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Madame Bovary

Madame Bovary

Titel: Madame Bovary Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Züchter traten, einer nach
dem andern, in eine Art Arena, die durch ein langes Seil an Pfählen
gebildet wurde. Innerhalb des so abgegrenzten Raumes standen die
Tiere, mit den Schnauzen nach außen, die ungleich hohen Kruppen in
einer unordentlichen Richtungslinie. Schläfrige Schweine wühlten
mit ihren Rüsseln in der Erde. Kälber brüllten, Schafe blökten.
Kühe lagen hingestreckt, die Bäuche im Grase, die Beine eingezogen,
kauten gemächlich wieder und zuckten mit
ihren schwerfälligen Lidern, wenn die sie umschwärmenden Bremsen
stachen. Pferdeknechte, die Arme entblößt, hielten an Trensenzügeln
steigende Zuchthengste, die mit geblähten Nüstern nach der Seite
hin wieherten, wo die Stuten standen. Diese verhielten sich
friedlich und ließen die Köpfe und Mähnen hängen, während ihre
Füllen in ihrem Schatten ruhten und ab und zu an ihnen saugten.
Über der wogenden Masse aller dieser Leiber sah man von weitem hie
und da das Weiß einer Mähne wie eine Springflut im Winde aufwehen
oder ein spitzes Horn hervorspringen, und überall dazwischen die
Häupter wimmelnder Menschen. Außerhalb der Umseilung, etwa hundert
Schritte davon entfernt, stand – unbeweglich wie aus Bronze
gegossen – ein großer schwarzer Stier mit verbundenen Augen und
einem Eisenring durch die Nase. Ein zerlumptes Kind hielt ihn an
einem Stricke.
    Ein paar Herren schritten langsam zwischen den beiden Reihen
hin, besichtigten jedes Tier einzeln und eingehend und berieten
sich jedesmal hinterher in flüsternder Weise. Einer von ihnen,
offenbar der Einflußreichste, schrieb im Gehen Bemerkungen in ein
Buch. Das war der Vorsitzende der Preisrichter, Herr Derozerays,
Besitzer des Rittergutes La Panville. Als er Rudolf bemerkte, ging
er lebhaft auf ihn zu und sagte verbindlich-freundlich zu ihm:
    »Herr Boulanger, Sie lassen uns ja im Stich?«
    Rudolf versicherte, er werde gleich zur Stelle sein. Als er
jedoch außer Hörweite des Vorsitzenden war, meinte er:
    »Der Fuchs soll mich holen, wenn ich hinginge! Ich bleibe lieber
bei Ihnen!«
    Er machte seine Witze über das Preisrichterkollegium, was ihn
aber nicht abhielt, seinen eignen Ausweis als Mitglied des
Festausschusses mit Grandezza zu zeigen, wenn er irgendwo
durchwollte, wo ein Schutzmann stand.
Mehrfach blieb er auch vor dem oder jenem »Prachtstück« stehen.
Frau Bovary bewunderte nichts mit. Das beobachtete er, und nun
begann er spöttische Bemerkungen über die Toiletten der Damen von
Yonville loszulassen. Dabei entschuldigte er sich, daß er selber
auch nicht elegant gehe. Seine Kleidung war ein Nebeneinander von
Alltäglichkeit und Ausgesuchtheit. Der oberflächliche
Menschenkenner hält derlei meist für das äußere Kennzeichen einer
exzentrischen Natur, die bizarr in ihrem Gefühlsleben, künstlerisch
beanlagt und allem Herkömmlichen abhold ist, und empfindet Ärgernis
oder Bewunderung davor. Rudolfs weißes Batisthemd mit gefälteten
Manschetten bauschte sich im Ausschnitt seiner grauen Flanellweste,
wie es dem Winde gerade gefiel; seine breitgestreiften Hosen
reichten nur bis an die Knöchel und ließen die gelben Halbschuhe
ganz frei, auf deren spiegelblanke Lackspitzen das Gras Reflexe
warf. Er trat unbekümmert in die Pferdeäpfel. Eine Hand hatte er in
der Rocktasche, und der Hut saß ihm schief auf dem Kopfe.
    »Ein Bauer wie ich …«, meinte er.
    »Bei dem ist Hopfen und Malz verloren«, scherzte Emma.
    »Sehr richtig! Übrigens ist kein einziger von all diesen
Biedermännern imstande, den Schnitt eines Rockes zu
beurteilen.«
    Dann sprachen sie von dem Leben in der Provinz, wo die Eigenart
des einzelnen erstickt und das Leben keinen Schwung hat.
    »Darum verfalle ich der Melancholie …«, sagte er.
    »Sie?« erwiderte Emma erstaunt. »Ich halte Sie gerade für sehr
lebenslustig.«
    »Ach, das sieht nur so aus! Weil ich vor den Leuten die Maske
des Spötters trage. Aber wie oft habe ich mich beim Anblick eines
Friedhofes im Mondenscheine gefragt, ob einem nicht am wohlsten
wäre, wenn man schliefe, wo die Toten schlafen….«
    »Sie haben doch Freunde. Vergessen Sie die nicht!«
    »Ich? Freunde? Welche denn? Ich habe keine.
Um mich kümmert sich niemand.«
    Dabei gab er einen pfeifenden Ton von sich.
    Sie mußten sich einen Augenblick voneinander trennen, weil sich
ein Mann zwischen sie drängte, der einen Turm von Stühlen
schleppte. Er war derartig überladen, daß man nichts von ihm sah
als seine Holzpantoffeln und seine Ellbogen. Es war

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