Madame Mystique
gehört nicht den Menschen, sondern den Tieren.«
»Den Pferden also.«
»Unter anderem.«
»Dann halten Sie dort noch weitere Tiere?«
»Halten ist fast der richtige Ausdruck. Das bringt mich einfach zu dem Begriff Verhalten, und genau das studiere ich. Das Verhalten der Tiere. Da beschränke ich mich nicht allein auf Pferde. Es gibt ja noch andere, und die haben es dort gut.«
»Kann ich mir denken, denn etwas Ähnliches habe ich auch in meiner Praxis angelegt. Ich habe Ställe bauen lassen und pflege manche Tiere gesund, damit sie nicht so leiden müssen.«
»Da sind wir uns wieder einig. Es gibt doch mehr Gemeinsamkeiten, als es auf den ersten Blick erscheint.«
»Bis auf die Attacken.«
Tabea zuckte die Achseln. »Das verstehe ich auch nicht so recht. Ich möchte mich dafür auch entschuldigen. Ich will nicht sagen, dass mir die Tiere aus der Kontrolle geglitten sind, weil ich sie gar nicht kontrolliert habe, aber etwas muss sie schon irritiert haben, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Das kann nur ich gewesen sein!«
Tabea Ryder zeigte sich erstaunt. »Glauben Sie das?«
»Keine Ahnung, wirklich nicht. Ich weiß im Moment nicht, was ich glauben soll oder nicht. Da ist außerdem noch etwas gewesen, das ich Ihnen sagen sollte.«
»Nur zu.«
»Als ich dachte, von den Hufen totgetreten zu werden, war der Angriff plötzlich vorbei. Die Tiere wurden lammfromm. Ich konnte mir die plötzliche Veränderung zunächst nicht erklären, bis ich dann sah, dass die Tiere weggingen. Ja, sie ließen mich kurzerhand auf der Erde hocken und zogen von dannen.«
»Sagen Sie nur!«
»Es stimmt alles. Ich kann Ihnen auch mitteilen, wohin sie gezogen sind. Im Nebel erschien plötzlich eine Gestalt. Sie kam mir vor, als wäre sie vom Himmel gefallen, aber das war wohl nicht der Fall. Für mich war ihr Erscheinen lebenswichtig. Wäre sie nicht gekommen, säße ich jetzt nicht hier.«
»Toll«, flüsterte Tabea und schaffte es, erstaunt auszusehen. »Haben Sie den Mann erkannt?«
»Leider nicht. Ich weiß nicht mal, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen ist.«
»Ahja.« Tabea nickte. Danach nahm ihre Haltung einen skeptischen Ausdruck an. »Wenn ich mich nicht täusche, hat es schon da den Nebel gegeben, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Nun ja«, druckste sie herum. »Ich will Ihnen nichts, Maxine, aber könnte es nicht sein, dass Sie sich diese – äh – Gestalt eingebildet haben? Der Nebel gaukelt einem manchmal etwas vor, das es gar nicht gibt. Damit will ich auf keinen Fall Ihre Aussagen in Zweifel ziehen«, sprach sie schnell weiter, als sie sah, wie Maxine ihre Augenbrauen zusammenzog, »doch im Nebel hat es schon des Öfteren einen Trugschluss gegeben. Bitte, das dürfen Sie nicht persönlich nehmen, ich weise nur darauf hin.«
»Ich habe es auch so verstanden.« Maxine lächelte. »Trotzdem, ich sage Ihnen, dass ich mich nicht getäuscht habe. Es stand jemand im Nebel und hat die Tiere zurückgepfiffen.«
»Ach, gepfiffen?«
»Nein, nicht wörtlich. Sie weggeholt, sie beruhigt, und er ist mit ihnen verschwunden.«
»Hm«, sagte Tabea und legte beide Hände flach auf ihre Oberschenkel. »Da haben wir wohl beide ein Problem, denn ich kann Ihnen wirklich keine konkrete Antwort geben. Das müssen Sie mir glauben. Ich hoffe nur, dass es Ihnen nicht noch mal passiert. Nehmen Sie die folgenden Worte einfach nur als Ratschlag. Es wäre vielleicht besser, wenn Sie im Haus bleiben würden, obwohl ich nicht glaube, dass sich dies noch mal wiederholen wird. Aber wir wollen ja auf Nummer Sicher gehen.«
»Danke für den Ratschlag.«
»Dann kann ich Sie jetzt allein lassen?«
»Können Sie, Tabea.«
»Danke, ich habe nämlich noch etwas zu tun.« Sie stand auf, ging aber noch nicht zur Tür, sondern tippte gegen ihre Stirn, als wäre ihr etwas eingefallen. »Ich bin auch ein vergesslicher Mensch, Maxine. Es ist so, das Essen wird erst morgen geliefert. Die Produkte sollen ja frisch sein. Wenn Sie allerdings Hunger haben, kann Rhonda Ihnen eine Kleinigkeit zubereiten. Sie können ein Sandwich haben, Sie können aber auch etwas Warmes bekommen.«
Maxine überlegte nicht lange. »Nein, danke, ich habe im Moment keinen Hunger. Sollte sich das ändern, meldete ich mich bei Rhonda.«
»Das, können Sie, denn sie ist auch am Abend da. Sie wird auch hier im Haus schlafen.«
»Ja, das ist gut.«
»Vielleicht sehen wir uns ja noch. Ich lade Sie zu einem Glas Wein ein, das ist doch sicherlich auch in Ihrem Sinne. Außerdem
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