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Madame Mystique

Madame Mystique

Titel: Madame Mystique Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war.
    Von Tabea Ryder war nichts mehr zu hören. Sie hatte sich geschickt zurückgezogen, und so musste die Tierärztin sehen, wie sie mit den Problemen zurechtkam.
    Es verging einige Zeit, bis sie festgestellt hatte, dass es so dunkel in ihrer Umgebung nicht war. Zwar sah sie keine normal großen Fenster, aber unter der Decke malten sich an verschiedenen Stellen graue Streifen ab. Sie hatten ganz entfernt mit Fenstern zu tun, und als sie das sah, fühlte sie sich wieder etwas besser.
    Die völlige Dunkelheit hätte sie zu sehr verstört. Aber das Licht war zu wenig. Sie wünschte sich ein Feuerzeug oder Streichhölzer herbei. Beides hatte sie leider nicht. Das heißt, die Streichhölzer steckten in der Handtasche, und die lag im Zimmer.
    Was hatte sich Tabea Ryder ausgedacht? Wollte sie in diesem Stall einen Psycho-Terror veranstalten?
    Inzwischen traute sie der Person alles zu. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte sie Tabea bewundert. Das war jetzt vorbei. Sie konnte nur noch Abscheu für sie empfinden, denn sie war eine Frau, die nur für ihre Rache und ihren Vorteil lebte.
    Die ersten Sekunden in der Dunkelheit waren vorbei, der erste Schock auch, und so gelang es Maxine, sich auf sich selbst und die Umgebung zu konzentrieren. Sie war beileibe kein Frau, die sich so leicht ins Bockshorn jagen ließ. Sie hatte ihre Schrecksekunden wie andere Menschen auch, doch wenn diese vorbei waren, sahen die Dinge schon wieder ganz anders aus.
    Sie hatte sich immer auf sich selbst verlassen müssen, und es war ihr im Leben auch nicht leicht gemacht worden. Maxine hatte jede Herausforderung angenommen, und auch dieser hier würde sie nicht ausweichen.
    Nachdem Zeit verstrichen war und sie wieder klar denken konnte, fiel ihr der Geruch hier im Stall auf. Sie kannte ihn, denn in ihrer direkten Umgebung roch es nach Tier.
    Als Tierärztin hatte sie genug damit zu tun. Hunde, Katzen, aber auch andere Tiere rochen. Es kam oft darauf an, wie sich das Wetter entwickelte. Da verströmte das Fell einen bestimmten Geruch, und hier war es auch so.
    Trotzdem, sie fand den Geruch anders. Nicht so wie in ihrer Praxis, sondern mehr wie bei einem Spaziergang durch den Zoo. Und dort befanden sich auch Raubtiere in den Gehegen oder hinter Gittern.
    Plötzlich war das Gefühl der Angst wieder da. Maxine erinnerte sich daran, dass gerade in der letzten Zeit einige Menschen in England Raubtiere entdeckt hatten. Man sprach von Leoparden oder sogar von einem Panter. Die Zeitungen hatten darüber ebenso berichtet wie das Fernsehen. Man traute diesen Zeugen durchaus zu, dass sie die Wahrheit gesagt hatten, denn es gab im Land einige Exzentriker und unverantwortliche Menschen, die sich zuerst die exotischen Tiere hielten und sie dann, wenn sie ihrer überdrüssig wurden, einfach in die Freiheit entließen. So konnten sie dann durch die Wälder streunen und sich nach einer entsprechenden Beute umschauen. Bisher hatte es noch keinen verletzten oder toten Menschen gegeben, aber das musste ja nicht so bleiben.
    Wieder streifte die kalte unsichtbare Hand über den Rücken der Tierärztin hinweg.
    Immer wieder saugte sie die Luft ein. Der Geruch befand sich in ihrer Nase, sie spürte ihn auch auf der Zunge, und sie wagte es nicht, sich von der Stelle zu rühren.
    Dafür starrte sie nach vom in die Dunkelheit. Katzenaugen leuchten oft im Finstern, und das war bei großen Katzen nicht anders. Deshalb suchte sie diese schmalen Ovale, die dann wie Ausschnitte in der Dunkelheit standen.
    Nein – kein Leuchten, auch kein Fauchen. Es blieb die verdammte und beklemmende Stille bestehen, die für ihren Geschmack immer dichter wurde und ihr beinahe den Atem raubte.
    Plötzlich veränderte sich alles, obwohl es im Prinzip gleich blieb. Von außen her schaltete jemand das Licht ein, das von drei mit Gittern umgebenden Deckenleuchten in sanften Fächerwellen nach unten fiel und auch den Boden erreichte, auf dem noch die Strohreste lagen.
    Maxine schrie auf!
    Allerdings nur innerlich, denn der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken.
    Sie hatte es sich gedacht. Sie hatte genau richtig getippt. Es war der blanke Wahnsinn. Vor ihr und an der gegenüberliegenden Seite des Stalls lagen die wahren Herren.
    Drei Leoparden!
    ***
    Es hatte dem Vogelmädchen Carlotta nicht gefallen, allein gelassen zu werden. Einige Male hatte sie gefragt, ob sie nicht mitkommen konnte, das jedoch hatte Maxine abgelehnt und darauf hingewiesen, dass sie höchstens drei Tage wegbleiben würde.

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