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Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
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Rückzug angetreten – ich bin überzeugt, daß sie das bereuen werden … Kümmere Dich im übrigen um Madame [Aymée] de Fontmort. Sie hat das alles nur für Gott und für mich getan. Ihre Familie wird sehr wütend auf sie sein. Tue bitte alles, was Du kannst, um ihr zu helfen. Sie ist eine sehr gute Frau, sowohl klug als auch tapfer, und sie hätte auch ein paar gute Ratschläge für Dich und Deine Frau …«
    Mitte Februar war der Schaden größtenteils behoben. Nur Philippe und Marthe-Marguerite blieben am Hof. Philippe, schon ein junger Mann, war ganz zufrieden und arbeitete energisch daran, bei den königlichen Musketieren Karriere zu machen, nachdem er die Marine definitiv aufgegeben hatte. Doch seine neunjährige Schwester hatte sich nicht ganz so problemlos eingelebt; sie schrieb ihrer Mutter in Niort Dutzende von Briefen, und manches deutet darauf hin, daß sie überfordert war: »Nachdem ich ihr Heilpulver
566 und Kräutertee gegeben habe, geht es ihr sehr viel besser«, ließ Françoise Marie-Anne wissen. »Ihr fallen sämtliche Haare aus; ich möchte sie nicht kahlscheren, weil ich fürchte, daß es dann braun nachwächst, ich werde es nur ganz kurz schneiden, wenn sie auf Dauer ins Kloster geht.«
    Im März 1681 kehrte Philippe von seiner achtmonatigen, mit List eingefädelten Reise in die Karibik zurück, und wie Françoise befürchtet hatte, verhinderte »die Zuneigung«, die er stets für sie empfunden hatte, nicht, daß er »außer sich geriet«. »Die Briefe meines Vaters
567 an Madame de Maintenon waren voller Bitterkeit und Vorwürfe«, notierte Marthe-Marguerite in späteren Jahren. »Er beschuldigte sie der Un
dankbarkeit gegenüber seiner Mutter, ihrer Tante Louise, und der Ungerechtigkeit und Grausamkeit ihm gegenüber, aber da sie die Rückendeckung des Königs hatte, konnte er im Grunde nichts machen.« »Auf Ihre Forderung
568 , Ihnen Ihre Tochter zurückzugeben, werde ich nicht eingehen«, schrieb Françoise mit gespielter Entrüstung zurück. »Ich wäre ja dumm, sie zurückzugeben, wo ich schon Gewalt anwenden mußte, um sie zu bekommen.«
    Philippe konnte in der Tat nichts machen. Der König hatte einen weiteren, seit langem erwogenen Schritt getan, um das Reich vollständig zum Katholizismus zu bekehren, und eine Anweisung erlassen, die von hugenottischen Eltern verlangte, alle ihre Kinder unter sechzehn Jahren in die Obhut ihres nächsten katholischen Verwandten zu übergeben. Wer sich dem verweigerte, dem wurden die Kinder mit Gewalt genommen – was einer legalisierten Kindesentführung gleichkam. Und in der Zwischenzeit gab es immer noch den lettre de cachet , einen königlichen Befehl, dem sich niemand widersetzen durfte. Genau einen solchen Befehl hatte die Baronin de Neuillant vor über dreißig Jahren benutzt, um Françoise aus Mursay zu entführen. Wo Madame de Neuillant zur Gewalt greifen mußte, hatte Françoise ihr Ziel mit Doppelzüngigkeit erreicht. »Madame de Maintenon hatte lediglich
569 darum gebeten, die Mädchen [der Familien Saint-Hermine und Caumont d'Adde] zu sehen. Sie hatte versprochen, nichts zu unternehmen, um sie zu bekehren, und so war der Rat der Hugenotten zu der Ansicht gelangt, ihr die Bitte nicht abschlagen zu können.«
    »Ich empfinde so stark mit denen, die ich liebe …«, hatte sie an Philippes Frau geschrieben – so stark, daß sie einige von ihnen kaltschnäuzig benutzt hatte, andere belogen und ihr Vertrauen mißbraucht hatte, daß sie ihnen ihre Kinder gestohlen hatte, wobei sie offenbar nur bedauerte, daß sie ein letztes kleines Mädchen »nicht bekommen« hatte. Aber wie sie gegenüber Philippe betonte: »
570 In zwanzig Jahren
wird es, wenn der König dann noch lebt, keinen einzigen Hugenotten mehr geben«, Ereignisse, die sich fast buchstäblich erfüllen sollten.
    Françoise hatte sich zu skrupellosen Methoden herabgelassen, zweifellos Ausdruck einer Verhärtung ihrer Ambition, auch persönlich einen gewissen Einfluß am Hof auszuüben. Doch am Ende zeigte sich, daß sie recht hatte. Nach und nach kamen ihre hugenottischen Verwandten wieder auf sie zu, und einer nach dem anderen konvertierte. Im Jahr 1686, fünf Jahre nach dem Schwall von Briefen »voller Bitterkeit und Vorwürfe«, sollte Philippe selbst das Unausweichliche akzeptieren und katholisch werden, so daß er seine Tage als Marquis und Generalleutnant der königlichen Armeen beendete. Sein Sohn Philippe, ebenfalls Generalleutnant, wurde zum Grafen von Mursay, und

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