Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
einem Kloß im Hals. »Was hast du ihm erzählt?«
»Die Wahrheit. Nämlich dass du immer noch mit den Widerständlern rumhängst.«
Ich starrte an die Decke. »Wieso kommst du auf die Idee, ihm so etwas zu verraten, Joe?«
»Er ist ein Freund. Die Thompsons gehören fast zur Familie.«
»Paul Thompson würde mich am liebsten auf dem Scheiterhaufen sehen. Sein Vater hat sich meine Bewährungsauflagen ausgedacht. Bist du verrückt geworden? Genauso gut hättest du mich gleich ins Center schleppen können.«
»Nein, du bist anscheinend verrückt geworden«, schoss er zurück. »Paul hat mir erzählt, dass du geholfen hast, einen Flüchtling abzufangen. Und du hast einen Polizeiwagen zerstört? Das ist nicht mehr witzig, Maddie. Du hättest jemanden umbringen können.«
»Dafür gibt es Airbags. Sie haben eine Belastungsgrenze von 100 km / h.«
»Hältst du dich plötzlich für eine Superagentin, oder was? Einer der Polizeibeamten liegt im Krankenhaus, weil ihm der Brustkorb gebrochen wurde und eine Rippe die Lunge durchbohrt hat. Wie fühlt es sich an, für so etwas verantwortlich zu sein?«
Ich senkte den Kopf und fühlte mich schrecklich. »Gott, das tut mir leid. Wir hatten das Ganze nicht geplant, es ist einfach passiert. Ein Schuljunge hat unser Shuttle angehalten. Wir wollten ihm helfen, weiter nichts.«
»Du hilfst den falschen Leuten«, redete Joe auf mich ein. »Kannst du das nicht selbst sehen? Du solltest dich von Justin fernhalten. Durch den Typ kommst du nur auf die schiefe Bahn.« Er schaute zur Seite und seufzte. »Ich habe mich über das Center informiert und finde, dass das Programm gar nicht schlecht klingt. Dort werden Menschen psychologisch betreut, bis sie sich wieder in die Gesellschaft eingliedern können. Vielleicht würde dir das wirklich helfen.«
Ich stand auf und wollte lachen, bekam aber nur einen Ton heraus, der wie ein Wimmern klang. »Okay, ich verschwinde. Tolles Gespräch. Jetzt darf ich mich also wieder verstecken.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Ich schaute meinen Bruder misstrauisch an, doch er wich meinem Blick aus. Bei Joe klopfte nie jemand. Für eine Sekunde redete ich mir ein, dass es bestimmt Justin war. Aber da er bei meinem Bruder nicht erwünscht war, würde er nie auf die Idee kommen, mich in der Wohnung abzuholen.
»Was geht hier vor, Joe?«
»Du solltest öffnen«, sagte er. »Der Besuch ist für dich.«
Meine Lippen wurden schmal. »Tür öffnen«, befahl ich den Sensoren und der Riegel sprang auf.
Zwei massige Uniformierte marschierten herein. Ich wollte weglaufen, aber meine Füße waren wie festgenagelt. Außerdem versperrten Damon und Paul den einzigen Weg aus der Wohnung. Sie starrten mich an und auf ihren Gesichtern lag das gleiche siegesbewusste Grinsen.
»So treffen wir uns wieder«, sagte Damon.
»Ist ’ne Weile her«, fügte Paul hinzu.
Ich schaute meinen Bruder fassungslos an. »Du hast die ganze Zeit gewusst, dass sie kommen?«
»Sorry, Maddie«, sagte Joe. »Das habe ich nur zu deinem Besten getan. Ich will nicht, dass du dein Leben wegwirfst, weil du zu naiv bist, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
Ich sackte auf meinem Hocker zusammen und presste die Hände vors Gesicht. Ob es wohl eine Website gab, auf der man Brüder verkaufen konnte? So was wie www.second-handbrother.com . Mein jetziges Modell war nämlich ein totaler Fehlgriff. Ich musste unbedingt mal recherchieren.
»Die Aktion im Club war echt niedlich«, sagte Paul.
Ich verdrehte nur die Augen.
»Das ist also dein neues Ziel?«, fragte er. »Du befreist die Welt von bösen Discos?« Er lachte über seinen eigenen Witz.
»Wie pflichtbewusst von dir, den ganzen Weg nach L.A. zu kommen, um mich persönlich zu eskortieren«, sagte ich.
Er befahl, ich solle die Hände ausstrecken, und ich gehorchte widerwillig. Die Handschellen rasteten mit einem Klicken ein. »Dad und ich haben diesen kleinen Ausflug extra gemacht, damit deine Verhaftung nicht in den Akten auftaucht. Diesmal kann niemand dich abfangen, weil keiner davon weiß. Wir waren bereit, mit deinem Vater und dir zusammenzuarbeiten, bis du gestern fast einen Kollegen getötet hast.«
Ich stand auf und Damon packte mich hart am Oberarm. »Du hättest schon seit einem Monat in der Umerziehung stecken sollen.«
Ich murmelte, dass ich es mit Pünktlichkeit nicht so genau nahm. Meine Hände zitterten, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Damon durchbohrte mich mit Blicken. Jetzt verlor er
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