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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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aufstrebenden preußischen Staa
tes Brandenburg, Friedrich Wilhelm II . Doch es dauerte Monate, bis diese neue Koalition stand, und in der Zwischenzeit machten die Franzosen beunruhigend rasche Fortschritte. Einmal auf dem Nordufer, drangen sie am Fluß entlang vor, wobei sie alle Uferstädte und schließlich auch Arnheim einnahmen, wo man Condé bandagiert und frustriert zwecks Genesung zurückgelassen hatte. Jetzt konnte nichts die Franzosen davon abhalten, nach Utrecht und dann weiter zu den unbezahlbaren Kais und Lagerhäusern, den Geschäften und Bankhäusern des unverteidigten Amsterdam selbst vorzudringen.
    Das war Condés Plan gewesen, und er hätte einen raschen und genialen Feldzug höchstwahrscheinlich mit einem raschen und genialen Sieg beendet. Aber das Kommando des Prinzen war notgedrungen an seinen Rivalen, Marschall Turenne, gefallen, der statt dessen beschloß, einen Teil des Heeres zurückzuziehen und die Stadt Nimwegen zu belagern. Der wachsame Prinz von Oranien nutzte die dadurch gewonnene Zeit, um sein kleines Heer nach Amsterdam zu verlegen, und dort wurden am 20. Juni 1672 die großen Deiche zur Zuidersee geöffnet, was zur Überflutung der Stadt und des umgebenden flachen Landes führte und große Verluste unter der ansässigen Bevölkerung hervorrief, aber jedem französischen Plan, die Hauptstadt einzunehmen, definitiv ein Ende bereitete. Weitere geöffnete Deiche und Schleusen machten die französischen Truppen im ganzen Land wehrlos. Was die Niederländer rettete, war ihr letztes und einzig wirksames Verteidigungsmittel, ihre Wasserlinie. Zwar wurde unter Ludwig am 30. Juni Utrecht eingenommen, und Männer Turennes eroberten am 9. Juli Nimwegen, aber die Initiative war ihnen genommen worden. Nach diesem Rampjaar , ihrem Katastrophenjahr mit seinem schrecklichen Frühling und Sommer, faßten die Niederländer endlich Mut und leisteten von nun an hartnäckigen Widerstand.
    Danach wurde die militärische Lage für die Franzosen
immer schwieriger und ein Sieg immer unwahrscheinlicher, doch der König wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Der junge Prinz von Oranien, jetzt zum Stadhouder (Statthalter) der Vereinigten Provinzen erklärt, war zu Friedensverhandlungen bereit. Ludwigs Antwort war haarsträubend: Sämtliche Territorien, welche die Franzosen erobert hatten, sollten unabhängig davon, daß sie durch die Überflutung zu Rückzügen gezwungen worden waren, als Besitzungen Frankreichs bestätigt werden; sämtliche befestigten Garnisonen der Niederländer sollten abgebaut und durch französische Garnisonen ersetzt werden; die niederländischen Zölle auf französische Weine sollten zurückgenommen und eine gewaltige Entschädigung sollte gezahlt werden; die protestantischen Burgher sollten für den Unterhalt katholischer Priester in ihrem eigenen Land zahlen; und er ließ, als eine letzte Ohrfeige für die republikanischen Niederländer, die Abgesandten der Generalstaaten wissen, daß zu seinen Bedingungen für einen Friedensvertrag auch ihre künftige Verpflichtung gehöre, jedes Jahr einen Diplomaten nach Versailles zu senden, mit einem Medaillon, das »das Ausmaß ihrer Zerknirschung
379 , ihre Unterwerfung unter seine königliche Autorität und ihre immerwährende Dankbarkeit für seine huldvolle Nachsicht« zum Ausdruck bringe. Diese Bedingungen waren »so brutal und kompromißlos rachsüchtig wie alle, die die europäischen Mächte sich gegenseitig im Laufe der Geschichte als Nationalstaaten aufgebürdet haben«. Die stolzen und blühenden Vereinigten Provinzen der Niederlande sollten faktisch zu einem Vasallenstaat Frankreichs werden. 
    Ludwigs Bedingungen wurden – kaum überraschend – abgelehnt, und der Kampf ging weiter. Im September 1672 marschierte eine erste vereinigte Streitmacht von 40 000 Mann aus kaiserlichen und preußischen Truppen unter dem Befehl des großen Generalissimo des Dreißigjährigen Krieges, Graf Raimondo Montecuccoli, in das Rheinland ein. Die französischen Armeen, versprengt und entmutigt, mit wach
senden Nachschubproblemen für ihre häufigen Belagerungen kämpfend, gerieten nach und nach in die Defensive. Bis November war es der Königin des verarmten Spanien sogar gelungen, einige Verstärkungen zu schicken – »Männer für die Niederländer
380 und Geld für die Deutschen« –, was Ludwig endlich einen Anstoß gab, über den weiteren Verlauf nachzudenken, wenngleich ein ehrenhafter Rückzug oder gar ein Eingeständnis der Niederlage für ihn

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