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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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die meist prostituierte, die abgeleiertste Drehorgelweise?
    Der Ehebruch.
    Meine Heldin, hat sich der Dichter gesagt, muß keineswegs eine Heldin sein. Wenn sie nur hübsch genug ist, an den Nerven leidet, ehrgeizig ist, von einer unbezähmbaren Sehnsucht nach dem Höheren geplagt ist, so wird sie interessant sein. Der tour de force wird übrigens um so nobler sein, und unsere Sünderin wird zumindest den – vergleichsweise seltenen – Vorzug haben, daß sie sich von den geschwätzigen Schönrednerinnen der uns vorausliegenden Epoche unterscheidet.
    Um den Stil, um die malerische Anordnung, die Beschreibung der Örtlichkeiten brauche ich mich nicht zu sorgen; dies alles steht im Überfluß in meiner Gewalt; gestützt auf die Analyse und die Logik, werde ich vorgehen, und ich werde derart beweisen, daß alle Gegenstände unterschiedslos gut oder schlecht sind, je nach der Art, wie man sie behandelt, und daß die allergewöhnlichsten Sujets die vorzüglichsten werden können.«
    Und damit war Madame Bovary geschaffen, – eine Wette, eine wahre Wette, eine Herausforderung, wie jedes Kunstwerk.
    Um seinen Geniestreich zu vollenden, blieb dem Verfasser nur noch eines zu tun: sich (so weit wie möglich) seines Geschlechts zu entäußern und sich zur Frau zu machen. Dabei ist ihm ein wahres Wunder gelungen; denn ungeachtet all seines komödiantischen Eifers konnte er doch nicht umhin, den Adern seines Geschöpfes ein männliches Blut einzuflößen, und so ist Madame Bovary, durch das, was ihr an Kraft, an Ehrgeiz und an der Fähigkeit zum Traum in so hohem Maße zu eigen ist, dennoch ein Mann geblieben. Wie Pallas Athene, die gewappnet dem Haupt des Zeus entsprang, hatte dieser bizarre Androgyn alle Verführungen einer männlichen Seele in dem reizenden Körper eines Weibes bewahrt.

IV

    Mehrere Kritiker hatten gesagt: Dieses Werk, das wahrhaft schön ist durch die Genauigkeit und Lebhaftigkeit seiner Schilderungen, enthält keine einzige Gestalt, welche die Moral vertritt, durch welche das Gewissen des Verfassers sich ausspricht. Wo ist sie, die sprichwörtliche und legendäre Gestalt, der es aufgetragen ist, die Handlung zu erläutern und die Einsicht des Lesers zu lenken? Mit andern Worten, wo ist der Ankläger?
    Das ist absurd! Die unausrottbare, unverbesserliche Vermengung der Funktionen und Gattungen! – Ein wahres Kunstwerk bedarf keines Anklägers. Die Logik des Werkes genügt allen Forderungen der Moral, und dem Leser obliegt es, seine Schlüsse aus dem Schluß zu ziehen. Die Gestalt hingegen, die den innersten Kern der Handlung darstellt, ist unzweifelhaft die Ehebrecherin selber; sie allein, das entehrte Opfer, ist mit allen Reizen des Helden ausgestattet. – Ich sagte soeben, daß sie beinahe männlich sei, und daß der Verfasser sie (unbewußterweise vielleicht) mit allen männlichen Fähigkeiten ausgestattet habe.
    Man richte seine Aufmerksamkeit auf folgendes:
    1 . Die Einbildungskraft, jene höchste und tyrannische Fähigkeit, die hier die Stelle des Herzens einnimmt, oder dessen, was man das Herz nennt, was gemeinhin jedes Denkvermögens ermangelt und was in der Frau wie in dem Tier gewöhnlich vorherrscht;
    2 . Plötzliche Kraft zum Handeln, Raschheit des Entschlusses, mystische Durchdringung von Überlegung und Leidenschaft, wie sie die zur Tat geschaffenen Männer kennzeichnet;
    3 . Unmäßiges Gefallen an der Verführung, an der Beherrschung und sogar an allen vulgären Mitteln der Verführung, bis hinab zum Charlatanismus des Kostüms, der Parfüms und der Pomade, – was alles sich in zwei Worten zusammenfassen läßt: Dandysmus, ausschließliche Herrschsucht.
    Und dennoch gibt Madame Bovary sich hin; fortgerissen von den Trugschlüssen ihrer Einbildung, gibt sie sich, großartig, großmütig, auf eine ganz männliche Art, ein paar Mannsbildern hin, die nicht ihresgleichen sind, ebenso wie die Dichter sich gewissen Frauenzimmern ausliefern.
    Ein weiterer Beweis für die völlig männliche Eigenschaft, die das rote Blut ihrer Adern speist, liegt darin, daß das, was diese Unglückliche ihrem Gatten verübelt, weniger die sichtbaren äußeren Mängel, sein in die Augen springendes Provinzlertum sind, als vielmehr dieses völlige Fehlen des Genies, diese geistige Minderwertigkeit, die bei der törichten Operation des Klumpfußes offenkundig wird.
    Und in diesem Zusammenhang lese man die Seiten nach, die diese Episode enthalten, welche man so ungerecht als überflüssig bezeichnet hat, während sie

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