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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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besorgen kann?«
    »Nein, die ganze Sache schien ihn
ziemlich kalt zu lassen. Ich nehme an, es war ihm gleichgültig, weil er bereits
einen dicken Batzen von Palmerston kassiert hatte. Und bestimmt auch eine
Extra-Provision von meinem alten Freund Nick. Ich würde liebend gern wissen,
wer die ganze Ruy-Lopez-Geschichte tatsächlich eingefädelt hat und ob
Palmerston wußte, daß er es mit einem Doppelgänger zu tun hatte. Beschäftigt er
übrigens eine Sekretärin?«
    »Würde mich nicht wundern, aber genau
weiß ich es nicht. Er hat ja schließlich sein Faktotum Dolores Tawne, und
gestern abend hatte er auch noch Lydia Ouspenska.«
    »Hat er sie wirklich gehabt?«
    »Keine Zweideutigkeiten, bitte. Ich
habe heute abend genug Zoten gehört. Außerdem weißt du genausogut wie ich, daß
sie zusammen von hier weggegangen sind. Und er war überrascht und wütend, sie
zu sehen, und hat sie, so schnell es ging, weggeschleppt. Vielleicht wollte er
verhindern, daß sie anfing, über Telefongespräche nach Übersee zu reden, bevor
sich die Gelegenheit ergab, dir Ruy Lopez unterzujubeln.«
    »Aber warum hätte er denn Lydia anrufen
lassen sollen?«
    »Keine Ahnung. Weil er ein Mensch ist,
der andere immer nur herumkommandiert und Dinge tun läßt, die er sehr wohl auch
selbst erledigen könnte, nehme ich an.«
    »Er müßte ein völliger Schwachkopf
sein, wenn er Lydia irgendeine Verantwortung aufbürden würde.«
    »Aber er ist doch ein völliger
Schwachkopf. Jedenfalls haben Tante Caroline und Leila Lackridge genau das
immer behauptet. Und denk nur daran, wie lächerlich er sich gestern vor Mrs.
Sorpende in Madams Palazzo aufgeführt hat. Vielleicht war er in der Zeit ihrer
Liebschaft daran gewöhnt, sich auf Lydias Kunstkenntnisse zu verlassen. Sie ist
auf ihrem Gebiet eine wirklich großartige Malerin, und vielleicht kennt sie
sich allgemein in Kunst gut aus. Er hat gesagt, daß er die Wahl des
Sachverständigen mit diversen Personen besprochen hat, an deren Meinung ihm viel
liegt, und dazu könnte sie auch gehören. Wenn das stimmt, hätte sie zusammen
mit Mr. Fieringer die Ruy-Lopez-Geschichte aushecken können, nicht? Von den
Konsequenzen, die das Ganze für dich hatte, wußte sie möglicherweise gar
nichts. Sie hat es vielleicht lediglich für einen witzigen, unkonventionellen
Streich gehalten, der dem alten Bock, der sie damals so einfach fallengelassen
hat, ganz recht geschah. Vielleicht hat Mr. Fieringer deshalb geleugnet, daß
sie Palmerstons Freundin gewesen ist, wo er doch sonst immer behauptet, alles
über jeden zu wissen, und ist deshalb so Hals über Kopf fortgelaufen, als wir
auf das Thema zu sprechen kamen.«
    »Sie haben wirklich erstaunlich viele
Einfälle in der letzten Zeit, Madam!«
    »Warum nennst du mich übrigens auf einmal
Madam?«
    »Verdammt, ich kann doch wohl schlecht
vor anderen Leuten Sarah zu dir sagen! Und du erwartest doch wohl nicht etwa,
daß ich dich wieder mit ›Mrs. Kelling‹ tituliere? Sarah, hast du das wirklich
ernst gemeint, was du gestern abend zu mir gesagt hast?«
    »Ja, Max. Und zwar alles.«
    »Dann halte ich es für besser, wenn ich
jetzt gehe und noch einmal kalt dusche. Falls du es noch nicht gemerkt haben
solltest: Diese ganze ehrbare Gesinnung treibt den Wasserverbrauch in deinem
Haus verdammt in die Höhe.«

Kapitel 17
     
     
     
     
     
     
     
    A m nächsten Morgen saßen die
Spätaufsteher unter den Pensionsgästen immer noch am Frühstückstisch, als
unerwartet Brooks Kelling hereinschneite, quietschvergnügt und munter wie ein
Eichhörnchen. »Ich dachte, ich schau’ auf meinem Morgenspaziergang bei euch
herein«, erklärte er. »Wo ist denn Porter-Smith?«
    »Arbeiten.« Sarah reichte ihm eine
Tasse Kaffee. »Die meisten Leute müssen nämlich jeden Morgen pünktlich zur
Arbeit erscheinen, weißt du.«
    »Und ich dachte immer, bei Buchhaltern
wäre das anders. Vielen Dank, Theonia, die Muffins sehen köstlich aus. Ich
wollte Porter-Smith eigentlich nur ein paar von den Fotos zeigen, die ich mit
meiner Minikamera unter besonders erschwerten Bedingungen gemacht habe. Gestern
abend haben wir uns nämlich über Fotografie unterhalten.«
    »Könnten Sie nicht uns die Aufnahmen
zeigen?« schlug Mrs. Sorpende vor.
    »Aber gern.« Mit der Fingerfertigkeit
eines Zauberkünstlers zog er die Fotos aus ihrem Haar und reichte sie herum.
    »Was ist denn das hier?« fragte Max
Bittersohn, der zu dieser frühen Stunde selten in Bestform war. »Ein Säckchen
mit

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