte
springen können, um den richtigen Fluchtmoment abzuwarten. Browns Trick in der
Kapelle hätte, wie ihr schon angedeutet habt, zu dem Zweck geplant sein können,
jemandem genau diese Fluchtmöglichkeit zu ermöglichen. Oder der Mörder hätte in
der Sänfte bleiben können, bis alle fort waren, um sich dann ganz bequem aus
dem Staub zu machen. Nachts ist nur noch ein Wächter da. Jeder, der sich im
Palazzo auch nur ein wenig auskennt, kann ihm ganz leicht aus dem Weg gehen.
Bei den anderen, die du erwähnt hast, weiß ich es nicht so genau, aber sicher
war jeder, der Zutritt zum Palazzo hat, etwa Dolores, Mr. Fitzroy oder Mr.
Palmerston — «
    »Grundsätzlich würde ich ja Palmerston
verdächtigen«, sagte Sarah, »aber er scheint viel mehr daran interessiert zu
sein, einen Skandal bei Madam zu vermeiden, als einen zu verursachen. Außerdem
— «
    »Außerdem was?«
    »Ich befürchte, Mr. Bittersohn wird von
dieser Idee nicht gerade begeistert sein.«
    Mr. Bittersohn war in der Tat nicht
begeistert. Als sie Nick Fieringer erwähnte, schüttelte er das attraktive
Haupt. »Das kann ich nicht glauben. Nick war bei den Musikern. Fragen Sie doch
Bernie. Fragen Sie das Mädchen, das sich für eine Cellistin hält. Beide würden
natürlich zweifellos für ihren großen Impresario das Blaue vom Himmel lügen.
Aber wie kommen Sie ausgerechnet auf Nick?«
    »Tut mir wirklich leid. Vielleicht
können Sie Zeugen finden, die ihn während der gesamten Vorstellung gesehen
haben. Neutrale Zeugen, meine ich natürlich.«
    »Wer ist denn schon neutral? Nick ist jedermanns
Freund. Wenn sie ihn eine Zeitlang nicht gesehen haben, dachten sie bestimmt,
er wäre nur kurz weg, um die Musikinstrumente zusammenzupacken oder so. Wie bin
ich nur wieder in diese Geschichte hineingeraten? Ich glaube, am besten gebe
ich diesen schmutzigen Beruf auf und lasse mir von Mrs. Sorpende beibringen,
wie man belgische Spitzen klöppelt.«
    »Mrs. Sorpende kann Spitzen klöppeln?«
Cousin Brooks spitzte die Ohren. »Ich habe vor Jahren ein ganz besonderes
Schmetterlingsnetz entworfen, aber niemanden gefunden, der mir ein
Versuchsmodell anfertigen konnte.«
    »Ich bin sicher, sie wäre begeistert,
wenn du sie darum bitten würdest«, sagte Sarah. »Warum kommst du nicht morgen
abend zum Essen und bringst deine Entwürfe mit?«
    »Hervorragende Idee. Danke für die
Einladung, Sarah.« Und schon hüpfte er davon, glücklich wie ein Hase im Klee.
    Sarah gähnte. »Was für ein
ereignisreicher Tag! Am besten setze ich jetzt den Porridge zum Quellen an und
gehe ins Bett.«
    »Brauchst du Hilfe?« fragte Bittersohn
hoffnungsvoll, als er ihr in die Küche folgte.
    »Wobei?«
    Sie lächelte und wurde rot. Er beugte
sich zu ihr herunter und küßte sie sanft auf den Mund. Es war

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