Madame Mystique
deren Gestalt sie gesehen hatte.
Wenn das stimmte, dann musste das auch einen Grund gehabt haben, und dann zog Tabea ihr eigenes Spiel durch. Dann war sie nicht die nette Person, die in den Büchern dargestellt war, denn da hatte sie ja über sich selbst geschrieben.
Ställe stehen oft offen. Türen sind zumeist nur eingehakt oder angelehnt. Darauf hoffte auch Maxine.
Der Stall rückte näher. Nebel umflorte ihn. Die Fahnen blieben nie stehen, und auch Maxine wurde von ihnen erwischt. Er hatte sie selbst zu einem Gespenst gemacht.
An der Längsseite des Stalls ging sie vorbei. Der Boden war hier härter, und er bestand aus Lehm, der von zahlreichen Füßen oder auch Hufen festgetreten war.
Als Maxine Wells die Tür entdeckte, die sich ungefähr in der Mitte abzeichnete, da floss schon eine Gänsehaut über ihren Rücken hinweg, die sie bis in die Fingerspitzen spürte, wo das Blut ein leichtes Kribbeln hinterließ.
Es war keine Tür im eigentlichen Sinn, sondern schon ein Tor, denn man konnte zwei Flügel aufziehen. Zusammengehalten wurden sie von einem armbreiten Riegel aus Holz, der durch zwei ebenfalls hölzerne Ösen geschoben worden war.
Maxine ging auf Nummer Sicher. Sie schaute sich noch einmal um und beobachtete die Umgebung so gut wie möglich. Erst als sie recht sicher war, nicht beobachtet zu werden, machte sie sich am Riegel zu schaffen, um ihn zur Seite zu ziehen.
Sie wunderte sich über dessen Gewicht. Das Holz sah braun aus. Es war auch feucht geworden. Tabea musste schon ziemlich kräftig schieben, um ihn zur Seite zu bekommen.
Der Balken kippte dann zu Boden, wurde am anderen Ende noch durch die Öse gehalten, aber die Tür konnte geöffnet werden. Es gab auch einen Griff aus Eisen, an dem die Tierärztin zog.
Dann unterdrückte sie nur mühsam einen Fluch, denn das Geräusch gefiel ihr gar nicht. Auch wenn der Nebel vieles dämpfte, so war dieser kratzige Laut doch zu hören, und sie hatte das Gefühl, einen Stoß in den Magen zu bekommen.
Maxine zog die Tür auch nur so weit auf, wie es für sie nötig war. Dann zwängte sie sich durch den Spalt in die Scheune und blieb dort erst mal stehen.
Abwarten. Sich an die neue Umgebung gewöhnen.
Etwas war sicher. Hier roch es nach Stall, und es roch nach Tieren. Den Geruch kannte sie gut genug aus ihrer eigenen Berufspraxis her. Auch sie hatte sich auf dem Grundstück Ställe gebaut. Der Geruch war überall irgendwie gleich.
Es gab kein Licht. Es war dunkel. Er war warm. Sie konnte wählen, ob sie nach links oder nach rechts gehen sollte.
Nach einigem Überlegen entschied sie sich für die rechte Seite, weil sie von dort ein leises Scharren vernahm. Auf dem Steinboden lagen die zahlreichen Strohhalme, als hätten sie sich dort festgefressen. An der rechten Wandseite standen Säcke mit Futter, aber sie sah auch zwei Mistgabeln mit blanken Zinken.
Es gab einen Lichtschalter, den sie nicht drehte. Durch die kleinen Fenster würde das Licht nach draußen scheinen und auch bei dem Nebel zu sehen sein. Genau das brauchte sie nicht. Ihre Suche musste unentdeckt bleiben.
Schon wenige Schritte später sah sie die ersten Stalltüren an der linken Seite. Sie waren recht hoch, aber nicht so hoch, als dass Max nicht darüber hätte hinwegschauen können.
In der ersten Box lag ein Pferd!
Sie erschrak, denn das auf dem Boden liegende Tier sah aus, als wäre es tot. Sie wusste auch nicht, ob das Pferd bei dem Angriff auf sie dabei gewesen war. Die Sicht war schlichtweg zu mies gewesen.
Das Tier war nicht tot. Sie sah, dass es seine Augen bewegte und so drehte, dass Maxine angeschaut werden konnte. Im ersten Moment krampfte sich bei ihr alles zusammen. Sie glaubte wieder an einen Angriff, aber diesmal blieb das Tier liegen und tat nichts. Die Besucherin war für es völlig uninteressant.
Beruhigend...
Sie atmete tief durch und näherte sich der zweiten Box. Auch hier sah sie ein Pferd. Es lag nicht auf dem Boden, sondern stand und schaute sie aus blanken Augen an.
Maxine lächelte. »He, wie geht es dir?«, flüsterte sie dem Tier zu. »Bist du okay?«
Natürlich wusste die Tierärztin, dass sie keine Antwort erhalten würde, aber sie wollte zumindest ihre Stimme bekannt machen.
In der nächsten Box entdeckte sie das dritte Pferd. Ein Rappe und schwarz wie Teer, mit glänzendem und sehr gesund aussehendem Fell.
Aus dem Maul drang ihr ein Schnauben entgegen. Es klang nicht aggressiv, und es fiel Max schwer, sich vorzustellen, dass die Tiere mal so
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