Madame Mystique
konzentriert, doch wenn ich ehrlich sein sollte, ich verstand nur Bahnhof. Das ging alles in mir vorbei, aber ich wusste, dass man mir eine Falle gestellt hatte. Dafür musste es einen Grund geben.
Es ging nicht nur um mich, sondern auch um Maxine Wells, um die ich mich sehr sorgte. Ich hatte sie bisher nicht zu Gesicht bekommen und wollte auch nicht gerade das Schlimmste annehmen, aber beunruhigend war es schon. So kam mir der Gedanke, dass zuerst sie kaltgestellt worden war und man sich nun um mich kümmern wollte.
Ich zähmte meine Neugierde und wartete darauf, dass Tabea Ryder etwas sagte. Sie kümmerte sich nicht mehr um Rhonda, denn jetzt galt ihre Aufmerksamkeit einzig und allein mir, und der Blick ihrer unterschiedlichen Augen bohrte sich in mein Gesicht.
Ich hielt ihm stand. Ich dachte gar nicht daran, mein Licht unter den Scheffel zu stellen, und bekam jetzt Gelegenheit, mir ihr Gesicht noch genauer anzuschauen.
Durch das Tuch und auch durch das nach vorn fallende dunkle Haar wirkte ihre Stirn kleiner, als sie es in Wirklichkeit war, aber das Zeichen darauf konnte nicht übersehen werden.
Es war ein Druidenstern. Zwei ineinander geschobene Dreiecke mit bestimmten Symbolen darin, die mich zugleich an diejenigen erinnerten, die sich auf meinem Kreuz befanden.
Ja, es stimmte. Das gleiche Zeichen befand sich auf der Mitte meines Kreuzes. Ich schluckte, als ich das sah, und Tabea hatte meine Reaktion bemerkt.
»Jetzt wunderst du dich, nicht wahr?«
»In der Tat.«
»Ich habe mich eben gut vorbereitet«, flüsterte sie.
»Wozu?«
»Um dich zu vernichten. Ich will dich mit den eigenen Waffen schlagen, Sinclair, denn nur so kann man dich besiegen. Das habe ich mittlerweile herausgefunden.«
Wenn ich ehrlich war, ich verstand immer noch nur Bahnhof. Tabea Ryder sprach nach wie vor in Rätseln, denn ich sah keine Verbindung zwischen ihr und mir. Das war einfach unmöglich. Ich hatte sie zuvor nie gesehen. Erst jetzt war ich mit ihr bekannt geworden. Und ich begriff auch nicht, dass sie mich so stark hasste. Es gab einfach keinen Grund dafür. Ich hatte ihr nichts getan, und sie war mir noch nie in meinem Leben begegnet.
»Du überlegst, nicht? Du denkst nach? Du bist dir nicht sicher. Du kannst dir nicht vorstellen, was mich zu dir getrieben hat. Sehe ich das so richtig?
»Haargenau!«
»Wir haben uns auch noch nie gesehen, und trotzdem will ich dich tot sehen.«
»Ja«, gab ich etwas rau zurück, »das ist mir schon klar. Nur begreife ich nicht, warum auch Maxine Wells in deine Fänge hineingeraten ist. Was hat sie damit zu tun?«
»Sie und du. Ihr seid ein Problem. Ihr habt etwas zerstört, und deshalb werdet ihr beide sterben. Ich habe lange nachgedacht. Ich habe auch gesucht, aber jetzt steht mein Plan fest. Nur so kann er von mir gerächt werden, Sinclair.«
Ich wusste zwar noch nicht Bescheid, aber ich merkte, dass wir uns dem eigentlichen Ziel schon näherten. Es ging um Rache. Klar, das hatte ich mir schon gedacht. Dennoch beinhaltet der Begriff Rache ein weites Feld, und er hatte auch mit persönlichen Dingen zu tun. Da ich ihr bisher nichts getan hatte, musste die Rache mit etwas Anderem Zusammenhängen, und das machte mich neugierig.
»Wer ist er? «, fragte ich.
»Du kennst ihn.« Ihr Gesicht zeigte plötzlich eine Grimasse. »Ja, du kennst ihn, denn du hast ihn vernichtet. Durch dich und die verfluchte Tierärztin ist er in der Flammenhölle seines Labors umgekommen. Erinnerst du dich jetzt?«
Plötzlich wusste ich Bescheid. Da ging mit der berühmte Kronleuchter auf. Es ging um einen Mann, um einen Wissenschaftler, um einen verbrecherischen Genmanipulator.
»Professor Elax!«, flüsterte ich.
»Genau der!«
***
Alles was Recht war, doch damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. So groß war meine Fantasie nun auch nicht gewesen, dass ich diese Person mit Elax in Verbindung gebracht hätte. Aber sie hatte es mir gesagt, und ich sah keinen Grund dafür, weshalb sie hätte lügen sollen.
Sie musste die Überraschung wohl an meinem Gesicht abgelesen haben, sonst hätte sie nicht so gelacht. »Damit hast du wohl nicht gerechnet, Sinclair.«
»Stimmt genau, das habe ich auch nicht. Ich komme mir vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggetreten.« Ich schüttelte den Kopf. »Ausgerechnet Elax.«
»Ja, er war ein Meister. Er war derjenige, der die Welt hätte verändern können, aber du hast ihn umgebracht. Du und diese verfluchte Tierärztin Maxine
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