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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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angemerkt. Aymée hatte, was vielleicht ebenso bedeutsam war, selbst kein Kind; jedenfalls mangelte es ihr erkennbar an der nötigen Einfühlung, um sich den Kummer ihrer Schwestern Madeleine und Marie sowie von Philippes Frau Marie-Anne auszumalen, nachdem ihnen ihre Kinder von einer hochgestellten und rücksichtslosen Verwandten einfach fortgenommen worden waren.
    Aymée lud Marthe-Marguerite ein, sie zu besuchen und über Nacht zu bleiben; als sie sich dann in sicherer Entfernung von Mursay befanden, trafen die beiden mit den beiden anderen Mädchen ohne Minette zusammen: »Sie waren erstaunt und bestürzt
559 , als sie mich sahen«, sollte Marthe-Marguerite später schreiben. In der Woche vor Weihnachten 1680 trafen die böse Tante und die jammernden Nichten
in Paris ein. Hier nahm Françoise sie am 21. Dezember in Empfang, und zwei Tage später verfaßte sie einen ausführlichen Brief an ihre verzweifelte Schwägerin Marie-Anne de Villette:
    Ich bin ganz sicher
560 , Madame, daß Sie so anständig sind, mir Ihre Tochter zu überlassen, und daß Sie über die Bekehrung meines Neffen überglücklich sind, aber zugleich erkenne ich, daß Sie des Trostes bedürfen, und deshalb schreibe ich Ihnen.
    Monsieur de Mursay [Philippe de Villette] hat gestern seine Andachten verrichtet … ich sehe nur Gutes in ihm; ich habe keinen Fehler entdeckt außer dem, daß er etwas zuviel redet. Ich weiß noch nicht, was ich mit ihm anfangen werde. Er scheint die Marine aufgeben zu wollen, und viele meinen, das sei das beste für ihn, aber was auch immer geschehen mag, seien Sie unbesorgt, ich werde mich um ihn kümmerte, als wäre er mein eigener Sohn. Er lernt tanzen, und er wird auch reiten lernen müssen, wenn wir ihn an Land lassen. Der König ist von Güte für ihn erfüllt, und ich hoffe, daß er ihm eine Pension gewähren wird … Da Hugenotten sich nichts erhoffen können, werden wir als Katholiken darum bitten.
    … Am Samstag war ich in Paris, um Madame [Aymée] de Fontmort und meine Nichten zu sehen. Ich fand sie alle sehr unansehnlich, worüber ich gar nicht erfreut war. Mademoiselle de Saint-Hermine war kaum zu erkennen; Mademoiselle de Caumont d'Adde ist sehr dünn geworden, und Ihre Tochter [Marthe-Marguerite] war ganz gelb im Gesicht. Ich nahm sie mit mir. Sie weinte ein bißchen, als sie merkte, daß sie allein in der Kutsche war, dann sagte sie eine Zeitlang nichts, und schließlich fing sie an zu singen. Inzwischen hat sie ihrem Bruder erzählt, daß sie weinte wegen dem, was ihr Vater ihr gesagt hat, bevor er abfuhr [in die Karibik], er wolle sie nie wieder sehen, sollte sie die Religion wechseln und ohne seine Erlaubnis an den
Hof gehen. Sie beruhigte sich, als ich Sie erwähnte, und inzwischen hat sie sich natürlich an mich gewöhnt. Als ich ihr sagte, sie werde mich noch liebenlernen, erwiderte sie, sie liebe mich bereits. Den heutigen Tag verbrachte ich damit, mit ihr zu lesen und ihr zu zeigen, wie man einen Wandteppich anfertigt; sie hat einen Tanzmeister, der mir sagte, sie mache sich sehr gut. Das Essen hier gefällt ihr besser als bei ihrer Tante in Paris.
    … Wie Sie mir leid tun, meine teure Cousine! Wie verzweifelt Sie sein müssen, gefangen zwischen Ehemann und Kindern! Ihr Herz muß zerrissen sein … Ich empfinde so stark mit denen, die ich liebe, daß ich besser als irgend jemand sonst verstehen kann, wie schmerzlich es für Sie sein muß. Schöpfen Sie Trost in Gott und in meiner Freundschaft.
    … Monsieur de Seignelay sagte mir gestern, daß Monsieur de Villette im Februar zurücksein wird. Ich hoffe, daß die Zuneigung, die er stets für mich empfunden hat, verhindern wird, daß er allzusehr außer sich gerät, und daß er in seinem Zorn erkennen wird, daß das, was ich getan habe, ein Zeichen der Freundschaft ist, die ich für meine Verwandten empfinde. Ich bin sehr enttäuscht, daß ich Minette nicht bekommen habe …
    Es war der erste einer ganzen Reihe von erstaunlich ungerührten Briefen an »meine liebe Cousine« in Niort, deren umgehende, leidvolle Entgegnungen sich nicht erhalten haben. »Nach Ihrem Brief
561 empfinde ich Mitleid mit Ihnen«, schrieb Françoise schon zwei Tage später, »oder vielmehr ist es Ihre Situation, wegen deren ich Mitleid mit Ihnen empfinde.« Die »Situation« von Marie-Anne und der Grund, warum sie »gefangen zwischen Ehemann und Kindern« war, bestanden darin, daß ihr Ehemann Hugenotte und sie selbst Katholikin war. Ihrem Ehevertrag zufolge sollten die

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