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Madame Hemingway - Roman

Madame Hemingway - Roman

Titel: Madame Hemingway - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula McLain
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Kleidung. Und gute Umgangsformen.«
    »Und Bügelbretter?«
    »Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Bügeleisen wirklich gut auskenne.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, und ich war so in unser Gespräch vertieft, dass ich erst nach einer guten halben Stunde mitbekam, dass Ernest sich an einem Tisch in der Nähe niedergelassen hatte. Ich kannte niemanden der anderen Personen an diesem Tisch, auch nicht die wunderschöne Frau an seiner Seite. Sie war schlank und anmutig und hatte kurzes dunkelblondes Haar. Ihr Körper wirkte schmal und knabenhaft unter ihrem langen Pullover, aber erstaunlicherweise ließ ihr Haar sie nicht noch mehr wie ein Junge aussehen, sondern bewirkte im Gegenteil einen unglaublich femininen Eindruck. Sobald ich sie sah, fuhr mir ein eisiger Schauer über den Rücken – noch bevor Ernest sich zu ihr hinüberlehnte und ihr irgendetwas ins Ohr flüsterte. Sie lachte kehlig, wobei sie ihren Kopf nach hinten warf und ihren langen weißen Hals zeigte.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Don. »Sie sind ganz blass geworden.«
    »Oh. Mir geht es gut, danke.«
    Er folgte meinem Blick zu Ernest und der Frau. Ich bin mir sicher, dass ihm in diesem Augenblick alles klar war, doch er ließ sich nichts anmerken. »Das ist Duff Twysden«, erklärte er. »Eigentlich Lady Twysden. Es heißt, sie habe einen britischen Count geheiratet. Count oder Viscount oder Lord zweiten Grades. Ich bringe diese Adelstitel immer durcheinander.«
    »Ja, wer kann sich das schon alles merken?«
    Plötzlich schaute Ernest auf, und unsere Blicke trafen sich. Für ein paar Sekunden blitzte ein Verdacht auf, dann erhob er sich und gesellte sich zu uns.
    »’tschuldige, Don. Wie ich sehe, hast du meine Frau bereits kennengelernt.«
    »Ich bin entzückt«, erwiderte Don, bevor Ernest mich am Ellbogen zu dem Tisch führte, an dem Duff erwartungsvoll saß.
    »Lady Twysden«, stellte er vor. »Oder bevorzugst du nun Smurthwaite?«
    »Hauptsache, man nennt mich Duff.« Sie stand halb auf und streckte mir ihre Hand entgegen. »Wie geht’s Ihnen?«
    Ich sammelte mich gerade, um irgendetwas Höfliches zu erwidern, da erschien Kitty aus der Menge. »Gott, bin ich froh, dich zu sehen«, sagte sie. »Lass uns etwas zu trinken organisieren.«
    Harold stand direkt hinter ihr und sah gar nicht gut aus. Er war bleich, und seine Oberlippe glänzte feucht.
    »Ist irgendetwas passiert?«, fragte ich, als wir uns der Bar näherten.
    »Harold verlässt mich.«
    »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Ich wünschte, es wäre so.« Sie zündete sich eine Zigarette an und starrte einen Augenblick auf deren Spitze, bevor sie mit flachen Atemzügen inhalierte. »Irgendeine Unruhe hat ihn gepackt. Wir hatten vereinbart, dass wir uns immer alle Freiheiten lassen würden. Komisch, dass man die gar nicht mehr will, wenn es so weit ist.«
    »Ist es wegen einer anderen?«
    »Ist es das nicht immer?« Sie seufzte. »Wahrscheinlich hat es auch mit seinem neuen Buch zu tun. Er will gerade alles ganz neu erfinden. Ich wollte dir jedenfalls sagen, dass ich bald nach London gehen werde.«
    »Oh, Kitty, wirklich? Ist es tatsächlich so schlimm?«
    »Sieht ganz danach aus«, erwiderte sie. »Ich habe ein paar Sachen für dich, die ich nicht mitnehmen will. Ich bringe sie dir nach Hause.«
    »Nein, ich brauche deine Kleider wirklich nicht.«
    »Unsinn.«
    »Du weißt, was Ernest dazu sagen wird.«
    Sie schnaubte und blies Rauch aus. »Ja, aber er hat keine Ahnung, wie hart das Leben einer Frau sein kann.« Sie wies mit dem Kopf in Duffs Richtung. »Es ist brutal, oder nicht?Unsere Konkurrentinnen sind nicht nur jünger. Sie kümmern sich auch mehr. Sie werfen alles hinein, was sie haben.«
    Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Kitty war eine der selbstbewusstesten Frauen, die ich je kennengelernt hatte, und nun stand sie völlig verzweifelt und aus dem Tritt gebracht vor mir. Dafür hätte ich Harold am liebsten umgebracht.
    »Möchtest du nach Hause gehen?«, fragte ich.
    »Ich kann nicht in mich zusammensinken wie ein Schulmädchen und mich von allen bemitleiden lassen. Eher würde ich sterben wollen. Lass uns Champagner trinken«, sagte sie und setzte ihr tapferstes Gesicht auf. »Wir brauchen sehr, sehr viel Champagner.«
    Ich blieb für den Rest des Abends an Kittys Seite, behielt Ernest dabei aber stets im Auge. Diese Duff war einfach zu liebreizend und ging viel zu vertraulich mit ihm um. Sie und Ernest sprachen so ungezwungen miteinander, dass man denken

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