Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madame de Maintenon

Madame de Maintenon

Titel: Madame de Maintenon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Buckley
Vom Netzwerk:
verrieten, darunter sogar eine der Damen der Königin … Sie entwendete Briefe vom König und von Madame de Maintenon aus den Taschen der Königin, während Ihre Majestät schlief, und schrieb sie ab und schickte sie nach England.« Im Februar 1689 berichtete Françoise selbst Père Gobelin von den Hoffnungen König Jakobs, die protestantische Revolution in England durch die Hintertür des katholischen Irland zu stürzen. » Le milord Tyrconnell
795 bittet um Waffen und Munition. Man wird sie ihm schicken. Möge Gott die Religion und unsere beiden Könige schützen; ihre Frömmigkeit hat ihnen viel Ungemach beschert« – sogar mehr, als ihre eigene Frömmigkeit ihr selbst beschert hatte, denn sie hatte in letzter Zeit die von dem Abbé vorgeschriebenen Andachten vernachlässigt. »Ich war dazu nicht in der Lage«, behauptete sie, nicht überzeugend. »Ich hatte Zahnschmerzen.«
    Im März 1689, nur zwei Monate nach seiner Ankunft in Frankreich, stach Jakob erneut in See, doch er reiste nicht nach England, sondern nach Irland, um Tyrconnell und seine »undisziplinierten
796 und unzureichend bewaffneten Milizen« zu unterstützen, von denen einige den Aufstand genutzt hatten, um die Familien ihrer verhaßten protestantischen
Grundherren zu ermorden. Da seine besten Truppen bereits auf einem erneuten expansionistischen Feldzug im Rheinland standen und die Hälfte der europäischen Mächte sich gegen ihn rüstete, fiel Ludwigs Unterstützung für Jakob entsprechend klein aus: 4000 Mann, weil er mehr nicht erübrigen konnte, »und Offiziere von höchst mittelmäßiger Fähigkeit
797 «, wie Madame de La Fayette bemerkt hatte. Wie nicht anders zu erwarten, erlitten die irischen Jakobiten rund ein Jahr später, im Juli 1690, in der Schlacht am Boyne eine Niederlage, woraufhin Jakob wieder nach Frankreich floh. In Schottland wurde ein protestantischer Sieg bei Cromdale im selben Jahr gekrönt von dem heimtückischen und bald legendären Massaker von Glencoe, bei dem Lowländer von dem von England unterstützten Campbell-Clan ihre Highland-Gäste von dem katholischen Macdonald-Clan ermordeten, womit »ein Krieg bis zum Tode
798 zwischen Lowlands und Highlands« begann. Er sollte sich über ein halbes Jahrhundert hinziehen, bis zur endgültigen Niederlage der Jakobiten im Jahr 1746 in der Schlacht von Culloden Moor.
    * *
    Sein strammer Protestantismus hatte zwar dafür gesorgt, daß Wilhelm in England herzlich willkommen war, doch so manchem Engländer waren seine holländischen Knochen anfangs im Hals steckengeblieben und hatten eine Flut von abfälligen Pamphleten ausgelöst, in denen beklagt wurde, daß »Ausländer« die »hoheitliche Insel« überfluten. Sein Retter war in der unwahrscheinlichen Gestalt eines schmächtigen kleinen Londoners aufgetreten, keine anderthalb Meter groß, mit einer Hakennase und einem spitzen Kinn, der darauf hinwies, daß es nach den Römern und Wikingern, den Normannen und Schotten und allen anderen kaum so etwas gab wie einen »waschechten Engländer«:

    [F]rom a mixture
799 of all kinds began,
    That het'rogeneous thing, an Englishman …
    A true-born Englishman's a contradiction,
    In speech an irony, in fact a fiction.
    A metaphor invented to express
    A man a-kin to all the universe …
    Since scarce one family is left alive,
    Which does not from some foreigner derive.

    Die Engländer, weit davon entfernt, daran Anstoß zu nehmen, hatten sich über diesen Hinweis auf ihre gemischte Abstammung königlich amüsiert. Das Gedicht war ungeheuer populär geworden und hatte nicht nur dafür gesorgt, daß Wilhelm endgültig akzeptiert wurde, sondern auch seinen opportunistischen Verfasser, den Schmierenjournalisten und Exhäftling Daniel Defoe bekannt gemacht, der fortan ein Mann von Ruhm und Reichtum war.
    Die Eroberung des englischen Throns, an sich schon ein Triumph, war für Wilhelm doppelt wertvoll, denn sie stärkte seine Kampfkraft in der fortwährenden Auseinandersetzung mit Frankreich. Seit dem Frieden von Nimwegen im Jahr 1678 war er und waren auch die Engländer wiederholt aufgeschreckt worden durch die Einfälle der Franzosen in andere europäische Länder. Die profranzösischen Könige Englands waren zwar von ihrem antifranzösischen Parlament immer wieder gebremst worden, doch hatte das Parlament selbst eingedenk der Handelskonkurrenz der Niederländer nicht immer verläßlich hinter Wilhelm gestanden. Jetzt war er als König in einer weit besseren Lage, sich seiner

Weitere Kostenlose Bücher