Madame Mystique
durchzogen, die in einem rötlichen Ton schimmerten.
Sie hatte ein etwas breites Gesicht mit leicht hervorstehenden Wangenknochen, einen recht kleinen Mund, aber eine ziemlich breite Nase.
Die Augen waren das an ihr, was am meisten auffiel, wenn jemand hinschaute.
Maxine fragte sich, ob ein Mensch wirklich zwei unterschiedliche Augenfarben haben konnte. Sie hatte das noch nie zuvor gesehen und sich auch nicht damit beschäftigt, aber wenn sie sich auf das Gesicht der Frau konzentrierte, dann hatte sie den Eindruck, dass das linke Auge in einem grünen Farbton schimmerte und das rechte mehr blau aussah.
Dieser Eindruck irritierte Maxine so stark, dass sie leicht den Kopf schüttelte.
»Was haben Sie?«
Maxine lächelte. »Nichts, eigentlich. Ich bin mit mir selbst unzufrieden.«
»Warum?«
»Weil ich den offiziellen Termin nicht eingehalten habe.«
»Das macht doch nichts. Er ist sogar besser.«
»Aber ich bin der einzige Gast.«
»Na und?«
»Das kommt mir komisch vor.«
Tabea winkte ab. »Es braucht Ihnen nicht komisch vorzukommen«, sagte sie. »Die anderen Gäste werden noch eintreffen. Sie haben alle einen kürzeren Weg als Sie.«
»Und was sind das für Leute?«, fragte Maxine.
Tabea lächelte. »Ja, was sind das für Gäste? Ich will mal sagen, es sind keine normalen Menschen. Sie alle haben sich engagiert, sie alle haben etwas getan, was aus der Reihe fällt, und dazu zähle ich Sie natürlich auch, Maxine.«
»Ich bitte Sie. Was habe ich denn Außergewöhnliches getan? Das kann doch nicht stimmen.«
»Doch, meine Liebe. Stellen Sie ihr Licht nicht unter den Scheffel. Sie in ihrer Funktion als Tierärztin haben sich schon sehr um unsere Freunde gekümmert. Sonst hätte ich Sie nicht eingeladen. Ich habe es aus unseren kurzen Telefongesprächen erfahren. Da ist sofort etwas rübergekommen. Das konnte ich spüren.« Sie lächelte breit und offen. »Außerdem haben Sie meine Bücher gut studiert, wie ich weiß, und auch Sie gehen davon aus, dass Tiere eine Seele haben.«
»Das stimmt.«
»Sehen Sie.«
Maxine hatte sich auch gesetzt, so dass sich die Frauen schräg gegenüber saßen. »Ich mag Tiere. Ich mag sie wirklich. Sie sind nicht schlecht, auch wenn Menschen das behaupten. Um so mehr verstörte mich mein Erlebnis, das ich auf dem Spaziergang vorhin hatte.«
»Oh ja.« Auf Tabea’s Gesicht malte sich ein Ausdruck des Bedauerns ab. »Ich hörte davon, weil Rhonda es mir erzählte. Auch das war ein Grund, weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte.«
»Sie wissen, was passiert ist?«
»Rhonda sprach von Pferden, die Sie angegriffen haben sollen.«
»Genau das ist es gewesen.«
Tabea Ryder schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, dies zu glauben, da bin ich ehrlich.«
»Das nehme ich Ihnen sogar ab. Pferde sind auch friedliche Tiere. Ich habe in meiner Praxis selbst welche behandelt. Aber ich habe mir den Angriff auch nicht eingebildet. Ich ging an der Koppel entlang und wurde attackiert. Einen Grund dafür kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
Tabea nickte vor sich hin. »Wenn Sie das so sagen, ist das schon seltsam.«
Maxine zuckte mit den Schultern. Sie hoffte, dass sie eine gute Schauspielerin war. Und dass die andere Person nicht merkte, was tatsächlich hinter der Fragerei steckte.
»Haben Sie denn eine Lösung, Tabea? Sie sind schließlich eine Frau, die sich mit Tieren auskennt. Ich brauche nur Ihre Bücher aufzuschlagen, um den Beweis zu bekommen.«
»Nein, Maxine, leider nicht. Nicht so schnell. Ich müsste erst darüber nachdenken. Es ist auch ungewöhnlich, das Pferde plötzlich Menschen angreifen.«
»So meinte ich das.«
»Oder haben Sie ihnen etwas getan?«
Maxine schaffte es, erschreckt und wütend zugleich auszusehen. »Bitte, Tabea, wie kommen Sie darauf? Ich kann mit Tieren umgehen. Das muss ich Tag für Tag unter Beweis stellen. Deshalb werde ich mich davor hüten, sie zu erschrecken oder verrückt zu machen. Nein, das fällt mir nicht mal im Traum ein.«
»Entschuldigen Sie. Es ist auch nur eine Frage gewesen. Ich muss ja alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, um das ungewöhnliche Verhalten zu begreifen.«
»Klar. Eine Analyse muss sein.« Maxine räusperte sich. »Ich bin auch um das Haus herumgegangen und habe in der Nähe ein zweites entdeckt. Kann es sein, dass es ein Stall ist?«
»Gut kombiniert.«
»Und... äh... ist er leer?«
Ein scharfer Blick erwischte die Frau. Nur für einen Moment, dann lächelte Tabea wieder. »Der Stall
Weitere Kostenlose Bücher