Madame Mystique
Rechenschaft schuldig. Wie ich sie kenne, wird sie vor Mitternacht zurück sein. Sie wollte in der Stadt etwas besorgen. Es hat sich eben länger hingezogen. Das kann passieren.«
Die Ausreden oder Lügen wurden mir mit einem Lächeln präsentiert, und ich nahm es auch hin, denn ich sprach nicht dagegen. »Klar, das kann passieren, Rhonda. Aber mal etwas anderes. Wie ich weiß, ist eine Freundin von mir bereits eingetroffen. Sie sollte ebenfalls an der Party teilnehmen.«
»Kann ich den Namen erfahren?«
»Ja. Sie heißt Dr. Maxine Wells.«
Rhonda sagte nichts, und das ärgerte mich. In diesem Hotel wohnten so gut wie keine Gäste, das hatte ich einfach gespürt, und als sie jetzt den Kopf senkte, um in einem altmodischen Anmeldebuch nachzuschauen, da hob sie kurze Zeit später ihre Schultern an. »Es tut mir Leid, dieser Name steht hier nicht.«
Ich wurde leicht ärgerlich. »Aber sie ist hier im Haus. Sie selbst hat mich angerufen, verdammt noch mal.«
»Ja, das mag sein. Nur steht sie hier nicht. Sie können selbst nachschauen, Sir.«
Auch wenn Rhonda ein unschuldiges Gesicht aufgesetzt hatte, ich ließ mich nicht beirren. »Auf das Nachschauen verzichte ich. Aber ich bezweifle, dass sie nicht eingetroffen ist Welchen Grund sollte sie gehabt haben, mir das Gegenteil zu sagen?«
»Das stimmt.« Sie klappte das Buch wieder zu. »Aber mir ist da ein Gedanke gekommen. Ihre Bekannte kann hier eingetroffen sein, als ich Pause hatte.«
»Ahja – Pause...«
»Ja, genau.« Sie drückte den Rücken durch, und dabei schoben sich automatisch ihre Brüste vor, als wollte Rhonda sie mir auf den Präsentierteller legen. »Ich habe den Dienst erst vor einer Stunde begonnen. Da konnte ich die Chefin ab lösen.«
»Super. Dann kann ich also das Hotel durchsuchen und mir jedes Zimmer zeigen lassen, um...«
»Nein, das darf ich nicht. Es kann auch sein, dass Ihre Bekannte Sie angerufen hat, als sie noch nicht eingetroffen war.«
»Kann sein. Ist aber nicht der Fall, denn ich habe ihren Wagen draußen auf dem Parkplatz gesehen.«
Auch da hatte sie eine perfekte Ausrede. »O, ich habe dort nicht nachgeschaut. Sie wissen ja selbst, wie neblig es draußen ist. Aber ich kenne Leute, die mögen den Nebel und gehen sogar gern im Nebel spazieren. Vielleicht hat ihre Freundin das getan. Frische Luft zu schnappen, ist ja nicht das Schlechteste. Selbst bei Nebel nicht.«
»Wie schlau Sie sind.«
»Bitte, Sir.« Sie hatte die Ironie sehr wohl verstanden. »Ich will Ihnen nur helfen.«
»Wenn das so ist, dann zeigen Sie mir mein Zimmer. Oder sagen Sie mir, wohin ich gehen muss.«
Sie drehte sich um und griff zielsicher nach einem Schlüssel, der am Brett hing. »Sie müssen hoch in die erste Etage gehen. Aber warten Sie, ich werde Sie begleiten.«
»Gut.«
Ich war wirklich gespannt, wie es weiterging. Dass hier etwas faul war, merkte selbst jemand, der wenig Sensibilität zeigte. Ich wurde hier regelrecht vorgeführt, und das kam mir abgesprochen vor.
Noch machte ich das Spiel mit, aber meine Sorgen um Maxine verstärkten sich.
Rhonda kam hinter dem Rezeptionstresen hervor. Sie lächelte mich dabei an. Ihre Augen funkelten, als wollte sie mir ein besonderes Versprechen geben.
Ich ließ sie vorgehen, und Rhonda bewegte sich auf dem direkten Weg in Richtung Treppe. Der kurze Rock, die Netzstrümpfe und all ihre Bewegungen waren darauf angelegt, mich anzumachen. Ich hatte schon in vielen Hotels gewohnt, aber so provozierend und mit ihren Reizen spielend war noch keine Mitarbeiterin vor mir hergegangen. Ich glaubte fest daran, dass Rhonda einen bestimmten Zweck damit erfüllen wollte, und war gespannt, was sie sich noch alles einfallen lassen würde.
Zunächst gingen wir die Treppe hoch. Auch jetzt hörten ihre schaukelnden Bewegungen nicht auf.
Sie kam richtig in Form und summte sogar ein Lied vor sich hin.
Der Flur war nicht eben breit, er war auch recht düster, aber Rhonda schaltete das Licht ein, und so konnte ich jetzt die Zimmertüren erkennen, die sich nur auf der rechten Seite befanden.
Ich dachte daran, dass auch Maxine hier wohnte, und fragte mich, hinter welcher Tür ihr Zimmer lag. Zu hören war jedenfalls nichts. Keine fremden Geräusche. Es gab nur unsere schleifenden Schritte auf dem rauen Teppichboden.
Vor der dritten Tür blieb Rhonda stehen. »Ja, Sir, hier ist Ihr Zimmer.«
Sie bückte sich, schloss die Tür auf und stieß sie nach innen, damit ich das Zimmer betreten konnte.
Sie ließ mir den
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