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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Murmeln?«
    »Sie halten das Bild falsch herum. Das
ist ein Nest mit Schildkröteneiern.«
    »Wo ist denn die Mutterschildkröte?«
fragte Mrs. Sorpende.
    »Macht sich irgendwo einen schönen Lenz.
Schildkröten sind lausige Mütter. Sie legen sich hin, tun, was sie tun müssen,
und machen sich danach sofort wieder aus dem Staub.«
    »Klingt wie Lydia Ouspenska«, sagte
Bittersohn.
    »Und ihre Babys sehen sie niemals
wieder.« Mrs. Sorpende ignorierte derartige zweideutige Anspielungen einfach,
ganz wie es sich gehört. »Wie traurig.«
    »Hier ist ein Baby, für das seine
Mutter sicher nur schwer mütterliche Gefühle entwickeln konnte«, bemerkte
Sarah. »Wer ist dieser abscheuliche Mann, Brooks? Ein Verwandter von uns? Er
kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Cousin Brooks, der weitsichtig war,
nahm das winzige Foto, hielt es auf Armlänge von sich und betrachtete es. »Du
hast recht, du kennst ihn wirklich. Es ist Brown, der Wächter aus der Kapelle.
Das Bild wollte ich Porter-Smith unbedingt zeigen, denn ich habe es im Licht
einer einzigen 60-Watt-Birne unten im Umkleideraum gemacht.«
    »Wo er das Abbeizmittel getrunken hat?«
    »Genau. Aber selbstverständlich vorher.
Teufel auch! Sarah, gib mir mal bitte eben die Bilder.« Brooks kramte in dem
Stapel, zog ein Foto heraus und legte es neben das Bild von Brown. »Werfen Sie
mal einen Blick auf das hier, Bittersohn.«
    »Ich werd’ verrückt! Haben Sie
vielleicht ein Vergrößerungsglas, Kelling?«
    »Natürlich.« Cousin Brooks zauberte ein
kleines Vergrößerungsglas aus seiner Jackentasche hervor. Gemeinsam verglichen
die beiden Männer die Gesichter auf den Fotos.
    Sarah verrenkte sich den Hals, um auch
etwas zu sehen. »Aber das ist ja das Bild, das du von diesem sogenannten Dr.
Ruy Lopez gemacht hast. Wenn er nicht so viel dünner wäre und diesen albernen
Bart nicht hätte, könnte man ihn fast für Brown halten. Was für ein
merkwürdiger Zufall.«
    »Zufall, so ein Blödsinn!« sagte
Bittersohn galant. »Kelling, kann ich die Fotos behalten?«
    »Mit Vergnügen, mein Junge. Kann ich
sonst noch etwas tun?«
    »Verdammt viel sogar! Graben Sie alles
aus, was Sie über Browns Vorgeschichte finden können. Überprüfen Sie Fitzroys
Alibis. Und seien Sie um Himmels willen vorsichtig! Ich möchte nicht, daß Ihnen
jemand Ihre bevorzugte Flasche mit Abbeizmittel präpariert.«
    »So etwas habe ich nicht. Brauche ich
auch gar nicht. Ich treffe Sie dann um ein Uhr zum Lunch im Burnt Bagle in der
Longwood Avenue. Dann bekommen Sie einen Zwischenbericht. Vorausgesetzt
natürlich, daß es etwas zu berichten gibt. Theonia, vergessen Sie unsere
Verabredung nicht!«
    »Wie könnte ich? Ich sehe dem Vortrag
über ›Das Leben des Regenwurms‹ schon mit großer Freude entgegen.«
    Brooks entfernte sich in Hochstimmung.
Die schöne Theonia machte sich auf den Weg in ihre Teestube. Sarah half
Mariposa mit dem Frühstücksgeschirr. Bittersohn verschwand Gott weiß wohin.
Gegen halb drei, als Sarah gerade das Silber polierte und Mariposa in die Stadt
gegangen war, um sich eine neue Dienstkleidung zuzulegen, weil sie genug davon
hatte, nur in Orange und Rot herumzulaufen, erschien Bittersohn mit einem Topf
weißer Hyazinthen in der Hand und einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.
    »Für Sie, Madam.«
    »Ah, als Seelentröster? Wie lieb!« Sie
gab ihm den Kuß, von dem er offenbar dachte, er habe ihn verdient. »Hast du was
über Brown herausgefunden?«
    »Er war vorbestraft. Zwei Jahre für
schweren Raub. Er hätte eigentlich mehr bekommen müssen, aber seine Familie ist
einflußreich.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß er aus
einer derartigen Familie stammt.«
    »Ganz die eingebildete ›weiße
angelsächsische Protestantin‹! Es gibt zwei Arten von Einfluß. Seine Familie
hat die andere.«
    »Du meinst, sie sind von der Mafia oder
so etwas? Wie heißen sie denn wirklich? Doch sicher nicht Brown?«
    »Nein, Lupezziz.«
    »Hieß so nicht der Richter, der damals
wegen Bestechlichkeit angeklagt wurde?«
    »Ja, der gehörte auch zum Clan. Man hat
den Fall dann aus Mangel an Beweisen nicht weiterverfolgt. Wie üblich. Die
Familie ist recht unternehmungslustig und hält zusammen, wenn es hart auf hart
kommt. Ich nehme an, deshalb mußte Brown einen neuen Namen annehmen. Er hatte
einen Fleck auf seiner weißen Weste, weil er sich hatte erwischen lassen, aber
sie beschäftigten ihn offenbar mit Gelegenheitsjobs. Ich würde gern wissen, ob
seine Arbeit bei Madam auch eine

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