Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)
dem Prozess sammelt Flaubert mit Hilfe verschiedener Freunde »Stellen« für diese Randbemerkungen, aber Maxime Du Camp will Flaubert um den 20. Januar herum von dieser Verteidigungsstrategie abbringen: »Wenn Du die religiösen Autoren wie Fléchier, Massillon und vor allem die Bibel anrührst, wirst Du die althergebrachte Bewunderung und Achtung verletzen und zur Höchststrafe verurteilt werden. Sei vorsichtig: dieses Verteidigungsmittel wird sich nachteilig für Dich auswirken. […] / Dein Buch ist brutal; gerade seine Brutalität hat dazu gedient, die noch größere Brutalität mancher Stellen hervorzuheben. Sie sind wie die meisten Bürger, die darüber reden, sie halten die Brutalität für Unmoral; man muss ihnen beweisen, dass sie sich irren, das ist alles. Es ist ein Fehler, nach ähnlichen Stellen zu suchen, es gibt keine; du wirst Sätze finden, die schärfer sind als deine, daran besteht kein Zweifel, aber kein so grausames Ganzes ; darin liegt das wahre Übel. / […] lass Senard machen, er weiß besser als wir, was gesagt werden muss.« Für Senard (oder auch für das Memorandum selbst) hatte Flaubert eine kurze Notiz verfasst, in der er beteuert, nichts habe ihm ferner gelegen, als »einen obszönen und irreligiösen Roman« zu verfassen, »im Gegenteil, ich habe etwas von moralischer Wirkung verfasst«. Darüber hinaus erklärt er: »Ich hätte mir, nach so vielen anderen, mein Thema in den besonderen oder schändlichen Klassen der Gesellschaft suchen können. Ich habe es, im Gegenteil, aus der verbreitetsten oder plattesten genommen. Dass ihre Darstellung unangenehm ist, will ich gern zugeben. Dass sie verbrecherisch ist, bestreite ich.«
Wenn sie zur Beichte
– Anstatt der Messe: »die als Lesezeichen dienen« wurde in der Buchfassung gestrichen.
Abends, vor dem Gebet:
Da gab’s nur:
Madame Bovary fiel auf:
– Er hatte ein stürmisches:
– Clarissa Harlowe: Heldin des Romans Clarissa; or the History of a Young Lady (1748) von Samuel Richardson.
– Ich hab einen Geliebten:
– Etwas, das stärker war:
Bring mich fort!:
leicht verändert und gekürzt.
– Sie sprachen nun öfter: »noch atemloser« wurde in der Buchfassung gestrichen.
Und dennoch war:
Er wagte nicht: S.
– Eines Tages, als:
Und Léon schien:
– Doch wenn es irgendwo:
– Madame war: S. 375; »dicht an ihrem Körper« für die Buchfassung in »neben sich« geändert.
Seite 78 unten:
Sie war seiner:
– Danach sank sie:
Bossuet: Bischof und Schriftsteller, 1627– 1704; seine Oraisons gehörten in den Entwürfen, neben den Vorträgen des Abbé Frayssinous und Chateaubriands Geist des Christentums , noch zu den »frommen Büchern«, aus denen in Emmas Klosterschule vorgelesen wurde (S. 53). – »Ich lese nichts, außer ein bisschen Bossuet am Abend, in meinem Bett«, schreibt Flaubert am 1. März 1852 an Louise Colet.
und Massillons: In einem Brief vom 20./21. Januar 1857 bittet Flaubert seinen Verleger Michel Lévy: »Ich brauche jemanden, der mir Die Predigt über die Sünderin von Massillon leiht.« La Pécheresse et L’Évangile ist eine der Predigten aus dem Grand Carême von Jean-Baptiste Massillon (1663– 1742), der u. a. die Leichenrede für Ludwig XIV. hielt und berühmt war für seinen einfachen und überzeugenden Redestil, seine harmonische und gepflegte Sprache.
Schweißtropfen: »auf dieser mit kalten Tropfen bedeckten Stirn«
Sonntags, in der Messe
Und halb ohnmächtig:
Diese prächtige Vision:
Rituale: Zum Rituale von Paris
– Sie drehte langsam:
550 Teresia: Die Karmelitin Teresia von Ávila (1515– 1582).
– Fénelon: Der Prälat François de Salignac de La Mothe Fénelon (1651– 1715) schrieb u. a. sehr fortschrittliche pädagogische Bücher, insbesondere in seiner Zeit als Erzieher des Herzogs von Burgund; dazu gehört auch der 1699 erschienene Bildungsroman Die Abenteuer des Telemach , dessen kühne politische Ansichten Ludwig XIV. missfielen. Seine Explication des maximes des saints sur la vie intérieure von 1697, die für den Quietismus eintrat, wurde von Bossuet angefochten und vom Papst verurteilt. Nachdem Fénelon endgültig in Ungnade gefallen war, widmete er sich ganz seinem Erzbistum Cambrai. – Die Mystikerin Madame Guyon (1648– 1717) war nach dem Tod ihres Mannes 1676 zunächst in Savoyen tätig, danach in Paris. Gemeinsam mit Fénelon übte sie großen Einfluss auf die adeligen Schülerinnen von Saint-Cyr aus, bis sie 1693 die Gunst von Madame de
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