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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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die sich im Verstand der Frau vollzieht, und schließlich, nach der Verheiratung, da die Ehe in keinem richtigen Verhältnis steht zu der Erziehung, sondern zu dem Stand, in den die Frau hineingeboren ist, hat der Autor alle Dinge erklärt, die in der Stellung geschehen, welche ihr zugewiesen ist.
    Was zeigt er noch? Er zeigt eine Frau, die durch eine Missheirat ins Laster gerät, und vom Laster auf die letzte Stufe der Entwürdigung und des Unglücks. Gleich, wenn ich durch die Lektüre verschiedener Passagen das Buch in seiner Gesamtheit vorgestellt habe, werde ich das Gericht um die Erlaubnis bitten, die Frage folgendermaßen zu stellen: Kann dieses Buch, wenn es in die Hände einer jungen Frau gelangt, bewirken, dass sie zu leichten Vergnügungen, zum Ehebruch verleitet wird, oder wird es ihr im Gegenteil die Gefahr vom ersten Schritt an zeigen und sie vor Abscheu erschaudern lassen? Die so gestellte Frage wird Ihr Gewissen klären.
    Ich sage vorläufig folgendes: Monsieur Flaubert wollte die Frau malen, die, anstatt sich mit dem Stand, der ihr beschieden ist, mit ihrer Lage, mit ihrer Geburt abzufinden, anstatt sich in das Leben zu schicken, das das ihre ist, von tausend fremden Sehnsüchten erfüllt bleibt, welche sie aus einer für sie zu hoch gegriffenen Erziehung schöpft; die, anstatt sich mit den Pflichten ihrer Stellung zu bescheiden, die stille Frau des Landarztes zu sein, mit dem sie ihre Tage verbringt, anstatt das Glück in ihrem Haus, in ihrer Ehe zu suchen, es in endlosen Träumereien sucht, und die sich dann, sehr bald, nachdem sie auf ihrem Weg einem jungen Mann begegnet, der mit ihr kokettiert, mit ihr dasselbe Spiel spielt (mein Gott! wie unerfahren sind sie alle beide), gewissermaßen schrittweise aufregt, erschrickt, als sie Hilfe bei der Religion ihrer frühen Jahre sucht und darin keine ausreichende Kraft findet: und wir werden gleich sehen, warum sie sie nicht findet. Doch die Unwissenheit des jungen Mannes und ihre eigene Unwissenheit bewahren sie vor einer ersten Gefahr. Bald aber begegnet sie einem Mann, wie es so viele gibt, wie es zu viele gibt auf der Welt, der sich ihrer bemächtigt, arme, vom Wege abgekommene Frau, und sie verleitet. Das ist entscheidend, das musste man sehen, das macht dieses Buch aus.
    Die Staatsanwaltschaft entzündet sich daran, und ich glaube, sie entzündet sich zu Unrecht daran, dass in der ersten Szene Madame Bovary eine Art von Vergnügen, von Freude über den Ausbruch aus ihrem Gefängnis empfindet und sich bei der Heimkehr sagt: »Ich hab einen Geliebten.« Glauben Sie nicht, dass dies vielmehr der erste Schrei des menschlichen Herzens ist! Den Beweis müssen Sie oder ich erbringen. Freilich wäre es nötig gewesen, ein kleines Stück weiter zu schauen, dann hätten Sie gesehen, dass, auch wenn der erste Moment, der erste Augenblick des Fehltritts bei dieser Frau eine Art von Freudentaumel, von Rausch hervorruft, nur ein paar Zeilen weiter die Ernüchterung kommt, und mit den Worten des Autors: sie erscheint in ihren eigenen Augen gedemütigt.
    Ja, Ernüchterung, Schmerz, Reue kommen augenblicklich. Der Mann, dem sie sich anvertraut, hingegeben hatte, hatte sie nur genommen, um sich ihrer einen Augenblick lang wie eines Spielzeugs zu bedienen; die Reue quält sie, peinigt sie. Es hat Sie empört zu hören, dass dies Enttäuschung durch den Ehebruch genannt wird; Ihnen wäre die Besudelung lieber gewesen bei einem Schriftsteller, der sich diese Frau als Modell erwählt, die, weil sie die Ehe nicht begriffen hatte, sich durch die Berührung eines Ehemanns besudelt fühlte; die, weil sie ihr Ideal anderswo gesucht hatte, die Enttäuschung des Ehebruchs gefunden hatte. Dieses Wort hat Sie empört; anstatt der Enttäuschung wäre Ihnen die Besudelung durch den Ehebruch lieber gewesen. Das Gericht wird sein Urteil sprechen. Was mich betrifft, würde ich dieselbe Figur als Modell erwählen, ich würde ihr sagen: »Arme Frau! wenn Sie glauben, dass die Küsse Ihres Ehemanns etwas Eintöniges, Langweiliges sind, wenn Sie darin – auf dieses Wort wurde hingewiesen – nur alle Schalheit der Ehe finden, wenn Ihnen scheint, eine Besudelung in diesem Bund zu sehen, der nicht durch Liebe bestimmt war, seien Sie auf der Hut, Ihre Träume sind eine Illusion, und eines Tages werden Sie auf grausame Weise eines Besseren belehrt werden.« Derjenige, der laut schreit, meine Herren, der das Wort Besudelung gebraucht, um auszudrücken, was wir Enttäuschung genannt haben, der

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